Psychische Erkrankungen und Brustkrebsdiagnose bei älteren Frauen
- Petra Kittner
- Clinical Summary
Hintergrund
- Frühere Untersuchungen haben ergeben, dass Frauen mit psychischen Erkrankungen nach einer Brustkrebsdiagnose eine bis zu viermal höhere Sterblichkeit aufweisen als Frauen ohne psychische Erkrankungen.
- Frauen mit psychischen Erkrankungen scheinen mit funktionellen Barrieren (z. B. der mangelnden Fähigkeit, Symptome wie Knoten, Schwellungen oder Schmerzen zu erkennen und darauf zu reagieren) und systemischen Barrieren (z. B. fehlender Zugang zur Gesundheitsversorgung) konfrontiert zu sein.
- Die frühzeitige Erkennung von Brustkrebs bei älteren Frauen (im Alter von ≥65 Jahren) ist mit einer besseren Überlebensrate verbunden. So beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate bei einer Diagnose im Stadium 0 oder I gemäß American Joint Committee on Cancer nahezu 100%, während die 5-Jahres-Überlebensrate bei einer Diagnose im Stadium IV bei 24% liegt.
- Diese neue retrospektive Kohortenstudie ist eine der ersten, die untersucht, ob bei älteren Frauen mit psychischen Vorerkrankungen Brustkrebs häufiger in einem späteren als in einem frühen Stadium diagnostiziert wird.
Erkenntnis
- Bei Frauen mit Schizophrenie oder anderen schweren psychischen Erkrankungen (SMI) ist die Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebsdiagnose in einem späteren Stadium (Stadium II-III im Vergleich zu Stadium I) um etwa 30% höher als bei Kontrollpersonen ohne psychische Erkrankungen. Dies ergab eine retrospektive Kohortenstudie mit 96.034 Frauen mit Brustkrebs in den USA (aus der Datenbank Surveillance, Epidemiology, and End Results von 2005 bis 2015, die mit Medicare verknüpft ist).
- Ein Besuch beim Hausarzt war mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit verbunden, mit Brustkrebs in einem späteren Stadium (Stadien II-IV) im Vergleich zu Stadium I diagnostiziert zu werden.
Warum das wichtig ist
- Frauen mit SMI sollten vorrangig am Brustkrebsscreening teilnehmen.
- Hausärzte sind der Schlüssel zu einer früheren Diagnose von Brustkrebs.
Studiendesign
- Bevölkerungsbasierte, retrospektive Kohortenstudie mit 96.034 älteren Frauen, bei denen Brustkrebs diagnostiziert wurde und bei denen in den 2 Jahren vor der Krebsdiagnose bei Medicare eine psychische Erkrankung vermerkt war.
- Mit Hilfe einer verallgemeinerten ordinalen Regression wurde der Zusammenhang zwischen der Diagnose einer psychischen Erkrankung und dem Stadium bei der Krebsdiagnose untersucht, nachdem eine Anpassung für Alter, Rasse/ethnische Zugehörigkeit, Einkommen, Komorbiditäten, Inanspruchnahme der Primärversorgung, Landleben und Familienstand vorgenommen wurde.
- Finanzierung: NIH; andere.
Wesentliche Ergebnisse
- 1,7% der Brustkrebskohorte wiesen eine vorbestehende SMI auf, 19,9% hatten Depressionen oder Angstzustände, 7,0% andere psychische Erkrankungen und 71,4% hatten keine vorbestehende Diagnose einer psychischen Erkrankung.
- SMI war (im Vergleich zu keiner psychischen Erkrankung) mit einer 34% höheren Wahrscheinlichkeit für Brustkrebs im Stadium II (OR 1,34; 95% KI 1,20-1,50) und einer 27% höheren Wahrscheinlichkeit für Brustkrebs im Stadium III (OR 1,27; 95% KI 1,08-1,50) im Vergleich zur Diagnose im Stadium I verbunden.
- SMI war nicht mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebsdiagnose im Stadium IV im Vergleich zum Stadium I verbunden.
- Depressionen oder Angstzustände waren mit einer um 17% geringeren Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebsdiagnose im Stadium IV im Vergleich zum Stadium I verbunden (OR 0,83; 95% KI 0,77-0,90).
- Mehr als 80% der Frauen mit SMI hatten in den zwei Jahren vor der Brustkrebsdiagnose im Stadium I oder II mindestens einen Hausarztbesuch.
- Ein Besuch beim Hausarzt war (im Vergleich zu keinem Besuch beim Hausarzt) verbunden mit:
- Einer 30% geringeren Wahrscheinlichkeit einer Diagnose im Stadium II (OR 0,70; 95% KI 0,67-0,72) als einer Diagnose im Stadium I.
- Einer 52% geringeren Wahrscheinlichkeit einer Diagnose im Stadium III (OR 0,48; 95% KI 0,45-0,51) als einer Diagnose im Stadium I.
- Einer 74% geringeren Wahrscheinlichkeit einer Diagnose im Stadium IV (OR 0,26; 95% KI 0,25-0,28) als einer Diagnose im Stadium I.
Einschränkungen
- Retrospektives Beobachtungsdesign.
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