SARS-CoV-2: Bivalenter Impfstoff mit Omikronanteil verstärkt die Immunantwort
- Dr. Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Ein vom Unternehmen Moderna modifizierter mRNA Impfstoff, der an die Omikronvariante BA.1 angepasst ist (bivalent), induziert höhere Titer neutralisierender Antikörper gegen SARS-CoV-2 Omikron als der ursprüngliche monovalente Impfstoff. Das ergibt die Zwischenanalyse einer Phase-2/3-Studie, in der Reaktogenität und Immunogenität des bivalenten Impfstoffs (mRNA-1273.214) mit dem monovalenten Impfstoff (mRNA-1273) verglichen wurden, und zwar jeweils als 2. Booster (1). Der Impfstoff ist ebenso wie ein Omikron-angepasster mRNA-Impfstoff von BioNTech/Pfizer in Deutschland erhältlich.
Hintergrund
Mit der pandemischen Ausbreitung von SARS-CoV-2 entwickelten sich rasch Virusvarianten. Seit 2022 setzten sich Omikron (B.1.1.529; [BA.1]) und seine Subvarianten BA.2, BA.4 und BA.5 durch. Da die erste Generation der SARS-CoV-2-Vakzine weniger wirksam ist gegen die Omikronvarianten als gegenüber dem Vorläuferstamm Wuhan-Hu, haben die Impfstoffhersteller BioNTech/Pfizer und Moderna ihre Vakzine um Omikron erweitert. Nun liegen erste Daten einer noch laufenden Phase-2/3-Studie von Moderna zur Immunogenität des modifizierten Impfstoffs vor (1).
Design
- Studienform: offene Phase-2/3-Studie mit Teilnehmern, die mit dem ersten mRNA-Impfstoff gegen SARS-CoV-2 von Moderna (Spikevax) sowohl die komplette Grundimmunisierung (2 Dosen), als auch eine Boosterimpfung erhalten hatten. Sie wurden unverblindet aufgeteilt in eine
- Gruppe von 437 Probanden, die einen zweiten Booster mit dem Impfstoff mRNA-1273.214 erhielt, und eine
- Vergleichsgruppe mit 377 Probanden, die als zweiten Booster die ursprüngliche Moderna-Vakzine mRNA-1273 bekam
- Impfstoffe: der modifizierte Impfstoff enthält 25 μg mRNA mit dem Bauplan für das Spikeprotein von Omikron BA.1 plus 25 μg mRNA für das Spikeprotein des Vorläuferstamms Wuhan-Hu-1, der früher zugelassene Vergleichsimpfoff enthält 50 μg mRNA für das Wuhan-Hu-1-Spikeprotein.
- Ausschlusskriterien: SARS-CoV-2-Impfung oder -Infektion in den letzten 3 Monaten vor der 2. Boosterimpfung
- Erhobene Parameter: Fähigkeit, Immunreaktionen hervorzurufen (Reaktogenität), Immunogenität und Sicherheit, jeweils am Tag 28 nach dem 2. Booster
Hauptergebnisse
- Bei den Teilnehmern, die mit dem bivalenten Impfstoff geboostert worden waren, lag der durchschnittliche Titer neutralisierender Antikörper gegen die Omikron-Variante BA.1 bei 2372.
- Bei Teilnehmern, die als Booster die monovalente Vakzine erhalten hatten, lag der Antikörpertiter bei 1473.
- Wurden die neutralisierenden Antikörper gegen die Omikronvariante BA.4/5 gemessen, die derzeit dominiert, betrugen die Titer 727 beim modifizierten Impfstoff und 431 beim ursprünglichen Impfstoff.
- Ein Booster mit dem modifizierten mRNA-Impfstoff induzierte also gegen beide Omikronvarianten höhere Antikörperkonzentrationen als der monovalente Impfstoff.
- Es gab keine relevanten Unterschiede bei den unerwünschten Wirkungen.
Klinische Bedeutung
Die bivalente SARS-CoV-2-Vakzine von Moderna ist immunogener gegenüber SARS-CoV-2 Omikron als der monovalente Impfstoff. Die Effektivität im Sinne der Vermeidung von COVID-19 ist nicht untersucht worden.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, für die zweite COVID-19-Auffrischimpfung bei Personen ab 12 Jahren vorzugsweise einen der zugelassenen und verfügbaren Omikron-adaptierten bivalenten Impfstoffe zu verwenden (BioNTech/Pfizer oder Moderna; [2])
Arztpraxen können bereits die an die Omikron-Variante BA.1 angepassten COVID-19-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna bestellen, teilt die Kassenärztliche Bundesvereinigung mit (3). Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hatte den Weg für beide Impfstoffe freigemacht. Wichtig sei, dass auf dem Rezept die Impfstoffnamen mit dem Zusatz „Orig./BA.1“ stehen, also Comirnaty Orig./BA.1 oder Spikevax Orig./BA.1.
BioNTech hat seinen Impfstoff bereits ein zweites Mal modifiziert: um mRNA für das Spikeprotein Omikron BA.4-5. Eine Zulassung auch dieses Impfstoffs durch die EMA wird erwartet.
Finanzierung: Moderna
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise