Risiko für Herzstillstand bei Angststörungen erhöht
- Batya Yasgur Swift
- Medizinische Nachrichten
Forscher verglichen mehr als 35.000 Patienten mit einem außerklinischen Herzstillstand (OHCA) mit einer ähnlichen Anzahl von Personen einer Kontrollgruppe und stellten fest, dass bei OHCA-Patienten ein fast 1,5-fach höheres Risiko für Langzeitstress besteht; ähnlich erhöht sei das Risiko für Angstzustände. Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) war mit einem fast zweifach höheren Risiko für einen OHCA verbunden. Die Ergebnisse galten für Männer und Frauen gleichermaßen und waren unabhängig vom Vorliegen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung (HKE).
"Diese Studie schärft das Bewusstsein für das erhöhte OHCA-Risiko und die Notwendigkeit einer frühzeitigen Risikoüberwachung zur Verhinderung eines OHCA bei Patienten mit stressbedingten Störungen und Angstzuständen", schreiben Talip Eroglu und seine Kollegen von der Abteilung für Kardiologie des Universitätskrankenhauses Kopenhagen in Dänemark. Die Studie wurde im BMJ's Open Heart online veröffentlicht.
Stressstörungen und Angstzustände überrepräsentiert
OHCA "entsteht überwiegend durch tödliche Herzrhythmusstörungen, die am häufigsten im Zusammenhang mit einer koronaren Herzerkrankung auftreten", schreiben die Autoren. Es gibt jedoch immer mehr Hinweise darauf, dass die OHCA-Raten auch im Zusammenhang mit nicht-kardialen Erkrankungen erhöht sein können.
Personen mit stressbedingten Störungen und Angstzuständen sind unter den Fällen von Herzstillstand "überrepräsentiert", ebenso wie Personen mit multiplen Herz-Kreislauferkrankungen. Frühere Studien zu OHCA waren jedoch durch die geringe Anzahl von Herzstillständen begrenzt. Darüber hinaus bezogen sich diese Studien nur auf Daten ausgewählter Bevölkerungsgruppen oder sie verwendeten die Diagnose im Krankenhaus, um einen Herzstillstand zu identifizieren. Dadurch wurden OHCA-Patienten, die vor der Krankenhauseinweisung starben, möglicherweise nicht berücksichtigt.
Die Forscher griffen in der aktuellen Studie daher auf Daten aus dänischen Gesundheitsregistern zurück, die eine große, nicht selektierte Kohorte von Patienten mit Herzstillstand umfassen, um zu untersuchen, ob langfristige Stresszustände (d. h. PTBS und Anpassungsstörungen) oder Angststörungen mit Herzstillstand assoziiert waren. Sie stratifizierten die Kohorte nach Geschlecht, Alter und CVD, um herauszufinden, welcher Risikofaktor das höchste Risiko für einen OHCA bei Patienten mit Langzeitstress oder Angstzuständen mit sich bringt, und sie führten Sensitivitätsanalysen zu potenziellen Störfaktoren wie Depression durch.
Verglichen wurden 35.195 OHCAs und 351 950 entsprechende Personen zur Kontrolle; mittleres Alter 72 [62 - 81] Jahre; 66,82 % Männer). Die Prävalenz von Komorbiditäten und Behandlung mir kardiovaskulären Medikamenten war bei den OHCA-Fallpatienten höher als bei den Nicht-OHCA-Personen.
Unter den OHCA- und Nicht-OHCA-Patienten befanden sich 0,92 % bzw. 0,45 %, bei denen Langzeitstress diagnostiziert worden war. Angstzustände traten bei 0,85 % der OHCA-Patienten und bei 0,37 % der Nicht-OHCA-Kontrollpersonen als Diagnose auf. Es gab keine signifikanten Unterschiede in den Ergebnissen, wenn die Wissenschaftler die Verwendung von Anxiolytika und Antidepressiva berücksichtigten.
Bei der Untersuchung der Häufigkeit einer gleichzeitigen Einnahme von Medikamenten oder Begleiterkrankungen stellten die Forscher fest, dass Depressionen bei Patienten mit Langzeitstress und Angstzuständen häufiger auftraten als bei Personen, die keine dieser Diagnosen aufwiesen. Außerdem nahmen Patienten mit Langzeitstress und Angstzuständen häufiger Anxiolytika, Antidepressiva und QT-verlängernde Medikamente ein.
