Post-COVID-Syndrom: Neues Wirkprinzip der Stoffwechselmodulation vermindert Fatigue
- Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Bei Patienten mit Post-COVID-Syndrom und Fatigue als dominantem Symptom verbessert der endogene Stoffwechselmodulator AXA1125 die anhaltende krankhafte Erschöpfung. Dies belegt eine prospektiv randomisierte, placebokontrollierte Pilotstudie, die in der Zeitschrift Lancet veröffentlicht worden ist (https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2023.101946). Die endogene Stoffwechselmodulation mit Gabe einer Mischung aus verschiedenen Aminosäuren ist ein neuartiges Therapieprinzip zur Verbesserung der zellulären Energieversorgung, das derzeit klinisch erprobt wird. Durch AXA1125 wurde zwar in der Phase-2a-Studie nicht der primäre Endpunkt erreicht, die signifikante Verbesserung der mitochondrialen Atmung bei Post-COVID-Patienten. Der Rückgang der Fatigue-Symptomatik aber unter Verum im Gegensatz zu Placebo belege, dass das Prinzip dieser neuen Substanzgruppe auch bei Post-COVID wirke, so das Studienteam.
Hintergrund
Das Post-COVID-Syndrom (PCS), also eine Symptomatik später als 3 Monate nach Infektion, hat internationalen Studien zufolge eine Prävalenz von 10-15 %. Fatigue im Rahmen des PCS ist eine relativ zur Belastung unverhältnismäßig starke, durch Schlaf nicht zu beseitigende krankhafte Erschöpfung, die körperlicher und geistiger Art sein kann (1). Die Ursachen sind bislang unklar. Es werden aber unter anderem Defizite in der zellulären Energieversorgung und Homöostase diskutiert. Endogene Stoffwechselmodulatoren sind Mischungen aus verzweigtkettigen Aminosäuren und Aminosäurederivaten, die biologische Stoffwechselwege in den Ausgangszustand zurücksetzen sollen. Dazu gehört AXA1125, das Stoffwechsel- und Entzündungsprozesse bei Patienten mit nicht alkoholischer Steatohepatitis verbessert (2). Nun wurde in der prospektiv randomisierten, placebokontrollierten Pilotstudie geprüft, ob sich durch AXA1125 die mitochondriale Atmung bei PCS-Patienten mit Fatigue verbessert und die Symptomatik im Verlauf von 4 Wochen gelindert wird (3).
Design
Studienform: prospektiv randomisierte, placebokontrollierte doppelblinde Phase-2a-Studie
Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Patienten mit chronischer Fatigue als dominantem PCS-Symptom ≥ 12 Wochen nach SARS-CoV-2-Infektion, Durchschnittsalter: 43,6 Jahre (24-56 Jahre)
Randomisierung: zu gleichen Anteilen in eine Gruppe, die zweimal täglich 33,9 g AXA1125 oral erhielt (67,8 g/Tag), und in eine zweite Gruppe mit Placebo, jeweils über 4 Wochen
primärer Endpunkt: durchschnittliche Änderung der Phosphocreatin-(PCr)-Regenerationszeit nach Belastung der Unterschenkelmuskulatur, nicht-invasiv gemessen über die 31P-Magnetresonanzspektroskopie (31P-MRS) vor und nach einer definierten Belastung; die PCr-Regenerationszeit (τPCr) ist ein Maß für den Sauerstoffumsatz (Atmung) in den Mitochondrien
sekundäre Endpunkte: verschiedene Belastungsparameter und Fatigue-Symptomatik
Hauptergebnisse
41 Patientinnen und Patienten wurden randomisiert.
Die Veränderungen der durschnittlichen PCr-Regenerationszeit τPCr waren zu Studienende nicht signifikant unterschiedlich zwischen Verum und Placebo, auch nicht die maximale Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest.
Die Erschöpfung-Symptomatik dagegen hatte sich nach 4 Wochen in der Verumgruppe deutlich stärker verringert als in der Placebogruppe und dieser Unterschied war statistisch signifikant (p = 0,0039).
Weder im Placebo-, noch im Verumarm traten schwere unerwünschte Effekte auf, die Medikation wurde gut vertragen.
Klinische Bedeutung
Ein chronisches Fatiguesyndrom gehört zu den schwersten Symptomatiken des PCS (1). Es wird altersübergreifend diagnostiziert, führt bei circa 60 % der Betroffenen zur Erwerbsunfähigkeit und vermindert bei fast allen die Lebensqualität. Eine Behandlung, die an den vermuteten Pathogenitätsmechanismen wie der mitochondrialen Dysfunktion ansetzt und wirksam ist, wäre für die Patienten ein großer Gewinn.
Erstmals sei eine Verbesserung der Fatigue-Symptomatik durch einen neuartigen Stoffwechselmodulator in einer prospektiv randomisierten und placebokontrollierten Studie nachgewiesen worden, so das britische Forscherteam in der Lancet-Publikation (3). Dies sei ermutigend und Grundlage für eine nun geplante größere Phase-3-Untersuchung.
Finanzierung: Axcella Therapeutics
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