Schmerzmediziner klagt über Versorgungsdefizite, KV-Chef über Praxis-Verluste

  • Dr.med. Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
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Die Versorgung der Schmerz-Patienten in Deutschland hat nach Auffassung der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin weiterhin Optimierungsbedarf. „Anspruch der Versorgergesellschaft Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin ist es, die Versorgung konkret zu verbessern“, sagte Dr. Johannes Horlemann, Kevelaer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin beim Schmerz- und Palliativtag. Er sei deshalb froh, die im vergangenen Jahr begonnene Diskussion mit Vertretern des Gesundheitsausschusses fortsetzen zu können. In Deutschland leben 3,9 Mio. Menschen mit schwersten chronifizierten Schmerzen. Rein rechnerisch könnten die 1.400 Schmerzmediziner maximal 420.000 von ihnen pro Quartal behandeln. Die übrigen fielen durch das Raster. „Das darf nicht passieren“, so Horlemanns Forderung. Für eine flächendeckende Versorgung sei in Deutschland ebenfalls nicht gesorgt – und eine Änderung der Bedarfsplanung bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) kein Thema. Wenn die Selbstverwaltung nicht die notwendigen Rahmenbedingungen schaffe, müsse die Politik handeln. Äußerst bedenklich sei auch die Altersstruktur in der Schmerzmedizin: In den nächsten fünf Jahren werde die Hälfte der aktuell tätigen Schmerzmediziner in den Ruhestand gehen Optimierungsbedarf soll beim es auch bei der Ausbildungsförderung geben. Die Schmerzmedizin sei hier nämlich außen vor, kritisierte DGS-Vizepräsidentin Dr. Silvia Maurer (Bad Bergzabern). Der Grund: Bei der Schmerzmedizin handle es sich um eine Zusatzbezeichnung und nicht um eine Facharztausbildung. Lediglich die KV Westfalen-Lippe stelle Gelder bereit, um die schmerzmedizinische Weiterbildung zu fördern. 

Rein rechnerisch mache jede Arzt-Praxis in Deutschland im Schnitt 76 Euro Verlust pro Kalendertag. Mit dieser Zahl sei der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO), Dr. Frank Bergmann, diese Woche an die Öffentlichkeit gegangen, meldet der „Ärztliche Nachrichtendienst“. Bergmann habe sich dabei auf Berechnungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung berufen. Demnach fehlten der ambulanten Versorgung in Deutschland alleine in diesem Jahr 2,8 Milliarden Euro. Dies bedeute, dass jede Praxis einen Verlust von 28.000 Euro mache. Ein Grund dafür sei der allgemeine Preisanstieg von 8,7 Prozent,  zitiert der Nachrichtendienst den KV-Chef.  

„Das, was wir gerade erleben, ist ein Armutszeugnis für das gesamte Gesundheitssystem. Krankenhäuser und Kliniken sollen zum Teil mit viel zusätzlichem Geld am Laufen gehalten werden. Die Praxen der Niedergelassenen, die mit Abstand den Großteil der Gesundheitsfürsorge von Patientinnen und Patienten leisten, kommen im politischen Wortschatz dieser Tage höchst selten vor“, habe Bergmann weiter erklärt. 

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) fordern eine „Zeitenwende" für die Inklusion von Kindern mit chronischen Erkrankungen.Deutschlands Schulen haben mit vielfältigen Problemen zu kämpfen. Das gravierendste davon ist laut aktueller Studien der Lehrkräftemangel, der eine Überlastung der Lehrkräfte zur Folge hat. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hat die Ergebnisse einer repräsentativen forsa-Umfrage veröffentlicht, wonach schätzungsweise bundesweit bereits heute um die 50.000 Lehrkräfte fehlen. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) nehmen dies zum Anlass, ihre Forderung nach Schulgesundheitsfachkräften zu erneuern – diese könnten einen wichtigen Beitrag zur Inklusion von chronisch erkrankten oder Kindern mit Behinderung leisten und damit das Lehrpersonal spürbar entlasten.

Die Vermittlung von Wissen ist eine zentrale, aber bei Weitem nicht die einzige Aufgabe, die Lehrerinnen und Lehrer im Schulalltag erfüllen. Streitigkeiten müssen geschlichtet, Sorgen angehört und immer wieder auch gesundheitliche Fragen geklärt werden. „Lehrkräfte sind in der Vergangenheit mit einer Vielzahl an Aufgaben überhäuft worden, ohne dass die Politik Rahmenbedingungen geschaffen hätte, um diese auch erfüllen zu können. Um all das zu stemmen und den Herausforderungen eines modernen Schulalltags gerecht werden zu können, müssen dringend multiprofessionelle Teams, beispielsweise aus Schulsozialarbeiterinnen und -sozialarbeitern oder Schulgesundheitsfachkräften, in die Schulen. Darüber hinaus leisten sie einen unerlässlichen Beitrag bei der Gesundheitsprävention.“, sagt Gerhard Brand, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung VBE. Während Schulsozialarbeiter bereits heute an vielen Schulen arbeiteten, seien Schulgesundheitsfachkräfte leider noch die Ausnahme.

Dabei wäre der Bedarf an medizinisch geschultem Personal hoch, und dies nicht primär für kleinere alltägliche Zwischenfälle – aufgeschürfte Knie oder plötzlich auftretende Bauchschmerzen. Diese sind zwar zeitraubend, aber meist harmlos. Wesentlich wichtiger wäre die Verfügbarkeit einer medizinisch ausgebildeten Ansprechperson für Kinder mit chronischen Erkrankungen wie einem Typ-1-Diabetes oder einer Behinderung. „Gerade für diese Kinder und ihre Familien stellt durch die zunehmende Ganztagsbeschulung der Schulbesuch eine große Hürde dar“, sagt Professor Dr. med. Andreas Neu, Präsident der DDG und kommissarischer ärztlicher Direktor an der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Tübingen. Um schwerwiegende Diabetesfolgen zu vermeiden, müssen die jungen Patientinnen und Patienten auf ihre Ernährung achten, regelmäßig den Blutzucker messen und bei Bedarf Insulin spritzen. „Damit sind Kinder im Grundschulalter häufig überfordert“, berichtet Neu. „Was auch auf die Lehrer zutrifft – schließlich sind sie für solche Aufgaben weder zuständig noch ausgebildet.“