SARS-CoV-2: Der Proteinimpfstoff Nuvaxovid ist weniger effektiv als die beiden mRNA-Vakzine
- Dr. Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Der adjuvantierte Proteinimpfstoff Nuvaxovid der Firma Novavax induziert humorale und zelluläre Immunantworten gegen SARS-CoV-2, ist jedoch weniger effektiv als die mRNA-Vakzine von BioNTech und von Moderna. Es werden weniger spezifische Antikörper gebildet als nach Impfungen mit Comirnaty (BioNTech) oder mit Spikevax (Moderna) und fast keine T-Killerzellen, die als besonders wichtig gelten für den Schutz vor schweren COVID-19-Verläufen. Zur Verbesserung der Antikörperfunktion bei Anwendung von Nuvaxovid sollten sich die Impflinge grundsätzlich boostern lassen, raten die Studienautoren (1).
Hintergrund
In Deutschland und vielen anderen Ländern gibt es Skepsis gegenüber mRNA- und vektorbasierten Impfstoffen, die gegen SARS-CoV-2 entwickelt wurden. Anders als bei „klassischen“ Totimpfstoffen wird bei mRNA- und vektorbasierten Impfstoffen virusspezifische Nukleinsäure in den menschlichen Körper eingebracht, der dann selbst die immunogenen Virusproteine produziert. Für Menschen, die diesem Wirkprinzip wegen potenzieller, bislang nicht bekannter Nebenwirkungen misstrauen, kann der Proteinimpstoff Nuvaxovid eine Alternative sein. Er enthält Teile des Spikeproteins von SARS-CoV-2 plus ein Saponinextrakt als Wirkverstärker und ist seit Ende Februar in Deutschland verfügbar. Zulassungsrelevante Studien hatten einen Schutzeffekt von circa 90 % gegen SARS-CoV-2-Infektionen ergeben und ein gutes Sicherheitsprofil (2, 3). Bislang aber gab es kaum detaillierte immunologische Untersuchungen unter Real-World-Bedingungen. Diese Lücke füllt eine Studie deutscher Forscher (1).
Design
- Studienteilnehmer: 66 Probanden vom Unicampus Homburg a.d. Saar
- Studiengruppen: Jeweils 22 Probanden erhielten Nuvaxovid, Comirnaty oder Spikevax
- immunologische Untersuchungen: quantitative und qualitative Charakterisierung der humoralen und zellulären Immunantworten auf die 3 Vakzine nach einer und mehreren Impfungen
Hauptergebnisse
- Nach lediglich einer Impfung mit Nuvaxovid ist die Immunantwort zu gering, um ausreichend gegen COVID 19 zu schützen, so das Fazit der Forscherinnen und Forscher.
- Nur bei Studienteilnehmern, die sich bereits vor der ersten Impfung mit dem Coronavirus infiziert hatten, induzierte eine Dosis Nuvaxovid einen ausreichenden Schutz.
- Die virusspezifischen IgG-Titer waren nach der Gabe von Nuvaxovid signifikant geringer als nach der Gabe von Comirnaty oder Spikevax (p = 0,006).
- Mit Nuvaxovid wurden praktisch keine Spikeprotein-spezifischen CD8+ T-Killerzellen induziert, lediglich bei 3/22 Probanden (14 %) erreichten diese überhaupt die Nachweisgrenze.
- Fast alle mit Nuvaxovid geimpften Personen (82 %) bildeten aber Spikeprotein-spezifische CD4+ T-Helferzellen aus, wenn auch in niedrigeren Titern als nach Impfung mit den beiden anderen Impfstoffen. Auch dieser Unterschied war signifikant (p < 0,0001).
- Die mRNA-Impfstoffe aktivierten außerdem mehr multifunktionale Immunzellen, die IFNγ, TNFα und IL-2 koexprimierten, im Vergleich zu Nuvaxovid (p = 0,0007).
- Bei allen Impfstoffen war die virusneutralisierende Aktivität der Antikörper gegen die Deltavariante am ausgeprägtesten, gefolgt von den Subvarianten BA.2 and BA.1.
- Durch Nuvaxovid wurden aber auch IgG-Antikörper gegen die Omikronvariante induziert.
- In Bezug auf leichte Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und leichtes Fieber konnten die Wissenschaftler keine Unterschiede des Proteinimpfstoffs zu den mRNA-Impfstoffen feststellen.
Klinische Bedeutung
Dem Bundesgesundheitsministerium zufolge wurden bisher circa 135.000 Nuvaxovid-Impfdosen verabreicht, etwa 60.000 Personen sind bereits zweifach geimpft (zit. n. [4]). Bei circa 60 Millionen Grundimmunisierungen in Deutschland ist das nur ein Anteil von 0,1 Prozent.
Zur Verbesserung der Antikörperfunktion empfehlen die Studienautoren allen Personen mit einer zweifachen Novavax-Impfung, sich nach Ablauf von 6 Monaten mit einer 3. Impfung boostern zu lassen. Nuvaxovid wird von der STIKO für Erwachsene jeden Alters empfohlen, nicht aber für Schwangere (5).
Finanzierung: Landes- und Bundesmittel
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