Schlafstörungen bei KHK-Patienten mit erhöhtem Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse verbunden

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Viele Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) leiden an Schlafstörungen. Aktuelle Daten zeigen nun, dass Schlafstörungen bei KHK-Patienten mit einem erhöhten Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) einhergehen. Die Forschungsergebnisse sind auf dem ESC Preventive Cardiology 2022, einem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie, vorgestellt und in der Fachzeitschrift „SLEEP Advances“ veröffentlicht worden.

„Schlafprobleme werden meist mit psychischen Problemen in Verbindung gebracht; unsere Studie ergab, dass Schlaflstörungen allerdings auch signifikant mit kardialen Ereignissen verbundenn sind- und zwar sogar nach Berücksichtigung von Angst- und Depressions-Symptomen", so der Hauptautor Lars Frojd von der Universität Oslo. „Die Ergebnisse legen nahe, dass Herz-Patienten auf Schlafstörungen untersucht und entsprechend behandelt werden sollten.“

An der prospektiven Studie nahmen 1068 Patienten teil, die im Durchschnitt 16 Monate nach einem Herzinfarkt und/oder einem revaskularisierenden Eingriff (Stent-Implantation oder Bypass-Operation) behandelt wurden. Zu Beginn der Studie wurden Daten über Schlaflosigkeit, Risikofaktoren für erneute Herzinfarkte und Begleiterkrankungen erhoben.

Die Teilnehmer füllten den Fragebogen der „Bergen Insomnia Scale“ aus. Sechs Fragen beziehen sich auf die Fähigkeit, ein- und durchzuschlafen, vorzeitiges Aufwachen, das Gefühl, nicht ausreichend ausgeruht zu sein, auf Tagesmüdigkeit, die das berufliche und private Leben beeinträchtigt, und auf die Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit mit dem Schlaf. Zu den Risikofaktoren gehörten das C-reaktive Protein, der Raucherstatus, das LDL-Cholesterin, Diabetes, körperliche Aktivität, der Taillenumfang und der systolische Blutdruck. Begleiterkrankungen waren Schlaganfall, transitorische ischämische Attacke, periphere Arterienerkrankung und Nierenversagen.

Der primäre Endpunkt setzte sich zusammen aus schwerwiegenden unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen (MACE; kardiovaskulärer Tod, Krankenhausaufenthalt aufgrund von Myokardinfarkt, Revaskularisierung, Schlaganfall oder Herzinsuffizienz).

Ungefähr jeder fünfte Teilnehmer (21 %) war eine Frau. Bei Studienbeginn lag das Durchschnittsalter der Patienten bei 62 Jahren, fast die Hälfte (45 %) litt unter Schlafstörungen; 24 % hatten in der letzten Woche Schlafmittel eingenommen. Während einer durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 4,2 Jahren traten bei 225 Patienten insgesamt 364 MACE auf.

Im Vergleich zu den Patienten ohne Schlafstörungen betrug das relative Risiko für rezidivierende MACE bei Patienten mit Schlafstörungen 1,62 (nach Anpassung für Alter und Geschlecht), 1,49 nach zusätzlicher Anpassung für koronare Risikofaktoren und 1,48 nach zusätzlicher Anpassung für Begleiterkrankungen. 

Der Zusammenhang zwischen Schlaflosigkeit und rezidivierenden MACE blieb mit einem relativen Risiko von 1,41 auch dann signifikant, wenn Angst und Depressionen bei der Berechnung berücksichtigt wurden.

Nach Angaben von Lars Frojd ergaben weitere Berechnungen, dass Schlafstörungen für 16 % der rezidivierenden MACE "verantwortlich" waren, nach Rauchen (27 %) und geringer körperlicher Aktivität (21 %). Lars Frojd: „Das bedeutet, dass 16 % der wiederkehrenden schweren kardiovaskulären Ereignisse hätten vermieden werden können, wenn keiner der Teilnehmer an Insomnien gelitten hätte."

Finanzierung der Untersuchungen: Universität Oslo und Vestre Viken Trust