Prostatakrebs: Regelmäßige Vorsorge auch bei Transgender-Frauen

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Transgender-Frauen behalten ihre Prostata auch nach einer geschlechtsangleichenden Operation und können daher weiterhin an einem Prostatakarzinom erkranken. Wie aus der bislang größten Fallserie hervorgeht, kommt es zu 14 Prostatakrebs-Fällen pro 10.000 Transgender-Frauen. Damit ist die Inzidenz bei Transfrauen zwar niedriger als bei Cis-Männern aber höher als vermutet. Die Ergebnisse wurden jüngst in JAMA veröffentlicht.

Farnoosh Nik-Ahd und seine Kollegen von der Universität of California in San Francisco untersuchten dazu die Daten von 155 bestätigten Transgender-Frauen mit einem Prostatakarzinom. Davon hatten 116 nie Östrogene eingenommen, 17 hatten in der Vergangenheit eine Östrogenbehandlung durchgeführt und 22 nahmen zum Zeitpunkt der Diagnose Östrogene ein. Die mittlere Dauer der Östrogen-Einnahme betrug 32 Monate, unabhängig davon ob die Östrogeneinnahme vor der Prostatakarzinom-Diagnose bereits beendet wurde. Das Durchschnittsalter betrug bei Diagnosestellung 61 Jahre, 88 Prozent waren weiß und nur acht Prozent afroamerikanischer Herkunft. Der mittlere PSA-Wert betrug 6,8 ng/ml.

Vierzehn Prostatakrebs-Fälle pro 10.000 Transgender-Frauen

Die Fallserie zeigt, dass Prostatakrebs auch bei Transgender-Frauen auftritt und noch dazu nicht so selten ist, wie veröffentlichte Fallberichte bislang vermuten ließen. So gehen die Wissenschaftler nach Analyse ihrer Daten von schätzungsweise 14 Prostatakrebs-Fällen pro 10.000 Transgender-Frauen aus.

Die im Verglich zu Cis-Männern niedrigeren Raten könnten laut der Studienautoren darauf zurückzuführen sein, dass bei Transgender-Frauen aufgrund eines mangelnden Bewusstseins für ein bestehendes Prostatakrebsrisiko seltener ein PSA-Screening durchgeführt werde. Hinzu komme die unterdrückende Wirkung von Östrogen auf die Entwicklung eines Prostatakarzinoms und der Umstand, dass bei Transgender-Frauen „normale PSA-Werte“ fehlinterpretiert und dadurch ein Prostatakarzinom häufiger übersehen werde.

Empfehlungen zur Prostatakarzinom-Früherkennung

In Anlehnung an die S3-Leitlinie zur Früherkennung, Diagnose und Therapie des Prostatakarzinoms empfehlen Experten das Transgender-Frauen gleichen Früherkennungsuntersuchungen wie Cis-Männer wahrnehmen sollten. Dazu gehört die digital-rektale Untersuchung und die Bestimmung des Prostata-Spezifischen Antigens (PSA) im Blut. Laut Krebsinformationsdienst wird unter geschlechtsangleichender Hormontherapie ein PSA-Wert bis zu einem Basiswert von 1 ng/ml als normal angesehen. Liegt der individuelle Messwert für das PSA über diesem Wert, ist möglicherweise eine weitere Abklärung mittels Bildgebung und/oder Prostatabiopsie notwendig.

Früherkennung ab dem 40. Lebensjahr 

Wichtig ist darüber hinaus, dass die Hormontherapie bei Transfrauen zu einem Testosteronentzug führt. Dadurch besteht ein höheres Risiko, dass sich Transfrauen bei der Erstdiagnose des Prostatakrebses bereits in einem fortgeschrittenen (hormonresistenten) Krebsstadium befinden. Aus diesem Grund ist für Transfrauen eine regelmäßige individuelle Früherkennung bereits ab dem 40. Lebensjahr angezeigt, wie aus dem Bericht des Krebsinformationsdienstes hervorgeht.