S3-Leitlinie zum Multiplen Myelom erschienen
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Das Leitlinienprogramm Onkologie hat unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) in Deutschland erstmals eine S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Patienten mit monoklonaler Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) und für Betroffene mit Multiplem Myelom herausgegeben. Ziel ist es, evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und daraus Standards für die Diagnostik und Therapie von Betroffenen mit MGUS oder Multiplem Myelom in Deutschland zu etablieren.
„Nachdem in den 90er Jahren mit der autologen Stammzelltransplantation erstmals eine wirksame Therapie für das Multiple Myelom eingeführt wurde, hat sich die Behandlungssituation seit der Jahrtausendwende tiefgreifend verändert“, betont Leitlinienkoordinator Christof Scheid vom Universitätsklinikum Köln in einer Mitteilung.
Hohe Anforderungen an Diagnostik und Therapie
So wurden neue Medikamentengruppen zugelassen, die in verschiedenen Kombinationen zur Therapie eingesetzt werden können. Zeitgleich seien die Anforderungen an die Diagnostik gestiegen, beispielsweise zur frühzeitigen Detektion eines Rezidivs, aber auch zum Erkennen von Organkomplikationen (z.B. Nierenerkrankungen), die bei einem Multiplen Myelom auftreten können. „Mit der S3-Leitlinie soll daher das Wissen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Multiplen Myeloms gebündelt und die fachübergreifende Betreuung, etwa durch Schmerztherapie, körperliches Training oder Rehabilitationsmaßnahmen, verbessert werden“, fasst Scheid zusammen.
Das Multiple Myelom zählt zu den seltenen Krebserkrankungen. Im Jahr 2018 erkrankten laut dem Robert Koch-Institut 2.810 Frauen und 3.540 Männer neu an dieser Krebsart, wobei meist ältere Personen betroffen sind. Die 5-Jahres-Überlebensrate ist niedrig, sie liegt bei 54 Prozent (bei Frauen), bzw. bei 56 Prozent (bei Männern). Oftmals sind die Symptome unspezifisch. Betroffene klagen etwa über Knochenschmerzen, Gewichtsverlust und Infektneigungen.
Kombinationstherapien bei schlechtem Allgemeinzustand
Die Erkrankung wird laut Leitlinie meist medikamentös behandelt. Zum Einsatz kann etwa eine Hochdosischemotherapie mit nachfolgender autologer oder allogener Stammzelltherapie kommen. Bei der autologen Stammzelltherapie werden dem Betroffenen vor der Chemotherapie Stammzellen entnommen und im Anschluss wieder transplantiert. Bei der allogenen Stammzelltransplantation erhalten Erkrankte die Stammzellen eines passenden Spenders. Können Patienten aufgrund eines schlechten Allgemeinzustandes keine Stammzelltherapie erhalten, stehen ihnen Kombinationstherapien mit verschiedenen Wirkstoffen zur Verfügung, wie etwa Proteasomeninhibitoren und molekulare Antikörper. Auch eine Strahlentherapie kann zum Einsatz kommen, beispielsweise zur Schmerzbehandlung oder zur Verhinderung von Knochenbrüchen.
All dies erfordere aber eine sorgfältige Auswahl der Therapieoptionen in sinnvoller Sequenz, um ein möglichst langes Ansprechen zu erreichen, Organkomplikationen durch das multiple Myelom zu vermeiden und die Überlebenszeit zu verlängern, betonen die Leitlinienautoren.
Die Inhalte sind in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Android-Smartphone- und iPhone-Nutzer können die Leitlinien-App hier herunterladen: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/
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