Orientierungswert: Unüberbrückbare Differenzen

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Berlin (pag) – Weiter könnten die Vorstellungen nicht auseinander liegen: Bei den Verhandlungen um den Orientierungswert (OW) für 2023 fordert die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ein Plus von knapp sechs Prozent. Der GKV-Spitzenverband dagegen verlangt eine Nullrunde. Beide haben nun den Erweiterten Bewertungsausschuss – wegen „unüberbrückbarer Unterschiede“ (O-Ton KBV-Chef Dr. Andreas Gassen) angerufen. Dieser tagt am 23. August.

 

Enttäuscht zeigt sich die KBV-Spitze nach der ersten Verhandlungsrunde am 5. August. „Uns in der aktuellen Situation für die Praxen erneut eine Nullrunde als Angebot vorzulegen, ist ein starkes Stück“, empört sich Gassen. Die Praxen hätten enorme Kostensteigerungen unter anderem in den Bereichen Personal und Energie zu bewältigen. Hinzu komme die hohe Inflation. Es gehe um den Erhalt der Struktur der ambulanten Versorgung sowie um die Leistungsfinanzierung von 70 Millionen gesetzlich Krankenversicherten. „Und daran müssen doch gerade die Krankenkassen eigentlich ein großes Interesse haben“, meint Gassen. Wenn diese dafür kein Geld locker machen wollen, wäre die KBV zu Gesprächen bereit, „wie das Leistungsangebot für die Versicherten dem finanziellen Rahmen angepasst und damit reduziert werden kann“. Der OW liegt derzeit bei 11,2662 Cent.

In den Streit schaltet sich auch Dr. Klaus Reinhardt ein – in seiner Funktion als Vorsitzender des Hartmannbundes. Die Kassen verfolgten eine „Strategie der kalten Strukturbereinigung“, kritisiert er. „Da die Attraktivität der Niederlassung auch für potenzielle Nachfolger immer mehr sinkt, schaffen die Kassen mit ihrer Politik eine ganz spezielle Form der Nachhaltigkeit – nämlich die der nachhaltigen Zerstörung von unverzichtbaren Versorgungsstrukturen.“

Zu den laufenden Verhandlungen wollte sich der GKV-SV auf Nachfrage nicht äußern.