Eine Stratifizierung der Analysen nach Geschlecht ergab, dass die OHCA-Rate sowohl bei Frauen als auch bei Männern mit Langzeitstress und Angstzuständen erhöht war. Zwischen den Geschlechtern gab es keine signifikanten Unterschiede. Es zeigten sich auch keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Altersgruppen oder zwischen Patienten mit und ohne Herz-Kreislauf-Erkrankungen, ischämischer Herzkrankheit oder Herzinsuffizienz.
Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass stressbedingte Störungen oder Angstzustände mit kardiovaskulären Folgen wie Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und zerebrovaskulären Erkrankungen in Verbindung stehen. Diese Störungen könnten den Autoren zufolge "biologische Mediatoren im Kausalpfad von OHCA" sein und zu der erhöhten OHCA-Rate beitragen, die mit stressbedingten Störungen und Angstzuständen in Verbindung gebracht wird.
Die Verfasser der Studie stellen jedoch zudem fest, dass stressbedingte Störungen und Angstzustände auch nach Kontrolle dieser Variablen signifikant mit OHCA assoziiert blieben. Dies deutet darauf hin, dass es unwahrscheinlich ist, dass die klassischen Risikofaktoren für OHCA allein diese Beziehung erklären".
Die Wissenschaftler vermuten mehrere mögliche Mechanismen. Einer davon ist, dass die Korrelation wahrscheinlich durch die Aktivität des sympathischen autonomen Nervensystems vermittelt wird, das "zu einem Anstieg der Herzfrequenz, der Freisetzung von Neurotransmittern in den Kreislauf und der lokalen Freisetzung von Neurotransmittern im Herzen führt".
Jeder dieser Faktoren "kann möglicherweise die kardiale Elektrophysiologie beeinflussen und ventrikuläre Arrhythmien und OHCA begünstigen".
Außer einem biologischen Mechanismus können auch verhaltensbezogene und psychosoziale Faktoren zum OHCA-Risiko beitragen, da stressbedingte Störungen und Ängste "oft zu einem ungesunden Lebensstil führen, wie Rauchen und weniger körperliche Aktivität, was wiederum das OHCA-Risiko erhöhen kann". Da in den von den Forschern verwendeten Registern keine Daten zu diesen Merkmalen vorlagen, konnten sie diese nicht berücksichtigen.
Die Autoren halten es jedoch für "unwahrscheinlich, dass die Kenntnis dieser Faktoren unsere Schlussfolgerungen verändert hätte, da wir alle relevanten kardiovaskulären Komorbiditäten berücksichtigt haben."
Auch andere psychiatrische Störungen wie Depressionen können zum OHCA-Risiko beitragen. In ihren multivariablen Analysen haben die Wissenschaftler jedoch auch Depressionen berücksichtigt.
"Das Bewusstsein für das höhere OHCA-Risiko bei Patienten mit stressbedingten Störungen und Angstzuständen ist wichtig für die Behandlung dieser Patienten", so das Fazit der Autoren.
Schädlich für das Herz, nicht nur für die Psyche
In einem Kommentar bezeichnete Professor Dr. Glenn Levine (Baylor College of Medicine in Houston, Texas) die Studie als " bedeutend, da es sich um eine große, landesweite Kohortenstudie handelt, die wichtige Informationen zur Ergänzung viel kleinerer, gezielterer Studien liefert".
Wie diese anderen Untersuchungen zeigt auch diese Studie, dass ein negativer psychischer Gesundheitszustand, insbesondere Langzeitstress (sowie Angst), mit einem signifikant erhöhten Risiko für einen außerklinischen Herzstillstand verbunden ist", so Levine weiter.
Die wesentliche Botschaft für Ärzte und Patienten ist laut Levine, "dass negative psychologische Belastungsfaktoren wie Stress und Angst nicht nur der psychischen Gesundheit abträglich sind, sondern wahrscheinlich auch das Risiko für unerwünschte kardiale Ereignisse, wie z. B. einen Herzstillstand, erhöhen".
Dieser Beitrag ist im Original erschienen auf Medscape.com und von Dr. Petra Kittner übersetzt worden.
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