Pneumonie bei alten Menschen: Symptome oft atypisch

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten. Der Zugang zum gesamten Inhalt dieser Seite ist nur Angehörigen medizinischer Fachkreise vorbehalten.

Kernbotschaften

Eine Pneumonie ist für alte Menschen stets eine gefährliche Erkrankung, ob die Erreger Corona-Viren sind oder Pneumokokken. Sie sei bei älteren Menschen die vierthäufigste zum Tode führende Erkrankung und die häufigste zum Tode führende Infektionskrankheit, berichten Dr. Helmut Frohnhofen (Universitäten Witten-Herdeck und Düsseldorf) sowie Dr. Sven Stieglitz (Petruskrankenhaus Wuppertal) in einem Fachzeitschriftenbeitrag.  

Oft viele Risikofaktoren

Gründe dafür seien die altersbedingt abnehmende Leistungsfähigkeit des Immunsystems und die mit dem Lebensalter akkumulierenden Risikofaktoren für eine Pneumonie. Als Risikofaktoren für eine ambulant erworbene Pneumonie gelten den Autoren zufolge Erkrankungen von Lunge, Niere, Leber oder Herz, Diabetes mellitus, Unterernährung, ungewollter Gewichts- verlust, funktionelle Einschränkungen, Rauchen, Schluckstörungen, Bettlägerigkeit, Gebrechlichkeit, Mikro- und Makroaspiration sowie die Behandlung mit Psychopharmaka oder Magensäurehemmern. 

Typische Symptome einer bakteriellen Pneumonie sind bekanntlich schweres Krankheitsgefühl, Fieber, Schüttelfrost, Husten, eitriger Auswurf, Luftnot und pleuritische Schmerzen. Husten ist das häufigste klinische Zeichen. Gerade alte Menschen zeigten jedoch eine weniger starke Ausprägung dieser klassischen Symptome; als Ursache diskutiert werde die Immunseneszenz, erklären die Autoren. So hätten nur 33 bis 60 Prozent der alten Menschen zu Beginn der Pneumonie hohes Fieber. Darüber hinaus könne bei alten Menschen eine Pneumonie als "Episode einer Grunderkrankung" verkannt werden. Neu aufgetretene Verwirrtheit, eine akute funktionelle Verschlechterung, Inkontinenz, Stürze oder Anorexie sowie die Verschlechterung einer vormals stabilen Erkrankung wie Diabetes mellitus oder Herzinsuffizienz könnten die einzigen Hinweise auf eine Pneumonie sein. Frohnhofen und Stieglitz empfehlen daher, bei solchen Symptomen immer auch an eine Pneumonie zu denken. 

Tachypnoe oft ein erstes Zeichen

Besonders häufig zeigten Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung atypische Pneumonie-Symptome. Bei über 70 Prozent dieser Patienten trete etwa ein Delir auf, ein Viertel zeige zudem Zeichen einer Herzinsuffizienz. Ein klinisch sehr wichtiges Zeichen sei die Tachypnoe, die oft als eines der ersten Zeichen bei alten Menschen auftrete. Bei alten Menschen sollte daher die Atemfrequenz als Vitalparameter regelmäßig erfasst werden. Die Diagnostik aus klinischem Befund und  einer Sauerstoffsättigung von weniger als 94 % habe eine Sensitivität und Spezifität für das Vorliegen einer Pneumonie von 80 Prozent bzw. 91 Prozent. 

Wie sollte behandelt werden? Die ambulante Behandlung eines alten Patienten mit Pneumonie mag zwar mögliche sein, erklären die Autoren. Gegen eine ambulante Therapie sprächen allerdings geriatrische Probleme wie eine Hirnleistungsstörung, fehlendes soziales Umfeld, Probleme mit der Medikamenteneinnahme oder funktionelle Einschränkungen. Die Therapie erfolge unabhängig vom Lebensalter. Eine Orientierung bietet die aktuelle S3-Leitlinie zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbener Pneumonie . 

Frührehabilitation sollte geprüft und nicht vorenthalten werden

Gerade alte Menschen mit Pneumonie seien gefährdet, sich funktionell zu verschlechtern. Verbessert werde die Prognose durch Ernährungsmanagement und Mobilisation. Daher sollte bei alten Patienten mit Pneumonie außer einer leitlniengerechten Therapie immer „die Notwendigkeit einer Frührehabilitation geprüft und diese nicht vorenthalten werden“. Wichtig sei zudem, den Patientenwillen zu ermitteln und zu berücksichtigen. Etwa 30 Prozent der alten Menschen möchten nach Angaben der beiden Autoren keine intensivmedizinische Behandlung oder Wiederbelebungsmaßnahmen. Bei palliativer Behandlung mit dem Ziel der Symptomkontrolle sei auch eine Antibiotika-Therapie berechtigt, da palliativ betreute Patienten in dieser Situation unter einer Antibiotika-Therapie weniger an den klinischen Symptomen einer Pneumonie litten und deutlich weniger Opiate und Sedativa benötigten. 

Die wesentliche Präventionsmaßnahme einer Pneumonie sind die Impfungen gegen Pneumokokken (Auffrischung alle 5 Jahre) und gegen Influenza.