RKI: Antibiotika-Resistenzen in Deutschland weitgehend stabil

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Antibiotika-Resistenzen sind weltweit auf dem Vormarsch. In Deutschland war die Resistenzsituation 2022 im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil. Das geht aus dem aktualisierten Zahlen der  Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS) und der Antibiotika-Verbrauchs-Surveillance (AVS) des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor, der kürzlich veröffentlicht wurden.

Für das Jahr 2022 liegen dem RKI Daten aus 724 Einrichtungen der stationären Versorgung vor, darunter 591 Allgemeine Krankenhäuser; dies entspricht 34,5 Prozent aller Allgemeinen Krankenhäuser in Deutschland. In der ambulanten Versorgung deckt ARS mit Daten aus 21.950 Arztpraxen 29 Prozent der Praxen in Deutschland 2022 ab.

Resistenz gegenüber Vancomycin rückläufig

Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE)  werden in vielen deutschen Kliniken häufig beobachtet. Der Nachweis von VRE ist in den zurückliegenden Jahren hierzulande auf einem hohen Niveau und bewegt sich leicht oberhalb des EU-Durchschnitts. Wie die Analyse zeigt, zeichnet sich für 2022 glücklicherweise eine positive Entwicklung für die Resistenz gegenüber Vancomycin bei Enterococcus faecium-Infektionen ab (E. faecium aus Blutkulturen). Hier liegt der Resistenzanteil mit 18,1 Prozent zum ersten Mal seit 2018 unter der Marke von 20 Prozent. Enterokokken gelten als häufige Ursache nosokomialer Infektionen in der Gastroenterologie. Die Krankheitslast durch VRE-Infektionen ist hingegen nachweislich ansteigend.

Rückgang Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus“ (MRSA)

Auch bei Stapylococcus aureus setzt sich der seit Jahren beobachtete Rückgang der Methicillinresistenz fort. Der Anteil von MRSA liegt 2022 bei 7,1 Prozent in allen Proben aus stationärer Versorgung bzw. 3,8 Prozent in der ambulanten Versorgung, sowie bei 4,0 Prozent in Isolaten aus Blutkulturen. Methicillin ist ein Beta-Laktam-Antibiotikum, das gegen grampositive Bakterien wirkt. Insbesondere Methicillin-resistente Stapylococcus aureus  sind ein klinisches Problem geworden, da sie mit Standard-Antibiotika nicht mehr behandelt werden können.

Resistenz gegenüber Carbapenemen

Die Multiresistenz bei gramnegativen Bakterien stellt ein weltweit zunehmendes Problem dar. Von besonderer Bedeutung ist dabei eine Resistenz gegen Antibiotika aus der Gruppe der Carbapeneme, da diese bisher noch als Reserveantibiotika zur Behandlung schwerer Infektionen verwendet werden konnten. Carbapenemasen sind bakterielle Enzyme, die neben den Carbapenem-Antibiotika auch noch fast alle anderen β-Laktam-Antibiotika zerstören können. Wie aus dem Bericht hervorgeht, liegt für die häufigsten Enterobacterales - Klebsiella pneumoniae, Klebsiella oxytoca, Enterobacter cloacae, Citrobacter freundii der Anteil von carbapenemresistenten Isolaten in der stationären Versorgung überall unter einem Prozent. Bei E. coli wurde Carbapenemresistenz nur bei vereinzelten Isolaten nachgewiesen.

Für die Nonfermenter liegt die Carbapenemresistenz in der stationären Versorgung laut Antiinfektiva-Report jedoch auf einem etwas höherem Niveau. So wurden für Acinetobacter baumannii complex bei 5,9 Prozent (Vorjahr: 3 Prozent) und für Pseudomonas aeruginosa nahezu unverändert gegenüber dem Vorjahr bei 5,4 Prozent.

Surveillance-Systeme zur Antibiotika-Resistenz 

Die Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen gegen Antibiotika hat sich weltweit zu einem gravierenden Problem der öffentlichen Gesundheit entwickelt. Nach Schätzungen der WHO sterben jedes Jahr 1,3 Millionen Menschen aufgrund von Antibiotika-Resistenzen. Im Europäischen Wirtschaftsraum sind nach Angaben de EU-Gesundheitsbehörde ECDC jährlich mehr als 35.000 Menschen betroffen. Die gesundheitlichen Folgen seien laut ECDC vergleichbar mit denen von Grippe, Tuberkulose und HIV/Aids zusammen.In Deutschland sterben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) jährlich etwa 2500 Menschen allein durch multiresistente Erreger. Hinzu kommen Todesfälle im Zuge von Einzelresistenzen

Als Reaktion darauf hat das Bundesministerium für Gesundheit die Deutsche Antibiotika Resistenzstrategie (DART) entwickelt. Eine zentrale Stellung nehmen dabei Surveillance-Systeme zur Antibiotika-Resistenz (ARS) sowie zum Antibiotika-Verbrauch (AVS) ein, um auf der Basis verlässlicher und repräsentativer Daten Maßnahmen zur Begrenzung des Problems ergreifen zu können.