Schlaganfall: Ist die Lyse nach Gabe oraler Gerinnungshemmer sicher?
- Univadis
- Clinical Summary
Große internationale Kohortenstudie findet „unzureichende Evidenz für übermäßigen Schaden“ durch diese Off-Label-Anwendung.
Erkenntnis
- Eine intravenöse Thrombolyse (IVT) schien bei Patienten mit ischämischem Schlaganfall, die in den letzten 48 Stunden ein direktes orales Antikoagulans (DOAK) eingenommen hatten, nicht mit einem übermäßigen Risiko für symptomatische intrakranielle Blutungen einherzugehen.
Warum das wichtig ist
- US-amerikanische und europäische Leitlinien raten bei dieser Patientenpopulation aufgrund von Bedenken bezüglich Blutungen von einer IVT ab.
Studiendesign
- Internationale retrospektive Kohortenstudie mit konsekutiven erwachsenen Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall, die mit einer IVT behandelt wurden, mit oder ohne Thrombektomie:
- 832 mit kürzlicher DOAK-Anwendung (bestätigte Einnahme ≤ 48 Stunden vor IVT)
- 32.375 ohne Antikoagulanzien-Anwendung
- Hauptergebnis: symptomatische intrakranielle Blutung innerhalb von 36 Stunden nach der IVT (Verschlechterung um ≥ 4 Punkte auf der NIH Stroke Scale, die auf radiologisch evidente intrakranielle Blutung zurückzuführen ist).
- Finanzierung: Bangerter-Rhyner Foundation
Wesentliche Ergebnisse
- Eine symptomatische intrakranielle Blutung trat bei 2,5 % der DOAK-Gruppe und bei 4,1 % der Gruppe ohne Antikoagulation auf.
- Die Differenz entsprach insgesamt einer um 43 % niedrigeren bereinigten Wahrscheinlichkeit bei Patienten mit kürzlicher DOAK-Anwendung (p = 0,02).
- Die Wahrscheinlichkeit war bei denjenigen, die vor der IVT eine Behandlung zur Aufhebung der DOAK erhielten, um 64 % geringer (p = 0,16), bei denjenigen, deren DOAK-Werte vor der IVT bestimmt wurden, um 44 % geringer (p = 0,14) und bei denjenigen, die keine dieser Auswahlstrategien erhielten, um 34 % geringer (p = 0,20).
- Bei Patienten mit im Plasma nachweisbaren DOAK-Konzentrationen oder bei Patienten, die < 12 Stunden vor der IVT ein DOAK einnahmen, wurde ein ähnliches Muster beobachtet (43 % geringere Wahrscheinlichkeit; p = 0,23).
- Im Vergleich zu Kontrollpatienten ohne Antikoagulation wiesen Patienten mit kürzlicher DOAK-Anwendung eine um 18 % höhere Wahrscheinlichkeit für eine hämorrhagische Transformation in einer Bildgebung innerhalb von 36 Stunden auf (p = 0,14), jedoch auch eine um 13 % höhere Wahrscheinlichkeit für eine funktionelle Unabhängigkeit nach 90 Tagen (p = 0,20).
Expertenkommentar
- In einem Editorial schreibt Eva A. Mistry, MBBS, MSCI, University of Cincinnati, Cincinnati, Ohio, dass „die Studie vorläufige zeitkritische Daten liefert, die bei Patienten mit [akutem ischämischem Schlaganfall], die kürzlich ein DOAK anwendeten und innerhalb des Standard-Thrombolysezeitfensters vorstellig werden, für eine Thrombolyse (hauptsächlich durch Anwendung von Alteplase) sprechen. Trotz der durch das Studiendesigns und die aufgenommene Population bedingten Einschränkungen können diese Daten von Ärzten genutzt werden, um bezüglich Patienten mit kürzlicher DOAK-Anwendung individuelle Entscheidungen bezüglich einer Thrombolyse zu treffen.“
Einschränkungen
- Die Ergebnisse wurden möglicherweise durch eine Selektionsverzerrung und restliche Störfaktoren beeinträchtigt.
- Die verabreichte IVT-Dosis variierte zwischen den Zentren.
- Die Teststärke der Studie war für Analysen einiger Untergruppen wahrscheinlich unzureichend.
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