Pankreatoduodenektomie: Bei Infektionsprophylaxe punktet Piperacillin/Tazobactam vor Cefoxitin

  • Nicola Siegmund-Schultze
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Zur Antibiotikaprophylaxe bei der offenen Pankreatoduodenektomie ist Piperacillin/Tazobactam in Bezug auf der Vermeidung von Wundinfektionen effektiver als Cefoxitin. Die Risiken für eine perioperative Sepsis, für eine Clostridiodes-difficile-Colitis und postoperative Pankreasfisteln liegen bei Verwendung des Penicillins plus β-Laktamase-Inhibitor nominell und statistisch signifikant deutlicher unter denen der Cefoxitingabe. Auf Basis der Daten einer prospektiv randomisierten Phase-3-Studie wird beim offenen chirurgischen Eingriff Piperacillin/Tazobactam zur Infektionsprophylaxe empfohlen (JAMA doi:10.1001/jama.2023.5728).

Hintergrund

Die perioperative Antibiotikaprophylaxe (PAP) ist ein nachweisbar wirksames Mittel zur Verringerung der postoperativen Wundinfektionen nach chirurgischen Eingriffen. Die Applikation erfolgt im Allgemeinen 30-60 Minuten vor dem Hautschnitt und ist mit der Operationsnaht abgeschlossen. Die Wahl des optimalen Antibiotikums ist von vielen Kriterien abhängig, darunter der aktuellen Resistenzlage. Breitspektrumantibiotika wie Piperacillin/Tazobactam oder Cefoxitin , ein Cephalosporin der 2. Generation, sind mögliche Optionen. In einer großen randomisierten Studie sind diese beiden Optionen in der Effektivität miteinander verglichen worden (1).

Design

  • Studienform: offene, prospektiv randomisierte Phase-3-Studie an 26 Zentren in Kanada und den USA

  • Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer: Patienten, bei denen eine Pankreatoduodenektomie als offener chirurgischer Eingriff durchgeführt wurde

  • Rekrutierungszeitraum: November 2017 bis August 2021, Beobachtung bis Dezember 2021

  • Ausschlusskriterien: aktive Infektion, dauerhafte Steroidtherapie, mittelschwere bis schwere chronische Nierenerkrankung, Schwangerschaft oder Stillperiode

  • Intervention: 2 g Cefoxitin i.v. oder 3,375-4,5 g Piperacillin/Tazobactam i.v. jeweils kurz vor oder kurz nach Inzision und anschließend alle 2-4 Stunden bis zum Wundverschluss

  • Randomisierung: im Verhältnis 1 : 1

  • Primärer Endpunkt: Häufigkeit der postoperativen Wundinfektionen (SSI) bis zu 30 Tage nach Op

Hauptergebnisse

  • 778 Patientinnen und Patienten wurden randomisiert, das mediane Alter lag bei 67 Jahren und 58 % waren Männer.

  • Die Rate der SSI bis 30 Tage nach Operation betrug 19,8 % in der Piperacillin/Tazobactam-Gruppe und 32,8 % unter dem Cephalosporin, ein statistisch hoch signifikanter Unterschied (p < 0,001).

  • Auch die Sepsisrate unterschied sich deutlich mit 4,2 % unter Piperacillin/Tazobactam vs. 7,5 % unter Cefoxitin (p = 0,02).

  • Pankreasfisteln entwickelten sich bei 12,7 % in der Gruppe mit Piperacillin/Tazobactam und bei 19,0 % mit der Cefoxitinprophylaxe (p = 0,03)

  • Die 30-Tage-Sterblichkeit lag bei 1,3 % mit Piperacillin/Tazobactam und 2,5 % mit Cefoxitin, eine nominelle, aber nicht statistisch signifikante Differenz.

Klinische Bedeutung

Die Studie belegt nach Meinung der Autorinnen und Autoren erneut, dass eine Pankreatoduodenektomie an erfahrenen Zentren eine Standardoperation mit geringer Mortalität ist. Die perioperative Morbidität aber bleibt erheblich, auch aufgrund von postoperativen Pankreasfisteln (1). Diese können zu Komplikationen führen wie Abszess, Galle-Leak oder Blutung.

Die deutlich effektivere Reduktion des Risikos durch Piperacillin/Tazobactam im Vergleich zu Cefoxitin sei daher klinisch relevant, heißt es auch im Kommentar (2). Das Breitband-Penicillin sei dem Cephalosporin vorzuziehen.

Finanzierung: öffentliche Mittel