Pandemie trifft Diabetespatienten weniger hart als befürchtet

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Düsseldorf (pag) – Diabetespatienten sind relativ gut durch die Pandemie gekommen. Das bestätigen mehrere Studien im Auftrag der Deutschen Diabetes Gesellschaft.

Menschen mit einem Typ-2-Diabetes hatten nach dem ersten Lockdown weder eine schlechtere Stoffwechseleinstellung noch einen höheren BMI. Auch die Rate psychischer Störungen ist unverändert geblieben. Das zeigt die Studie von PD Bernd Kowall vom Universitätsklinikum Essen. Dafür gibt es mehrere Gründe: „Die meisten Menschen mit Diabetes haben eine langjährige Routine im Selbstmanagement der Erkrankung im Alltag“, sagt Kowall. Außerdem hätten diabetologische Schwerpunktpraxen schnell auf die Einschränkungen reagiert und Videosprechstunden und -schulungen angeboten. Die Patienten sind durchschnittlich 68 Jahre alt und nicht von Home-Office und Home-Schooling betroffen.

Auffällige Pandemie-Effekte gibt es jedoch bei den Typ-1-Neuerkrankungen. So liefern die Untersuchungen von Dr. Stefanie Lanzinger, Universität Ulm, Hinweise darauf, dass ein beginnender Typ-1-Diabetes häufig erst verspätet diagnostiziert wurde. Besonders bei Kindern unter sechs Jahren traten vermehrt Ketoazidosen auf. „Gründe hierfür könnten unter anderem Angst und Unsicherheit in der Bevölkerung sein, die zur Vermeidung von medizinischen Kontakten geführt hat“, sagt Lanzinger.

Rund drei Monate nach den jeweiligen Wellen kam es darüber hinaus zu einem deutlichen Anstieg der Typ-1-Inzidenz. Die Zahl der Neuerkrankungen nahm in diesen Phasen vorübergehend um rund 15 Prozent im Vergleich zum vorpandemischen Niveau zu. Die Autoren vermuten, dass dies auf indirekte Effekte wie psychische Belastungen zurückzuführen sein könnte.

Dr. Paula Friedrichs vom Dienstleister Biomath wollte ein Scoping Review zu den Auswirkungen der Pandemie auf Menschen mit Diabetes durchführen. Dafür fragte sie bei Krankenkassen und Patientenregistern nach Routinedaten – ohne Erfolg. „Die zeitnahe Verfügbarkeit solcher Routinedaten außerhalb von laufenden Studien scheint nicht möglich“, sagt Friedrichs. Gründe dafür seien ein erheblicher Zeitverzug in der Übermittlung sowie ein hoher zeitlicher und administrativer Aufwand für die Genehmigung.