Schlaganfall: Thrombektomie reduziert Behinderungen auch bei großem Infarktvolumen
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Von einer mechanischen endovaskulären Thrombektomie profitieren auch jene Patienten mit einer proximalen Okklusion eines großen Hirngefäßes, bei denen das Infarktvolumen größer ist als 50 ml. Dies ist das Ergebnis einer Studie in 31 westlichen Zentren, die wegen der Wirksamkeit der Prozedur vorzeitig beendet wurde, und die nun im New England Journal of Medicine publiziert wurde.
Hintergrund
In der Therapie des Schlaganfalls hat die Einführung der endovaskulären Thrombektomie für ausgewählte Patienten mit einem großen arteriellen Gefäßverschluss die Ergebnisse deutlich verbessert. Inwiefern auch jenes Fünftel der Patienten mit großen Infarkten davon profitiert ist jedoch unklar, weil diese in den großen Studien unterrepräsentiert waren.
Design
SELECT2 war eine prospektive, randomisierte, offene Studie an 31 Einrichtungen in Nordamerika, Europa und Australien, die wegen nachgewiesener Wirksamkeit der experimentellen Therapie vorzeitig gestoppt wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren 352 Patienten mit einem Verschluss der internen Carotis-Arterie oder im ersten Abschnitt der Arteria cerebri media eingeschlossen worden, deren Infarkt maximal 24 Stunden zurücklag, und die in der Bildgebung ein großes Infarktvolumen aufwiesen. Dies war definiert durch einen Wert von 3 – 5 auf der 10-teiligen Alberta Stroke Program Early Computed Tomography-Skala oder ein Volumen vom mindestens 50 ml im CT/MRT. Verglichen wurde die zusätzliche endovaskuläre Thrombektomie mit der alleinigen medizinischen Versorgung (Kontrolle). Primäres Studienziel war der Grad der Behinderung gemäß Rankin-Skala; außerdem wurde die funktionelle Unabhängigkeit bestimmt.
Ergebnisse
- Das Chancenverhältnis OR für eine günstigere Verteilung der Behinderungsgrade betrug 1,51 zugunsten der Thrombektomie, und war bei einem 95%-Konfidenzintervall von 1,20 – 1,89 statistisch hochsignifikant (P < 0,001). Median hatten die Patienten in der ersten Gruppe einen Rankin-Wert von 4 erreicht, gegenüber 5 in der Kontrollgruppe.
- Funktionelle Unabhängigkeit erreichten 20 versus 7 % der Patienten. Dies ergab ein relatives Risiko von 2,97 zugunsten der Thrombektomie (95%-KI 1,60 – 5,51).
- Die Mortalität in der Klinik war mit 23,6 versus 25,3 % in beiden Gruppen ähnlich, ebenso die Zahl intrakranieller Blutungen (1 bzw. 2). Allerdings gab in der Thrombektomie-Gruppe mehr vaskuläre Komplikationen - unter anderem 10 Dissektionen und 7 Perforationen.
Klinische Bedeutung
bereits im Vorjahr hatte eine japanische Studie den Nutzen der Thrombektomie auch für Patienten mit großem Infarktvolumen aufgezeigt. Wie Pierre Fayad (Omaha) in einem Kommentar hervorhebt, spricht die aktuelle Studie für die Generalisierbarkeit der Befunde. Es sei daher „vernünftig vorzuschlagen“, dass man die Prozedur auch jenen 20 % der Patienten mit großem Infarktvolumen anbieten sollte, sofern sie rechtzeitig in einem entsprechend ausgerüsteten Zentrum eintreffen.
Finanzierung: Stryker Neurovascular.
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