Reisen mit HIV ist möglich – doch es gibt ein paar Dinge zu beachten
- Dr. Stefanie Reinberger
- Medizinische Nachrichten
Kernaussage
- Betroffene sollten jedoch die Empfehlungen zum Hygieneverhalten ernst nehmen.
- Die Empfehlungen für Reiseschutzimpfungen weichen zum Teil von den STIKO-Empfehlungen ab.
- Manche Impfstoffe dürfen bei einer bestehenden HIV-Infektion nicht verabreicht werden.
Hintergrund
Die moderne ART erlaubt HIV-positiven Menschen ein weitgehend normales Leben. Das schließt auch Auslandsreisen mit ein. Allerdings gibt es ein paar Einschränkungen und Besonderheiten zu beachten – etwa wenn im Reiseland besondere Gesundheitsrisiken bestehen, aber auch bei der Reiseschutzimpfung.
Hauptaussagen
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Patienten mit einer neu diagnostizierten HIV-Infektion ebenso wie mit einer medikamentös schlecht eingestellten oder weit fortgeschrittenen HIV-Erkrankungen sollten keine Reisen in Regionen mit erhöhten Infektionsrisiken unternehmen.
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Reisen auch in Regionen mit erhöhtem Risiko können unternommen werden, wenn das Lymphozyten-Niveau stabil bei >200/µl bei Erwachsenen liegt. Bei Kindern über 6 Jahren sollte es bei >15% liegen.
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Darüber hinaus sollten Menschen mit einer HIV-Infektion gesundheitliche Empfehlungen im Zusammenhang mit der Reise – etwa Nahrungsmittel- und Trinkwasserhygiene, Schutz vor Insektenstichen, aber auch einen ausreichenden Versicherungsschutz – besonders ernst nehmen.
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Bei Reisen in Länder mit erhöhtem Malaria-Risiko wird dringend zu einer Prophylaxe geraten, wobei vorher zu prüfen ist, ob Interaktionen mit der ART bestehen.
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Reisschutzimpfungen sind für HIV-Positive besonders wichtig und gleichzeitig ein komplexes Thema:
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da die Ansprechrate auf die Impfung geringer sein kann.
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Lebendimpfstoffe dürfen bei Patienten mit einem CD4-Zell-Niveau unter 200/µl nicht gegeben werden.
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Für spezifische Reiseimpfungen gilt:
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Cholera: Bei einer modernen Cholera-Impfung handelt es sich um eine Totimpfung, die bedenkenlos gegeben werden kann. Da der Impfstoff zusätzliche eine gewisse Kreuzimmunität gegenüber ETCE bietet, den wichtigsten Erreger der Reisediarrhö, bietet, ist die für HIV-positive Reisende zu empfehlen.
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FSME: Für Reisen nach Süddeutschland sowie in osteuropäische und zentralasiatische Regionen wird die Impfung empfohlen. Das Impfschema weicht bei HIV-positiven nicht von den STIKO-Empfehlungen ab.
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Gelbfeber: Einige Länder verlangen bei der Einreise einen gültigen Gelbfieber-Schutz. Seit zwei Jahren erkennen die meisten Länder die lebenslange Wirksamkeit der Impfung an. Bei HIV-Positiven wird jedoch eine Auffrischungsimpfung alle 10 Jahre empfohlen. Als gefährlich gilt die Impfung bei Betroffenen mit CD4-Zellzahlen unter 200/µl. Hier kann eine Ausnahmebescheinigung erstellt werden, die meist von den Reiseländern akzeptiert wird.
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Hepatitis A: Wird für viele Betroffene unanhängig vom Reiseverhalten empfohlen. Anders als HIV-Negative erhalten HIV-Positive eine dreimalige Impfung in den Abständen 0-1-6 Monate. Von einem Kombinationsimpfstoff mit Hepatitis B wird abgeraten. Eine Überprüfung des Immunschutzes nach 5 Jahren wird empfohlen.
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Japanische Enzephalitis: Es gibt kaum Erfahrungen mit HIV-Positiven, die Impfung wird jedoch bei mehrwöchigen Reisen nach Südostasien empfohlen. Statt dem Kurzimpfschema (0-7 Tage), sollte bei HIV-Patienten die Impfung nach dem etablierten Schema (0-28 Tage plus Auffrischungsimpfung nach 12-24 Monaten) erfolgen.
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Meningokokken-Meningitis: Impfung ist für viele HIV-Patienten empfehlenswert. Einmalige Impfung eines Konjugatimpfstoffes gegen die Serogruppen ACWY (bei CD4+-Zellen <200/µl zweimal im Abstand von 8 Wochen) und eine zweimalige Impfung gegen die Serogruppe B. Boosterimpfungen sollten nach fünf Jahren erwogen werden.
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Polyomyelitis: HIV-Positiven wird – genau wie der restlichen Bevölkerung – ein ausreichender Polioschutz empfohlen. Die Auffrischung erfolgt alle 10 Jahre.
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Tollwut: Bei Bedarf sollte die Impfung nach dem alten Impfschema erfolgen (0-7-21 Tage) erfolgen. Im Fall einer Bissverletzung muss die postexpositionelle Boosterung an den Tagen 0 und 3 erfolgen.
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Thyphus: Impfungen gegen Typhus sind nicht besonders effektiv. Die orale Lebendimpfung gegen Typhus sollte bei HIV-Patienten überhaupt nicht gegeben werden.
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Jenseits der medizinischen Besonderheiten gilt es zu beachten, dass einige Länder HIV-positiven Menschen noch immer die Einreise verweigern. Nähere Informationen bieten die Deutsche Aidshilfe sowie die englischsprachige Seite www.hivtravel.org.
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