Phase-1-Studie: Psilocybin sicher und akzeptabel gegen Anorexia nervosa
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
In einer Studie der Phase 1 erhielten 10 Frauen, die an Anorexia nervosa litten, das synthetische Psilocybin-Präparat COMP360 in einer Dosis von 25 mg bei gleichzeitiger psychologischer Unterstützung. 9 der Frauen beurteilten die Erfahrung bedeutsam und positiv, und bei 4 von ihnen konnte nach 3 Monaten eine Remission objektiviert werden.
Hintergrund
Die Magersucht (Anorexia nervosa) trifft etwa 1,4 % aller Frauen, ist schwer zu behandeln und mit einem hohen Leidensdruck verbunden. Meist wird sie mit einer Form der Psychotherapie und Verhaltenstherapie behandelt, es gibt aber keine zugelassenen spezifischen Medikamente. Die in vielen Pilzen enthaltene halluzinogene Substanz Psilocybin rückte in den vergangenen Jahren wieder vermehrt in den Fokus der psychiatrischen Forschung und wurde unter anderem Patienten mit Depression und Zwangsstörungen mit „vielversprechenden“ Resultaten verabreicht.
Design
Offene Machbarkeitsstudie mit 10 Frauen zwischen 18 und 40 Jahren, die sich überwiegend selbst für diese Studie gemeldet hatten. Sie litten im Durchschnitt seit 8,9 Jahren an Anorexia nervosa und waren zu Hälfte in partieller Remission bei einem mittleren BMI von 19,7. Der Behandlung mit einer einmaligen Dosis von 25 mg COMP360 in Begleitung eines Therapeuten folgten Nachuntersuchungen an Tag 1, Tag 7, Tag 28 und Tag 84.
Ergebnisse
· Es gab keine schweren Nebenwirkungen der Therapie und die akuten Effekte des Psilocybins wurden gut vertragen.
· Im Selbstbericht betrachteten 9 der 10 Frauen die Behandlung als „bedeutsam und positiv“, und sie gaben an, nach Möglichkeit gerne weitere Behandlungen zu bekommen.
· Auf den Unterskalen der Eating Disorder Examination zeigte sich eine statistisch signifikante Abnahme der Sorgen ums Gewicht nach einem Monat (P = 0,036) und nach 3 Monaten (P = 0,04). Sorgen um die Figur waren nach 1 Monat noch signifikant verringert, nach 3 Monaten aber nicht mehr, während die Veränderungen in den Bereichen Essen und Fasten allesamt nicht signifikant waren. Die Forscherinnen betonen die Variabilität der Ergebnisse und verweisen auf 4 Frauen, deren EDE-Gesamtwert sich nach 3 Monaten deutlich verbessert hatte, „was wir als klinisch signifikant interpretieren.“
· Zwar zeigten 5 Teilnehmerinnen einen Zunahme des BMI über 3 Monate im Bereich von 0,4 – 1,2 kg/m2. Allerdings waren weder die mittleren Werte noch die Veränderungen beim BMI für die Gruppe statistisch signifikant.
Klinische Bedeutung
Zwar handelt es sich nach Wissen der Autorinnen um die erste moderne Publikation über eine klinische Studie zur Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit einer Psilocybin-Therapie gegen Anorexia nervosa. Die geringe Anzahl von Studienteilnehmerinnen, die Inklusion von 50 % Patientinnen in partieller Remission und der Verzicht auf eine Placebo-Behandlung relativieren allerdings die Erfolgsmeldung. Auch die Autoren räumen ein, dass weitere randomisierte und kontrollierte Studien erforderlich sind, um ihre Befunde zu validieren.
Finanzierung: Compass Pathways.
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