Plötzlicher Herztod beim Sex: ein Grund, sich zu kasteien?
- Dr. med. Thomas Kron
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaft
In einer Kohorte von 6847 Patienten, die nach einem plötzlichen Herztod obduziert wurden, ergaben die Untersuchungen nur in 0,2 Prozent der Fälle (n = 17) einen Zusammenhang mit sexuellen Aktivitäten.
Subarachnoidalblutung beim Sex
Den meisten Neurochirurgen dürfte das Phänomen einer Subarachnoidalblutung (SAB) infolge einer Aneurysma-Ruptur bei schweißtreibenden körperlichen Aktivitäten bekannt sein. Fast 15 Prozent aller Subarachnoidalblutungen werden laut der Berner Intensivmedizinerin Carmen Pfortmüller durch Sex ausgelöst. Generell steigerten sexuelle Aktivitäten das Risiko einer Aneurysma-Ruptur um den Faktor 15, berichteten vor wenigen Jahren Pfortmüller und ihre Kollegen in einem Fachzeitschrift-Beitrag.
Rund 6800 plötzliche Herztode ausgewertet
Ausser zu einer SAB durch eine Aneurysma-Ruptur könne es beim Geschlechtsverkehr auch zu einem plötzlichen Herztod kommen, berichten nun britische Ärzte um Dr. Mary N. Sheppard (St George’s University of London) im „JAMA Cardiology“. Ausser dieser etwas beunruhigenden Nachricht haben Sheppard und ihre Kollegen aber auch eine beruhigende Botschaft: Ihren Befunden nach sind sexuelle Aktivitäten selbst bei Patienten mit einer Herzerkrankung relativ sicher.
Analysiert haben die britischen Ärzte die plötzlichen Herztode von Patienten, die zwischen dem 1. Januar 1994 und dem 31. August 2020 an das Zentrum für Herzpathologie an der St. George's University of London überwiesen wurden. Der plötzliche Herztod (SCD: sudden cardiac death) wurde als Tod definiert, der innerhalb von 12 Stunden nach offensichtlichem Wohlbefinden eingetreten war. Bei allen gestorbenen Patienten wurde das Herz durch erfahrene Pathologen untersucht.
Mehr Männer als Frauen betroffen
Laut Sheppard und ihren Kollegen ergaben die Untersuchungen, dass der Tod bei 17 (0,2 Prozent) von 6847 untersuchten Männern und Frauen mit SCD während oder innerhalb einer Stunde nach dem Geschlechtsverkehr eingetreten war. Das mittlere Alter der elf Männer und sechs Frauen zum Zeitpunkt des Todes betrug 38 Jahre. Vier Gestorbene hatten eine zuvor bekannte Herzerkrankung und zwei eine linksventrikuläre Fibrose; in einem Fall war eine KHK dokumentiert.
Bei neun Personen (53%) fanden die Pathologen ein strukturell unauffälliges Myokard, was ihren Angaben zufolge auf ein plötzliches Arrhythmie-Syndrom hinwies; eine Aortendissektion hatten zwei Gestorbene (12 %). Jeweils ein Todesfall wurde auf folgende Ursachen zurückgeführt: arrhythmogene Kardiomyopathie, hypertrophische Kardiomyopathie, ischämische Herzkrankheit, idiopathische Fibrose, idiopathische linksventrikuläre Hypertrophie und Mitralklappenprolaps. Bei zwei Personen führten umfangreiche kardiologische Untersuchungen nicht zu einer eindeutigen Diagnose einer Herzerkrankung .
Den Autoren zufolge lassen ihre Ergebnisse schlussfolgern, „dass sexuelle Aktivitäten bei Patienten mit einer Herzerkrankung relativ sicher sind, insbesondere bei jüngeren Menschen (<50 Jahre)".
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