SARS-CoV-2-Omikron: Monoklonale Antikörper unterscheiden sich bei Subvarianten in der Hemmkapazität
- Dr. Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Monoklonale Antikörper, die für die Therapie und die Prä- oder Postexpositionsprophylaxe von SARS-CoV-2-Infektionen entwickelt worden sind, wirken nicht nur gegen verschiedene Virusvarianten von Alpha bis Omikron unterschiedlich gut, sondern auch gegen Subvarianten wie Omikron BA.1 oder BA.2. Vor Gabe von Antikörperpräparaten sollte deshalb möglichst auch die Sublinie des infizierenden Virus bekannt sein.
Hintergrund
Seit einigen Wochen besteht ein sehr hoher Infektionsdruck in der Bevölkerung durch SARS-CoV-2 (1). Im Zeitraum Ende Februar/Anfang März wurden dem Robert Koch-Institut in Berlin pro Woche zwischen 1,1 bis 1,2 Millionen neue Fälle übermittelt. Die Zahl aktuell Erkrankter (Stand: 9. Kalenderwoche) wird auf 1,2 bis 2,1 Millionen geschätzt. Die Omikron-Variante dominiert in Deutschland, der Anteil aller anderen inklusive Delta liegt unter 1 %. Dabei steigt der Anteil der Omikron-Sublinie BA.2 stetig an. Hatte er in der 4. Kalenderwoche (KW) noch 10,6 % betragen, so lag er in der 8. KW bereits bei 48 %. Da bei der Variante Aminosäuren in der Rezeptor-Bindungsregion des Spikeprotein ausgetauscht sind, an die auch die therapeutischen monoklonalen Antikörper binden, ist die Effektivität der zugelassenen Antikörperpräparate unklar. Eine japanische Arbeitsgruppe hat die Fragestellung labormedizinisch untersucht.
Design
- Prüfung der Neutralisationskapazität zugelassener monoklonaler Antikörper gegen SARS-CoV-2 Omikron BA.2 und andere Subvarianten über den FRNT (Focus Reduction Neutralisation Titer Test)
- Die Neutralisationsfähigkeit wird über die FRNT-Titer und die absoluten Substanzmengen quantifiziert, die notwendig sind, um 50 % der lebenden Viren abzutöten.
Hauptergebnisse
- Die Antikörperpräparate Etesevimab und Bamlanivimab hatten bei Omikron BA.2 eine deutlich geringere Neutralisationskapazität als gegen die anderen Varianten und den Wildtyp-Stamm, und zwar als jeweilige Monosubstanzen, aber auch in Kombination miteinander.
- Imdevimab hingegen, von dem aus früheren Untersuchungen eine verminderte Neutralisationsfähigkeit von Viren der Sublinien Omicron/BA.1 und Omikron/BA.1.1 bekannt war, hatte eine gute Effektivitität gegen Omikron/BA.2.
- Die Kombination von Imdevimab mit Casirivimab war ebenfalls gegenüber Omikron/BA.2 aktiv, deutlich reduziert aber bei Omikron/BA.1 und Omikron/BA.1.1.
- Auch Casirivimab, Tixagevimab und Cilgavimab hatten bereits in niedrigen Substanzkonzentrationen eine gute Hemmwirkung auf Omikron/BA.2.
- S309, eine Vorgängersubstanz von Sotrovimab, war in dieser Studie weniger effektiv im Sinne einer Neutralisationskapazität gegen Omikron BA.2 als gegen Omikron/BA.1 und /BA.1.1.
Klinische Bedeutung
Die Neutralisationskapazitäten monoklonaler Antikörper sind auch gegenüber verschiedenen Virussubvarianten unterschiedlich.
Die Ergebnisse weisen nach Meinung der Autoren darauf hin, dass vor der Gabe von Antikörperpräparaten wegen einer SARS-CoV-2-Infektion möglichst auch die Sublinie bekannt sein sollte. Die labormedizinischen Daten zur Effektivität der monoklonalen Antikörper sollten in klinischen Studien überprüft werden, so die Autoren. Monoklonale Antikörper können in der frühen Krankheitsphase die SARS-CoV-2-Viruslast bei leichter bis moderater COVID-19-Erkrankung senken und bei Risikopersonen auch zur Prä- und Postexpositionsprophylaxe angewendet werden (3).
Von SARS-CoV-2-Omikron sind bislang 4 Sublinien bekannt. Die Bedeutung der Subvariante BA.2 am Pandemiegeschehen wird vermutlich weiter zunehmen im Vergleich zu anderen aktuellen Varianten und Subvarianten.
Finanzierung: öffentliche Mittel
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