Patienten mit Krampfadern: Wie behandeln?

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
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In der Diagnostik und Therapie von Venenerkrankungen hat sich einiges getan. In einer aktuellen Publikation hat der Venen-Spezialist und Leitlinien-Autor Professor Markus Stücker (Venenzentrum der Dermatologischen und Gefäßchirurgischen Kliniken, St. Maria-Hilf-Krankenhaus, Bochum) dargestellt, was im klinischen Alltag bei Venenleiden wichtig ist. In der heutigen Folge einer mehrteiligen Serie geht es um die Varizen-Therapie.

Das primäre Krampfader-Leiden kann laut der aktuellen Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Varikose“ schon in der Kindheit auftreten; die Prävalenz nehme mit steigendem Lebensalter zu. Für das primäre Krampfaderleiden werde eine genetische Disposition angenommen. Die Varikose kann, wie es in der Leitlinie weiter heißt, mit oder ohne Beschwerden vorkommen oder mit Ödem und/oder Hautveränderungen bei chronisch venöser Insuffizienz auftreten. Unbehandelt führe die medizinisch bedeutsame Varikose häufig zu Komplikationen (chronisches Ödem, trophische Hautveränderungen, Ulcus cruris venosum, tiefe Leitveneninsuffizienz, Varikophlebitis).

Ziele der Varizen-Therapie sind laut der Leitlinie und Stücker:

  • Besserung oder Beseitigung von Stauungsbeschwerden (Schwere, Spannungsgefühl, Hitze, Schmerzen) und/oder eines dauerhaften Ödems

  • Vermeidung von Lokalkomplikationen wie chronischen Hautkomplikationen, Varizenblutungen und Oberflächenthrombosen

  • Prävention einer tiefen Beinvenenthrombose und einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit.

Basis für die Therapieentscheidung seien die Ergebnisse der klinischen Untersuchung und der Duplexsonografie sowie individuelle Faktoren, etwa „Varizenblutungen und Oberflächenthrombosen in der Vorgeschichte sowie die für eine chronische Veneninsuffizienz typischen Komplikationen“. Die Indikation zur Therapie einer Varikose werde bei symptomatischen Varizen, Komplikationen in der Vorgeschichte oder Hautveränderungen gestellt. Behandelt werden könnten die Patienten konservativ und konventionell chirurgisch sowie mit endovenösen thermischen und chemischen Verfahren. Eine konservative Therapie kann der Leitlinie zufolge in jedem Stadium der Erkrankung in Betracht gezogen werden.

Eine wichtige Basis-Therapie für Patienten mit symptomatischer Varikose sei, so Stücker, die physikalische Therapie, wodurch die Kraft der Unterschenkelmuskulatur gestärkt und die Beweglichkeit im Sprunggelenk verbessert werden solle. Eine Linderung der Symptome sei auch durch Hochlagern des Beines bzw. der Beine zu erreichen.

Indiziert bei symptomatischen Krampfadern sei zudem die Kompressionstherapie mit ihren drei Phasen:

  1. Entstauungsphase

  2. Längerfristige Therapie und Erhaltungsphase

  3. Präventions-Phase

In der Entstauungsphase - Dauer in der Regel  zwei bis vier Wochen -, werden laut Stücker üblicherweise phlebologische Kompressionsverbände mit Kompressionsbandagen, Bandagensystemen oder aber medizinische adaptive Kompressionssysteme verwendet. 

In der zweiten Phase (längerfristige Therapie und Erhaltungsphase) würden die Bandagen durch medizinische Kompressionsstrümpfe oder Ulkus-Kompressionsstrumpfsysteme ersetzt.

In der Phase der Prävention würden ebenfalls Kompressionsstrümpfe angewendet.

In allen Phasen könnten die genannten Maßnahmen um eine intermittierende pneumatische Kompression ergänzt werden.

Eine therapeutische Option sind zudem Medikamente. In Deutschland sind laut Stücker drei Substanzgruppen zugelassen, für die es placebo-kontrollierte, prospektive und randomisierte Studien gebe:

  • Extrakt aus rotem Weinlaub

  • Extrakt aus Rosskastaniensamen

  • Die synthetische Substanz Oxerutin

Diese Extrakte und Substanzen seien gut geeignet für Patienten mit symptomatischer chronischer Veneninsuffizienz, die nicht interventionell behandelt werden könnten, auf eine Varizen-Intervention warteten oder nach der Intervention an persistierenden Symptome oder Ödemen litten.

Folgende invasive Verfahren können nach Angaben des Venen-Experten angewendet:

1. Offen chirurgische Verfahren

  • •Stammvenenausschaltende Verfahren
  • •Stammvenenerhaltende Verfahren

2. Endovenöse thermische Verfahren:

  • •Lasertherapie
  • •Radiofrequenztherapie
  • •Heißdampftherapie

3. Endovenöse chemische Verfahren

  • •Sklerosierungstherapie
  • •Cyanoacrylatkleber

In einer Tabelle hat Stücker die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen endovenösen Verfahren bei Varizen dargestellt:

1. Schaumsklerosierung

Vorteile sind: Technische Durchführung, geringe Kosten und Komplikationsraten; Nachteile sind Ausbildung von Sklerothromben und Hyperpigmentierungen.

2. Endovenöse Laserablation

Vorteile sind hohe Erfolgsrate und die Möglichkeit der Laserkrossektomie; Nachteile: Bei den heute nicht mehr verwendeten kürzeren Wellenlängen mehr Minor-Komplikationen wie Schmerzödem und Ekchymosen als nach Radiofrequenzablation, außer demlängere Behandlungsdauer als bei Radiofrequenzablation

3. Radiofrequenzablation

Vorteile: Hohe Sicherheit und Effektivität in Relation zu älteren Laserablationstechniken und weniger postoperative Ekchymosen sowie Schmerzen; Nachteile: Schwierigkeiten bei der Behandlung größerkalibriger Venen, Mindestabstand von 2 cm zur saphenofemoralen Junktion

4. Kleber

Vorteile: Tumeszenzanästhesie nicht nötig, geringe Rekanalisationsrate, weniger Ekchymosen, 
Kompression nach dem Eingriff nicht erforderlich, keine Parästhesien und Verbrennungen; Nachteile: Häufiger Phlebitis, Risiko für Hypersensitivitätsreaktionen, Kleberreste zum Teil noch Jahre nach dem Eingriff in der Vene nachweisbar

5. Mechanisch-chemische Ablation

Vorteile : Tumeszenzanästhesie nicht erforderlich, kein Risiko einer thermischen Schädigung von Haut, Nerven und Muskeln; Nachteile: geringere Wirksamkeit als bei thermischer Ablation

Patienten, bei denen trotz invasiver Therapie Restsymptome der chronischen venösen Insuffizienz persistieren, sollten laut der Leitllinie weiterhin eine Kompressionstherapie erhalten. Und falls durch einzelne Therapieverfahren kein befriedigender Effekt erzielt werde, könne die Kombination der verschiedenen Therapien (medikamentöse Therapie, Varizensanierung, Kompressionstherapie) erwogen werden.