Reinhardt fordert neue GOÄ und Praxiszukunftsgesetz

  • Presseagentur Gesundheit (pag)
  • Medizinische Nachricht
Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten. Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten.

Bremen (pag) – Am Ende seiner Rede zur Eröffnung des 126. Deutschen Ärztetags holt Kammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt das Gastgeschenk für Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) hervor. Es ist ein Buch, ein sehr dickes Buch. Schlichter Titel: „GOÄ“. Bei dem Wälzer handelt es sich um den Vorschlag der Bundesärztekammer (BÄK) und des Verbands der Privaten Krankensicherung (PKV) zur Novellierung der Gebührenordnung für Ärzte.

Seit Jahrzehnten warten die Ärzte auf eine grundlegende GOÄ-Reform. „Geschehen ist bisher nichts und wir empfinden das als einen Affront“, klagt Reinhardt. Die Ärzteschaft behelfe sich derzeit mit Analog-Ziffern. Die Folge laut Reinhardt: Verunsicherung, Rechtsstreitigkeiten und unnötige Bürokratie. Gastredner Lauterbach nimmt es mit Humor, der dicke Wälzer stehe nicht gerade für Entbürokratisierung, meint er, verspricht aber: „Ich werde es vorurteilsfrei prüfen.“ In seinem Beitrag schimmert allerdings durch, dass die GOÄ keine Priorität für ihn habe. Die Ampel hätte sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, nicht am dualen System von GKV und PKV zu rütteln. 

Reinhardt hat noch eine weitere Forderung: „Wir brauchen ein Praxiszukunftsgesetz.“ Davon erhofft sich der BÄK-Chef den interoperablen Ausbau des ambulanten Sektors und die digitale Vernetzung zwischen den Praxen sowie anderen Versorgungsbereichen. Digitale Anwendungen dürften nur verpflichtend für die Vertragsärzte sein, wenn sie durch Testphasen ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis gestellt hätten. Lauterbach sieht es auch so, ist aber überzeugt davon, dass die Digitalisierung die Medizin besser mache.

Reinhardt warnt außerdem davor, dass „unser Gesundheitssystem in ein profitorientiertes Franchise-System umgewandelt wird“. Im ambulanten Bereich müsse der Gesetzgeber den Einfluss von Private-Equity-Gesellschaften in Medizinischen Versorgungszentren eindämmen.

Einig sind sich Reinhardt und Lauterbach, dass die Corona-Pandemie noch nicht vorbei ist. Der Minister kündigt eine Impf- und Teststrategie an, um einer Herbstwelle zu begegnen. „Wir werden erneut Ihre Hilfe benötigen“, wendet er sich an die Ärzte.