Parkinson: Erneut Hinweise auf eine neuroprotektive Wirkung von Flavonoiden
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Der Vergleich der Ernährungsgewohnheiten vor und nach der Diagnose einer Parkinson-Erkrankung legt nahe, dass Männer von einer Flavon-reichen Diät profitieren könnten. Ihre Gesamtsterblichkeit war im mehr als 3 Jahrzehnte langen Beobachtungszeitraum annähernd halbiert.
Hintergrund
Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die unter anderem in Beeren und Zitrusfrüchten vorkommen. In mehreren Studien wurde eine Assoziation zwischen der Einnahme von Flavonoiden und einer reduzierten Mortalität bei Parkinson-Patienten gefunden, jedoch ist eine Kausalität schwer zu beweisen.
Design
Prospektive Assoziationsstudie zum Zusammenhang zwischen der Einnahme von Flavonoiden vor und nach einer Diagnose des Morbus Parkinson und dem Mortalitätsrisiko der Patienten. Eingeschlossen wurden 599 Frauen aus der Nurses Health Study 652 Männer aus der Health Professionals Follow-up-Studie (beide in den USA, Durchschnittsalter etwa 72 Jahre), die jeweils innerhalb der Nachverfolgungszeit mit Morbus Parkinson diagnostiziert wurden.
Ihre Ernährungsgewohnheiten waren alle 4 Jahre mit einem validierten Fragebogen erfasst und daraus die Gesamtmenge an Flavonoiden berechnet worden, sowie die Einnahme Flavonoid-reicher Nahrungsmittel wie z.B. Tee, Orangensaft und Rotwein. Diese Daten wurden dann mit Sterbedaten aus dem nationalen und aus bundesstaatlichen Registern abgeglichen.
Ergebnisse
- Während der etwa 33 Jahre langen Nachverfolgungszeit verstarben 944 Studienteilnehmer.
- Nach Adjustierung für Alter, Rauchgewohnheiten, Gesamtenergiezufuhr und andere Variablen fand sich für Männer eine statistisch signifikante (p < 0,001) Assoziation zwischen einer höheren Einnahme an Flavonoiden vor der Parkinson-Diagnose, und der Gesamtsterblichkeit danach. Das Chancenverhältnis HR betrug 0,53, das 95%-Konfidenzintervall 0,39 – 0,71.
- Für Frauen war der Zusammenhang nicht signifikant (HR = 0,93; 95%-KI 0,68 – 1,28; p = 0,69). Auch für die Gesamtpopulation ergab sich beim Vergleich des obersten mit dem untersten Quartil der Flavonoid-Einnahme kein signifikanter Unterschied (p = 0,25).
- Bezüglich der Flavonoid-Unterklassen gab es signifikante (p < 0,05) Reduktionen in der Post-Diagnose-Sterblichkeit zwischen dem höchsten und dem niedrigsten Quartil der Einnahme von Anthocyanen, Flavonen und Flavan-3-olen mit HR von 0,66; 0,78; und 0,69.
- Beim Vergleich der Nahrungsmittel fand sich eine Reduktionen in der Post-Diagnose-Sterblichkeit lediglich für Rotwein beim mindestens 3 gegenüber weniger als einem Glas / Monat.
- Nach der Parkinson-Diagnose korrelierte ein erhöhter Konsum von Gesamtflavonoiden einschließlich Flavonolen, Anthocyanen, Flavan-3-olen, Beeren und Rotwein mit einer niedrigeren Gesamtmortalität (p < 0,05).
Klinische Bedeutung
Die Unterscheidung zwischen kausalen Zusammenhängen und einfachen Assoziationen ist bei Ernährungsstudien eine große Herausforderung. Die Autoren sind ihr hier mit der getrennten Auswertung der Ernährungsgewohnheiten vor und nach einer Parkinson-Diagnose begegnet. Außerdem haben sie die 4 Jahre vor der Diagnose nicht miteinberechnet, um der Gefahr einer reversen Kausalität zu begegnen. Damit unterstützt die Studie die These einer neuroprotektiven Wirkung von Flavonen, auch wenn dies letztlich nur in prospektiven randomisierten Langzeituntersuchungen bewiesen werden könnte.
Finanzierung: National Institute of Health.
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