Kernbotschaft
COVID-19-Patienten mit schweren Krankheitsverläufen sind im Vergleich zu Pneumonie-Patienten während einer saisonalen Influenza im Durchschnitt jünger, weisen seltener Vorerkrankungen auf und müssen häufiger und über einen längeren Zeitraum beatmet werden. Das geht aus Ergebnissen hervor, die jüngst im Epidemiologischen Bulletin 14/2020 des Robert Koch-Instituts veröffentlicht wurden.
Einschätzung der klinischen Schwere von COVID-19
Die Einschätzung der klinischen Schwere von COVID-19 durch Wissenschaftler des RKI basiert auf einem Vergleich von publizierten Fallserien hospitalisierter COVID-19-Patienten aus den chinesischen Städten Wuhan, Peking, Shenzen und den Provinzen Hubei und Zhejiang mit einer Referenzgruppe von Pneumonie-Patienten aus 73 deutschen Krankenhäusern (ICOSARI-Sentinel), die jeweils in einem vergleichbaren Zeitraum zu Beginn der jährlichen saisonalen Grippewelle 2015 – 2019 dort stationär aufgenommen wurden. Als Parameter zur klinischen Schwere wurde der jeweilige Anteil der Pneumoniepatienten mit akutem Atemnotsyndrom (ARDS), Beatmung, Intensivpflichtigkeit und tödlichem Krankheitsverlauf den Angaben in den Publikationen aus China gegenübergestellt.
COVID-19 Patienten sind jünger
Die hospitalisierten chinesischen COVID-19-Patienten waren im Durchschnitt jünger als die Pneumonie-Patienten zu Zeiten der saisonalen Influenzawelle, berichten die RKI-Wissenschaftler. Der Anteil weiblicher Patienten variierte in den Studien aus China je nach Fallserie zwischen 32 und 59 %, lag aber in einem ähnlichen Bereich wie bei den Pneumonie-Patienten im ICOSARI-Sentinel (39 – 42 %).
COVID-19 Patienten haben weniger Vorerkrankungen
Der Anteil von Patienten mit vorbestehenden Grunderkrankungen war bei den COVID-19-Patienten in China mit 20 – 51 % deutlich geringer als bei den Pneumonie-Patienten in Deutschland (70 – 77 %), heißt es im RKI-Bericht. Als häufigste Diagnosen wurden sowohl bei den COVID-19-Patienten als auch bei den Pneumonie-Patienten in Deutschland Bluthochdruck und Diabetes mellitus angegeben. COVID-19-Patienten litten allerdings weniger häufig an chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) oder Nierenerkrankungen.
COVID-19-Patienten müssen häufiger und länger beatmet werden
COVID-19-Patienten müssen deutlich häufiger und deutlich länger beatmet werden als Pneumonie-Patienten in Deutschland während der saisonalen Influenza. So wurde laut RKI in den drei Fallserien aus der chinesischen Provinz Hubei ein hoher Anteil von beatmeten COVID-19-Fällen beschrieben (20, 23 bzw. 25 %). Dagegen war der Anteil beatmeter Pneumonie-Patienten im ICOSARI-Sentinel um mehr als die Hälfte geringer (9 %). In den chinesischen Provinzen Shenzen und Zhejang wurden ebenfalls deutlich weniger COVID-19-Patienten beatmet (11 bzw. 2 %).
Die mittlere Beatmungsdauer der COVID-19-Patienten betrug 9 Tage für nicht-invasive und 17 Tage für invasive Beatmung. Bei den Pneumonie-Patienten im ICOSARI-Sentinel war die Beatmungsdauer (nicht-invasiv und invasiv) mit 2 Tagen deutlich kürzer. Der hohe Anteil beatmungspflichtiger COVID-19-Patienten mit langer Beatmungsdauer könnte sich laut der RKI-Wissenschaftler mit dem hohen Anteil des ARDS unter den Patienten erklären lassen.
COVID-19-Patienten sind etwa gleich häufig intensivpflichtig
Ausgehend von einer vergleichbaren Grunddiagnose (Pneumonie) ergab sich laut RKI-Bericht jeweils ein erstaunlich ähnlicher Anteil intensivpflichtiger und verstorbener Patienten. Was die Intensivpflichtigkeit betrifft, war der Anteil bei den Patienten aus beiden Gruppen mit jeweils etwa 20 Prozent ähnlich hoch. Der Anteil verstorbener Pneumonie-Patienten im ICOSARI-Sentinel lag bei 6 % und damit in einer vergleichbaren Größenordnung wie bei den COVID-19-Patienten in Hubei.
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