RKI-Studie: Psychische Gesundheit der Deutschen hat sich im Laufe der COVID-19-Pandemie verschlechtert
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Die psychische Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland hat sich seit Beginn der COVID-19-Pandemie deutlich verschlechtert. Das geht aus ersten Ergebnisse einer Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor, die am Dienstag als Preprint veröffentlicht wurde. Demnach nahmen Depressionen, Angstsymptome und die subjektive psychisch Gesundheit nach anfänglicher Resilienz zu Pandemiebeginn seit Ende 2020 deutlich zu. Besonders betroffen waren Frauen, junge Erwachsene und Ältere über 65 Jahren.
Dazu analysierten RKI-Wissenschaftler repräsentative Daten aus telefonischen Befragungen von Erwachsenen in Deutschland. Drei Indikatoren für die psychische Gesundheit wurden bei rund 1.000 und später 3.000 zufällig ausgewählten Teilnehmern monatlich bis Juni 2022 beobachtet: Symptome von Depressionen (beobachtet seit April 2019 mit dem PHQ-2), Symptome von Ängsten (beobachtet seit März 2021 mit dem GAD-2) und die selbst eingeschätzte psychische Gesundheit (beobachtet seit März 2021 mit einem einzigen Item).
Resilienz zu Beginn der Pandemie
Depressive Symptome wie Interessenverlust und Niedergeschlagenheit gingen den Ergebnissen zufolge in der Zeit der ersten COVID-19-Welle und im Sommer 2020 gegenüber demselben Zeitraum in 2019 zunächst zurück. Dagegen nahmen sie später deutlich zu, von Herbst 2020 bis Frühjahr 2021 und erneut Ende 2021 bis Frühjahr 2022. Eine auffällige Symptombelastung über dem Schwellenwert lag laut der Wissenschaftler in den ersten Pandemiemonaten zwischen März und September 2020 bei etwa 9 Prozent der Bevölkerung, während es im selben Zeitraum 2019 11 Prozent waren. Der Anteil stieg dann auf 13 Prozent in 2021 und sogar auf 17 Prozent im Zeitraum März bis Juni 2022. Diese Entwicklung ziehe sich durch alle Geschlechter, Bildungs- und Altersgruppen, berichtet das RKI. Besonders betroffen seien Frauen, junge Erwachsene und ältere Menschen über 65 Jahre.
Auf eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit hätten auch die Ergebnisse zu Angstsymptomen wie Ängstlichkeit und unkontrollierbare Sorgen sowie zur subjektiven psychischen Gesundheit hingewiesen. So gaben im Zeitraum März bis September 2021 sieben Prozent der Bevölkerung eine auffällige Belastung durch Angstsymptome an, im Zeitraum März bis Juni 2022 waren es schon 11 Prozent. Zeitgleich sank der Anteil mit selbsteingeschätzter "sehr guter" oder "ausgezeichneter" psychischer Gesundheit von 44 auf 40 Prozent ab.
Wachsamkeit von Vertretern aus Politik und Medizin gefordert
"Durch die RKI-Daten lassen sich Trends frühzeitig erkennen und Handlungsbedarf für Forschung, Praxis und Politik identifizieren", unterstreicht RKI-Präsident Lothar Wieler in einer Mitteilung des Instituts. Demnach erfordere das vermehrte Auftreten von depressiven und Angstsymptomen sowie die verschlechterte subjektive psychische Gesundheit zum Ende des Beobachtungszeitraums im Juni 2022 aktuell Wachsamkeit bei Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Gesundheitsversorgung und -förderung sowie Prävention. Eine weitere Beobachtung sei laut RKI ebenfalls nötig, um eine mögliche Umkehrbarkeit dieser Trends einschätzen zu können.
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