Schwedische Zwillingsstudie erhellt Zusammenhang zwischen Hypomanie und Bipolarität

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Die erbliche Komponente einer Hypomanie ist bei jungen Männern viel ausgeprägter als bei Frauen. Die Ätiologie überlappt mit der Bipolaren Störung, Depressionen und Schizophrenie. Dies deutet darauf hin, dass die Hypomanie ein kontinuierliches Merkmal sein könnte, das sich in extremer Form in unterschiedlichen psychiatrischen Störungen manifestieren könnte.

Hintergrund

Unterschwellige Symptome einer Hypomanie sind in der Allgemeinbevölkerung relativ häufig und wurden mit dem Ausbruch einer Bipolaren Störung in Verbindung gebracht. Über die Ätiologie weiß man wenig, und auch nicht darüber, ob es gemeinsame Ursachen für Hypomanie, Bipolare Störung und andere psychische Erkrankungen gibt.

Design

Kohortenstudie mit Daten zu 85.568 Zwillingspaaren im Alter von 18 Jahren, die in schwedischen Registern erfasst waren. Hypomanische Symptome wurden anhand eines Fragebogens erhoben (Mood Disorder Questionnaire), der von den Eltern ausgefüllt wurde. Ein Abgleich mit nationalen Registerdaten identifizierte jene 54 Individuen in der Kohorte (0,3 %), die Lithium erhielten, und/oder bei denen bis zum Alter von 24 Jahren eine Bipolare Störung diagnostiziert worden war. Zur Berechnung der Erblichkeit wurden 13.456 Individuen genotypisiert und für diese anhand von öffentlich verfügbaren Informationen aus genom-weiten Assoziationsstudien die polygenetischen Risikowerte (PRS) für mehrere psychiatrische Erkrankungen berechnet.

Ergebnisse

  • Die erbliche Komponente der Hypomanie wurde für männliche Teilnehmer auf 59 % (95%-Konfidenzintervall 52 – 64) geschätzt, für weibliche Probanden auf 29 % (95%-KI 36 – 47).
  • Die Varianz bei der Hypomanie wurde bei den Männern zu 41 % auf distinkte Umweltfaktoren zurückgeführt, bei den Frauen zu 45 %.
  • Der erbliche Anteil an der Hypomanie war bei unterschiedlich schweren Formen weitgehend gleich.
  • Für den Zusammenhang zwischen Hypomanie und der Diagnose einer Bipolaren Störung fanden sich jeweils moderate Korrelationen mit genetischen (0,40; 95%-KI 0,21 – 0,58) und Umweltfaktoren (0,41; 95%-KI 0,03 – 0,75).
  • Während es für die Hypomanie eine signifikante Korrelation mit den PRS für Schizophrenie (ß = 0,08; P = 0,002) und Depression (ß = 0,08; P = 0,001) gab, war dies für die Bipolare Störung ebenso wenig der Fall (ß = 0,017; P = 0,57) wie für die Subtypen Bipolar 1 (ß = 0,014; P = 0,64) und Bipolar 2 (ß = 0,045; P = 0,10).

Klinische Bedeutung

Die Resultate weisen auf eine gemeinsame Ätiologie zwischen hypomanischen Symptomen, Bipolarer Störung, Depression und Schizophrenie bei Jugendlichen. Welche spezifischen oder Umweltfaktoren dem zugrunde liegen, müssten künftige Studien zeigen, so die Autoren. Außerdem spekulieren sie, dass die Hypomanie ein kontinuierliches Merkmal sei, das der Bipolarität zugrunde liegen könnte.

Finanzierung: Swedish Research Council u.a.