Pulsoxymetrie zur häuslichen Überwachung von COVID-19-Patienten

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Patienten, die an COVID-19 erkrankt sind, können den Sauerstoffgehalt in ihrem Blut zu Hause selbst messen. Das zeigt eine Pilotstudie, die das UMC Utrecht während der Pandemie durchgeführt hat. Durch die Möglichkeit einer häuslichen Überwachung haben Ärzte eine bessere Kontrolle über den Gesundheitszustand des Patienten. Gleichzeitig werden Pflegekräfte entlastet. Die Ergebnisse sind jüngst im British Journal of General Practice veröffentlicht worden.

Sauerstoffabfall frühzeitig erkennen

Allgemeinmediziner verfolgen COVID-19-Patienten mit mittelschweren bis schweren Symptomen in der Regel genau, um eine Verschlechterung ihres Zustands rechtzeitig zu erkennen. Eine Schlüsselvariable ist dabei die Überwachung des Sauerstoffgehalts im Blut. Ein plötzlicher Abfall ist ein wichtiges Anzeichen für eine Verschlechterung des Zustands des Patienten. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung dieser Patienten kann wichtige gesundheitliche Vorteile bringen. Vor allem, wenn sie eine Grunderkrankung haben, die ein höheres Risiko für einen ungünstigen Krankheitsverlauf birgt. Die häusliche Messung des Sauerstoffgehalts durch den Patienten kann dabei helfen. 

Heimüberwachung von COVID-19-Patienten mit Pulsoximeter

Bislang gab es dafür jedoch keine wissenschaftlichen Belege. Daher untersuchte das UMC Utrecht die Durchführbarkeit der Heimüberwachung von COVID-19-Patienten durch Messung der Sauerstoffsättigung mit einem Pulsoximeter. Die Studiendaten basieren auf 41 Menschen im Alter von 40 Jahren und älter mit mäßigen bis schweren Symptomen von COVID-19, mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Risikofaktoren, bei denen der Hausarzt eine sorgfältige Überwachung für wünschenswert hielt. 

Von November 2020 bis Juni 2021 analysierten Dorien Zwart und ihre Kollegen die Daten von insgesamt 41 an COVID-19 erkrankten Patienten aus 14 hausärztlichen Praxen in den Niederlanden. Die Studienteilnehmer wurden per Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Hälfte erhielt leihweise ein validiertes Pulsoximeter zusätzlich zur üblichen häuslichen Gesundheitsversorgung, die Kontrollgruppe bekam die übliche häusliche Gesundheitsversorgung ohne Pulsoximeter. Die erste Gruppe wurde angewiesen, den Sauerstoffgehalt im Blut dreimal täglich mit dem Pulsoximeter zu messen. Wenn die Sättigung weniger als 94 Prozent betrug, sollten sie ihren Hausarzt aufsuchen.

Kein Unterschied zwischen Interventions- und Kontrollgruppe

Die Studie zeigte, dass das Pulsoximeter von fast allen Patienten gemäß den Anweisungen verwendet wurde. Bei zehn Patienten wurde insgesamt 52 Mal eine Sauerstoffsättigung von weniger als 94 Prozent gemessen. Sechs von ihnen wandten sich daraufhin an ihren Hausarzt. Sechs Wochen nach Beginn der Studie gab es keinen Unterschied in der Genesung von der COVID-Infektion zwischen der Interventionsgruppe und der Kontrollgruppe. Auch in Bezug auf die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens wie Hausarztkontakte, Krankenhausbesuche oder Krankenhausaufenthalte gab es keinen Unterschied zwischen den Gruppen.

"Diese Studie ist die erste, welche die häusliche Überwachung von Hochrisikopatienten mit mittelschweren bis schweren Corona-Symptomen in einem hausärztlichen Umfeld untersucht“, betont Studienautorin Zwart. Die Ergebnisse würden zeigen, dass die häusliche Überwachung bei dieser Patientengruppe mit Risikofaktoren wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen unter Verwendung eines validierten Sauerstoffmessgeräts in der täglichen Praxis ohne weiteres anwendbar ist.

Gute Compliance der COVID-19-Patienten

Die Wissenschaftler stellten außerdem fest, dass die Patienten bereitwillig an der Studie mitarbeiteten und gut in der Lage waren, die Anweisungen zu befolgen. Darüber hinaus fühlten sie sich sicher, die Kontrolle zu übernehmen und die Messungen selbst durchzuführen, so Zwart. Ein weiterer Pluspunkt: Patienten, die ihren Sauerstoffgehalt zu Hause selbst messen, kontaktieren ihren Hausarzt nicht häufiger als Reaktion auf eine Sauerstoffmessung im Vergleich zur Kontrollgruppe.