Pharmakogenetischer 12er-Test senkt Nebenwirkungen um 7 Prozentpunkte
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Die Testung auf pharmakologisch relevante Varianten bei 12 Genen bei Patienten in europäischen Kliniken und Apotheken ergab bei etwa jedem Vierten ein therapierelevantes, umsetzbares Ergebnis. Im Vergleich zur Kontrollgruppe waren klinisch relevante Nebenwirkungen mit 21 versus 28 % signifikant seltener.
Hintergrund
Seit Jahrzehnten weiß man, dass die Verstoffwechselung vieler Arzneien – und damit auch das Ansprechen, die Verträglichkeit usw. – von Variationen bestimmter Gene beeinflusst wird. Inzwischen ist der Nutzen pharmakogenetischer Tests für viele Kombination aus einzelnen Genen und Arzneimitteln gut dokumentiert. Demgegenüber sei die Strategie einer präventiven Genotypisierung anhand eines pharmakogenetischen Panels noch nicht konsequent bewertet worden, schreiben die Studienautoren.
Design
Offene, multizentrische, kontrollierte, und nach Clustern randomisierte Studie zum Nutzen eines pharmakogenetischen Panels mit 12 Genen in 55 europäischen Kliniken, Gesundheitszentren und Gemeinschaftsapotheken. Unter mehr als 40000 Freiwilligen konnten 6944 Patienten ab 18 Jahren in die Studie eingeschlossen werden. Nach Testung auf 50 Keimbahnvarianten in den 12 Genen wurde die Medikation bei der Hälfte der Probanden entsprechend adjustiert, während die andere Hälfte die Standardbehandlung erhielt.
Ergebnisse
- Unter den 1558 Probanden, deren Test ein umsetzbares („actionable“) Ergebnis hatte, war der Anteil an Patienten mit klinisch relevanten Nebenwirkungen zwischen den Gruppen ungleich verteilt. In der experimentellen Gruppe waren es 21,0 %, in der Kontrollgruppe 27,7 %. Mit einem Chancenverhältnis OR von 0,70 (95%-Konfidenzintervall 0,54 – 0,91) war der Unterschied statistisch signifikant (p = 0,0075).
- Bezogen auf die Gesamtzahl der Patienten hatten jene mit einer Testung durch das Genpanel ebenfalls weniger Nebenwirkungen erlitten. Hier war das Verhältnis 21,5 versus 28,6 %, was ebenfalls ein OR von 0,70 ergab (95%-KI 61,0 – 0,79; p < 0,0001).
Klinische Bedeutung
Die Testung von 12 ausgewählten Genen auf pharmakologisch relevante Varianten hat sich in 7 verschiedenen europäischen Ländern in Kliniken wie auch Gemeinschaftsapotheken als machbar erwiesen. Mit einer Implementierung auf breiter Basis könne die Arzneimitteltherapie sicherer gemacht werden, schreiben die Autoren – obwohl der Unterschied mit 7 Prozentpunkten vergleichsweise bescheiden ausfiel.
Finanzierung: Europäische Union.
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