Post-COVID-Syndrom: Schwere COVID-Verläufe erhöhen das Risiko, Impfungen senken es

  • Nicola Siegmund-Schultze
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Auf Basis von 41 international publizierten Studien mit mehr als 860 000 Patienten lassen sich die Risiken für ein Post-COVID-Syndrom (PCS) nach Akutinfektion genauer quantifizieren (JAMA Intern Med doi:10.1001/jamainternmed.2023.0750). Frauen haben ein signifikant höheres Risiko als Männer (Faktor 1,56). Noch ausgeprägter ist die Risikoerhöhung bei schweren Akutverläufen und stationärer Behandlung, hier beträgt der Faktor 2,48. In Bezug auf die derzeit auch in Deutschland intensiv geführte Diskussion über die Bedeutung des Impfstatus ergibt die Analyse: Eine mindestens zweimalige Impfung reduziert das Risiko für ein PCS um gut 40 %.

Hintergrund
Die meisten Patientinnen und Patienten erholen sich von einer Akutinfektion mit SARS-CoV-2 vollständig. Ein Teil aber hat langfristige Folgeerscheinungen, die Monate andauern können. Eine gemeinsame Analyse von 10 britischen Längsschnittstudien ergab, dass 7,8­-17 % der Infizierten noch nach > 12 Wochen Symptome hatten, bei 1,2–4,8 % waren die Symptome beeinträchtigend (1). Weltweit, so schätzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), haben 10–20 % der SARS-CoV-2-Infizierten bleibende oder neu aufgetretene Beschwerden > 12 Wochen nach der Akutphase der Infektion (Post-COVID-Syndrom; PCS). Für Deutschland gibt es keine genaueren Daten zur Prävalenz des PCS (2). Da die Folgen des PCS für die Patienten gravierend sein können, ist das Interesse groß, Risiken zu ermitteln und diese durch Präventionsmaßnahmen, wenn möglich, gering zu halten. In einer großen Metaanalyse quantifizieren britischer Forscher die Risiken (3).

Design

  • Studienform: Systematischer Review mit Metaanalyse von 41 international publizierten Studien, in denen Risiken für ein PCS unter der PCS-Definition der WHO ermittelt wurde (≥ 1 Symptom ≥ 12 Wochen nach Infektion)

  • Berücksichtigte Faktoren: Alter, Geschlecht, Impfstatus, Raucherstatus, Komorbiditäten und Dauer und Intensität der COVID-19-Therapie

Hauptergebnisse

  • Die Daten von 860 783 Patienten wurden in die Gesamtanalyse eingeschlossen.

  • Für weibliches Geschlecht ergab sich ein um 56 % erhöhtes PCS-Risiko gegenüber männlichem Geschlecht (Odds Ratio [OR]: 1,56; signifikant)

  • Bereits in der Altersgruppe der ≥ 40-jährigen begann das Risiko für ein PCS anzusteigen, und zwar um 21 % gegenüber jüngeren (OR: 1,21; n.s.). Zum Parameter Alter waren die Studiendaten sehr heterogen, so dass Korrelationen mit dem PCS-Risiko letztlich unklar blieben.

  • Rauchen in der Anamnese erhöhte das PCS-Risiko um 10 % (OR: 1,1; signifikant), eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung ebenfalls signifikant um 38 % (OR: 1,38) und Asthma um 24 % (OR: 1,24; signifikant).

  • Bei stationärer Therapie von COVID-19 und intensivmedizinischer Versorgung betrug die OR für ein PCS 2,48 (signifikant).

  • Patienten mit einer mindestens 2fachen Impfung gegen COVID-19 hatten dagegen ein um 43 % reduziertes PCS-Risiko gegenüber nicht geimpften Personen (OR: 0,57; signifikant).

Klinische Bedeutung
Dem Editorial zufolge weisen die Ergebnisse dieser aktuellen, großen Metaanalyse in dieselbe Richtung, wie Studien zur Prävention des PCS durch antivirale Behandlung des Akutinfekts bei Risikopersonen: Verläuft die akute COVID-Erkrankung milder – nach Impfung oder nach prophylaktischer Nirmatrelvirgabe zum Beispiel - ist das Risiko für ein PCS geringer (4, 5).

Die pathophysiologischen Ursachen des Syndroms sind nicht abschließend geklärt (2). Eine im Februar diesen Jahres aktualisierte Patientenleitlinie aber erläutert, was über Ursachen und Symptome bisher bekannt ist und wie sie sich bessern lassen (6).

Finanzierung: öffentliche Mittel