Schwedische Studie: erhöhtes Depressionsrisiko bei Einnahme der Antibabypille
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Frauen, die kombinierte orale Kontrazeptiva zur Empfängnisverhütung einnehmen, haben ein höheres Risiko, eine depressive Episode zu entwickeln als Frauen, die dies nicht tun. Das geht aus einer schwedischen Studie hervor, die jüngst in Epidemiology and Psychiatric Sciences veröffentlicht wurde. Demnach ging die Einnahme der Antibabypille in den ersten zwei Jahren nach Einnahmebeginn mit einem um 73 Prozent erhöhten Risiko einher.
Die Möglichkeit, dass die Antibabypille negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat und sogar zu Depressionen führen kann, wird seit langem diskutiert. Obwohl sich viele Frauen wegen der Auswirkungen auf ihre Stimmung dafür entscheiden, die Pille abzusetzen, war ein Zusammenhang zwischen der Einnahme oraler Kontrazeptiva und Depressionen bislang unklar.
In der Populations-basierten Beobachtungsstudie analysierten Therese Johansson und Kollegen von der Universität Uppsala die Daten von 264.557 Frauen aus der UK Biobank. Die Inzidenz depressiver Episoden wurde durch Interviews sowie stationäre Krankenhaus- oder Primärversorgungsdaten ermittelt. Bei den untersuchten oralen Kontrazeptiva handelte es sich um kombinierte Antibabypillen aus Progesteron und Östrogen. So genannte „Minipillen“, die ausschließlich aus Gestagen bestehen, wurden in der Studie dagegen nicht berücksichtigt.
Depressionsrisiko bei Teenagern am höchsten
Den Ergebnissen zufolge ging die Einnahme der Antibabypille in den ersten zwei Jahren nach Einnahmebeginn mit einem um 73 Prozent erhöhten Risiko einher. Dabei stellen die Wissenschaftler fest, dass das Risiko für Frauen im Teenageralter am höchsten war. So hatten Frauen, die bereits in jungen Jahren mit der Einnahme der Pille begannen, eine 130 Prozent höhere Inzidenz depressiver Symptomen, während der Anstieg bei erwachsenen Frauen mit 92 Prozent geringer ausfiel.
„Der starke Einfluss der Antibabypille auf Teenager lässt sich auf die hormonellen Veränderungen in der Pubertät zurückführen“, sagt Erstautorin Therese Johansson von der Abteilung für Immunologie, Genetik und Pathologie der Universität Uppsala. Da Frauen in dieser Altersgruppe bereits erhebliche hormonelle Veränderungen erlebt haben, können sie nicht nur für hormonelle Veränderungen, sondern auch für andere Lebenserfahrungen empfänglicher sein.
Die Wissenschaftler konnten auch feststellen, dass das erhöhte Auftreten von Depressionen zurückging, wenn die Frauen nach den ersten zwei Jahren weiterhin orale Kontrazeptiva einnahmen. Bei jugendlichen Pillenanwenderinnen war jedoch auch nach dem Absetzen der Pille ein erhöhtes Auftreten von Depressionen zu beobachten, was bei erwachsenen Frauen nicht der Fall war.
Aufklärung über erhöhtes Depressionsrisiko
"Es ist wichtig zu betonen, dass die meisten Frauen externe Hormone gut vertragen, ohne dass sich dies negativ auf ihre Stimmung auswirkt, so dass kombinierte Verhütungspillen für viele Frauen eine ausgezeichnete Option sind“, so Johansson. Dennoch sollten trotz der vielen Vorteile der Antibabypille Frauen, die die Einnahme einer Antibabypille in Erwägung ziehen, über das mögliche Risiko einer Depression als Nebenwirkung informiert werden.
Studien über Minipille, Verhütungspflaster und Co. in der Pipeline
„Da wir in dieser Studie nur kombinierte orale Kontrazeptiva untersucht haben, können wir keine Schlussfolgerungen über andere Verhütungsmöglichkeiten wie Minipillen, Verhütungspflaster, Hormonspiralen, Vaginalringe oder Verhütungsstäbchen ziehen“, räumt Johansson weiter ein. In künftigen Studie sollen deshalb verschiedene Formulierungen und Verabreichungsmethoden untersucht werden.
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