Risiko einer frühen Darmkrebserkrankung bei Adipositas in jungen Jahren deutlich erhöht

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten. Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten.

Kernbotschaften

Das Risiko bereits im jungen Erwachsenenalter an Darmkrebs zu erkranken ist bei übergewichtigen jungen Menschen im Vergleich zu normalgewichtigen Gleichaltrigen deutlich erhöht. Das geht aus einer Studie hervor, die ein Wissenschaftlerteam um Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) jüngst in Gastroenterology veröffentlicht hat.

Die Inzidenz kolorektaler Karzinome bei den unter 50-Jährigen nimmt in vielen Ländern zu, auch in Ländern, in denen die Darmkrebsinzidenz bei älteren Erwachsenen bereits stabil oder rückläufig ist. Während aus zahlreichen Studien hervorgeht, dass der Body-Mass-Index (BMI) positiv mit dem Darmkrebsrisiko assoziiert ist, ist bislang jedoch unklar, welchen Einfluss dabei das Alter spielt.

Mit Blick auf die Prävention von Darmkrebs ist es wichtig, die Risikofaktoren für eine frühe Erkrankung genau zu kennen", betonte Brenner. Da trotz der steigenden Neuerkrankungsraten Darmkrebs bei jungen Erwachsenen selten ist, sind Analysen an großen Patientenkohorten nötig, um einen Zusammenhang zeigen zu können.

Groß angelegte Fall-Kontroll-Studie

Für ihre Studie griffen die DKFZ-Wissenschaftler auf Daten aus der laufenden Fall-Kontroll-Studie DACHS (Darmkrebs: Chancen der Verhütung durch Screening) zurück. Von 6602 Darmkrebs-Patienten und 7950 entsprechenden Kontrollpersonen, die zwischen 2003 und 2020 im Rahmen der DACHS-Studie rekrutiert wurden, waren 747 Patienten und 621 Kontrollen unter 55 Jahre alt und wurden in die Analyse einbezogen.

Die Wissenschaftler befragten die Teilnehmer zu ihrem Gewicht im Alter von 20 und 30 Jahren sowie etwa 10 Jahre vor der Krebsdiagnose beziehungsweise vor der Befragung. Aus den Daten ermittelten sie das Risiko einer frühzeitigen Erkrankung an Darmkrebs bei übergewichtigen (BMI 25 bis <30 kg/m2) und fettleibigen (BMI ≥30 kg/m2, Adipositas) Menschen im Vergleich zu Normalgewichtigen (BMI <25 kg/m2).

Risiko mehr als doppelt so hoch

Die Ergebnisse der Forscher zeigen, dass das Risiko einer frühen Darmkrebserkrankung bei fettleibigen Menschen etwa doppelt so hoch war wie bei den Normalgewichtigen. Lag bereits im Alter von 20 Jahren eine Adipositas vor, betrug ihr Risiko sogar das 2,6-fache. Auch Übergewichtige mit einem BMI von 25 bis 30 kg/m2 hatten ein erhöhtes Risiko, früh an Darmkrebs zu erkranken.

Damit lässt sich laut DKFZ die Vermutung bestätigen, dass die Zunahme des Übergewichts und der Adipositas in der jüngeren Generation einer der Hauptgründe für das häufigere Auftreten früher Darmkrebserkrankungen ist. „Die Ergebnisse schließen darauf, dass Maßnahmen zur Prävention von Übergewicht und Adipositas gerade in jüngeren Generationen für die Darmkrebsprävention ebenso wichtig sind wie zur Vorbeugung anderer Volkskrankheiten", schlussfolgerte Brenners.