S3-Leitlinie Mammakarzinom: Neue Empfehlungen zur systemischen Therapie
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Das Leitlinienprogramm Onkologie hat unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) die S3-Leitlinie "Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms" aktualisiert und die Empfehlungen zum Einsatz von zielgerichteten Therapien, etwa mit CDK4/6-Inhibitoren, bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs überarbeitet.
Aufgrund neuer Zulassungen und Studiendaten zur zielgerichteten Therapie war eine fokussierte Aktualisierung zur Systemtherapie notwendig, heißt es in einer Mitteilung de DGGG zur neuen Leitlinie. So zeigen aktuelle Studiendaten, dass für Patientinnen mit Mammakarzinom die Therapie durch den Einsatz von CDK4/6-Inhibitoren deutlich verbessert werden konnte.
CDK4/6- Inhibitoren in Kombination mit Hormontherapie
CDK4/6-Inhibitoren zählen zu den zielgerichteten Therapien, sie hemmen die sogenannten Cyclin-abhängige Kinasen, die das Zellwachstum kontrollieren und in Brustkrebszellen vermehrt aktiv sind. „Bei Her-2-negativen Patientinnen mit hormonabhängig wachsendem metastasiertem Brustkrebs können CDK4/6- Inhibitoren in Kombination mit einer Hormontherapie das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen,“ so Leitlinienkoordinator Achim Wöckel, Universitätsklinikum Würzburg. Diese Patientinnen sollten deshalb eine Kombination aus Aromatasehemmern oder Fulvestrant mit CDK 4/6- Inhibitoren erhalten, sofern diese Substanzklasse bislang noch nicht eingesetzt wurde.
Hormonrezeptor-positive, Her-2-negative Brustkrebspatientinnen, bei denen der Tumor bereits vor der Menopause streut, profitierten ebenfalls von der Kombination aus CDK4/6- Inhibitoren und Hormontherapie, räumt Mitkoordinator der Leitlinie Wolfgang Janni vom Universitätsklinikum Ulm ein. Allerdings müsse zunächst die Funktion des Ovars, beispielsweise durch die Gabe eines GnRH-Antagonisten ausgeschaltet werden.
OP nach neuen Empfehlungen weniger radikal
Überarbeitet wurde in der aktuellen Version ebenfalls das Kapitel zur operativen Therapie. Dabei liegt der Fokus auf modernen Operationsverfahren und dem Vorgehen beim axillären Staging unter besonderer Berücksichtigung der zunehmend häufiger durchgeführten neoadjuvanten Therapien. Insgesamt soll mit den neuen Empfehlungen die Radikalität gesenkt werden, betonen die Leitlinienautoren. Damit ist die Verringerung des Sicherheitsabstandes bei der Resektion des invasiven Karzinoms sowie der Verzicht der Axilladissektion unter definierten Bedingungen gemeint.
Neben den bisherigen und jetzt aktualisierten Kapiteln aus der Leitlinienversion von 2012 sind die Kapitel knochengerichtete Therapie, beeinflussbare Lebensstilfaktoren, Mammakarzinom in Schwangerschaft und Stillzeit, Schwangerschaft nach Mammakarzinom, Fertilitätserhalt, Mammakarzinom der älteren Patientin und Mammakarzinom des Mannes neu hinzugekommen.
Statistisch gesehen erkrankt in Deutschland etwa eine von acht Frauen im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom. Im Jahr 2016 waren etwa 30 Prozent aller Krebsneuerkrankungen bei Frauen auf Brustkrebs zurückzuführen. Brustkrebs ist nach Angaben des Robert Koch- Institut (RKI) somit die häufigste Krebserkrankung bei dieser Patientengruppe. Die Mortalitätsrisiko beim Mammakarzinom ist dagegen leicht rückläufig, was laut DGGG auf eine verbesserte Therapie zurückzuführen ist.
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise