Psychologische Kurzintervention reduziert Depressionen in der Schwangerschaft

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Eine Variante der interpersonellen Psychotherapie mit nur 8 Sitzungen hat den Anteil von Frauen mit Depressionen gemäß DSM-V im Laufe einer Schwangerschaft bis zur Geburt von ca. 37 % auf 6 % gesenkt. Eine Kontrollgruppe mit verstärkter Betreuung verbesserte sich dagegen nur um etwa 10 Prozentpunkte.

Hintergrund

Pränatale Depressionen sind häufig und mit negativen Folgen sowohl für die Mutter als auch für das Ungeborene assoziiert. Für diesen Lebensabschnitt sind kurze, effektive und sichere Interventionen gefragt. Frühere Untersuchungen zur interpersonellen Psychotherapie (IPT) zeigen – so die Autoren der aktuellen Arbeit – einen Bedarf an großen Studien auf diesem Gebiet. Die in den 1970er Jahren entwickelte IPT wird normalerweise ambulant in etwa 20 Sitzungen angewandt, hier jedoch in 8 Sitzungen von jeweils 50 Minuten im Rahmen eines spezifischen Programmes ( MOMCare).

Design

Prospektive, randomisierte, für den Prüfer verblindete klinische Studie (Care Project) mit 234 Schwangeren, die in Gynäkologie-Praxen während Routineuntersuchungen depressive Symptome berichtet hatten. Der Studieneintritt erfolgte im Durchschnitt nach 16,7 Wochen Schwangerschaft, die Nachverfolgung der Teilnehmerinnen erstreckte sich bis zur Geburt. Verglichen wurde eine interpersonelle Psychotherapie (IPT) mit einer verstärkten üblichen Betreuung (EUC), bei der ein „Mutterschaftsunterstützungsdienst“ Beratung zu psychischen Problemen und eine individuelle einstündige Konsultation mit einem Arzt ermöglichte. Als Studienziele wurden Depressionen anhand einer 20-pünktigen Checkliste und der Edinburgh Postnatal Depression-Skala gemessen, sowie das Vorliegen einer schweren depressiven Episode gemäß DSM-5 durch ein strukturiertes klinisches Interview verifiziert.

Ergebnisse

  • Das durchschnittliche Alter der Teilnehmerinnen betrug 30 Jahre; bei 37 % wurde eine schwere depressive Episode diagnostiziert.
  • Auf der Symptom-Checkliste verbesserten sich die Frauen unter IPT, aber nicht unter EUC (d = 0,57; 95%-Konfidenzintervall 0,22 – 0,91). Die Werte verbesserten sich unter IPT von 26,7 auf 13,6. Unter EUC waren sie mit 27,1 gegenüber 23,5 kaum verändert.
  • Unter IPT verbesserten sich die Frauen auf der Edinburgh Postnatal Depression-Skala schneller (d = 0,40; 95%-KI 0,06 – 0,74). Hier betrug die durchschnittliche Veränderung unter IPT 11,4 zu 5,4 gegenüber 11,5 zu 7,6 unter EUC.
  • Der Anteil von Patientinnen mit einer Depression sank zum Studienende nach IPT deutlich auf 6,1 %, während er mit der verstärkten Betreuung nur geringfügig auf 26,1 % abnahm. Das Chancenverhältnis OR hierfür wurde mit 4,99 (95%-KI 2,08 – 11,97) berechnet.

Klinische Bedeutung

Mit 8 Sitzungen einer IPT wurde hier eine starke Reduktion der Depressionen und der depressiven Symptomatik während der Schwangerschaft erzielt, die weit über die Effekte einer intensivierten Betreuung hinausgingen. Die Autoren kündigen an, dass im Rahmen des Care-Projektes auch die Neugeborenen bis in die Kindheit hinein bezüglich ihrer psychischen Gesundheit nachverfolgt werden sollen.

Finanzierung: National Institute of Mental Health; National Heart, Lung, and Blood Institute.