Online-Befragung: Sexuelle Gesundheit von trans- und nicht-binären Menschen
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Medizinische Einrichtungen und Beratungsstellen zu Fragen der sexuellen Gesundheit in Deutschland sind auf trans und nicht-binäre Menschen nicht ausreichend vorbereitet. Dabei unterliegt diese Personengruppe besonderen Risiken und ist deutlich häufiger von HIV und anderen sexuell übertragbare Infektionen (STI) betroffen als der Durchschnitt der Bevölkerung. Das geht aus einer partizipativen Studie der Deutschen Aidshilfe (DAH) und des Robert Koch-Instituts (RKI) zur sexuellen Gesundheit in trans und nicht-binären Communities hervor.
Erstmals Daten zur sexuellen Gesundheit
Personen aus trans und nicht-binären Communites haben in vielen Regionen der Welt eine erhöhte Vulnerabilität für HIV und andere STI´s. In Deutschland fehlten allerdings bislang Daten zur sexuellen Gesundheit von trans und nicht-binären Menschen. Dazu zählen laut RKI auch Informationen, inwiefern Zugang zu bedarfsgerechten Informationen zu Sex und Sexualität, zu sexuellen Risiken sowie zu Prävention und Versorgung besteht, welche die Heterogenität innerhalb der trans und nicht-binären Communities berücksichtigen.
Im Rahmen der Online-Befragung des RKI sollten daher erstmalig für Deutschland folgende Fragen beantwortet werden:
- Wie häufig kommen HIV/STIs bei Menschen aus trans und nicht-binären Communities in Deutschland vor?
- Welche Faktoren beeinflussen die sexuelle Gesundheit?
Welcher Bedarf besteht bei der HIV/STI-Prävention, Beratung und Versorgung?
Dazu wurden in einer quantitativen Online-Befragung von März bis Juni 2022 mehr als 3.000 Menschen befragt, die sich im trans und nicht-binären Spektrum verorten. Erhoben wurden Informationen zu möglichen HIV/STI-Diagnosen, zur sexuellen Gesundheit und relevanten Einflussfaktoren auf diese sowie zu Erfahrungen in HIV/STI-Beratungs- und Teststellen. Die Auswertung der Daten erfolgte anonym. Die Vertreter der Community waren zu jeder Zeit in die Studie eingebunden. So wurden die Studienkonzeption, der Fragebogen und die Auswertung partizipativ erarbeitet.
Diskriminierung als Barriere
Die Studienergebnisse bestätigen, dass trans und nicht-binäre Menschen generell erhöhten gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind. So gaben 4,5 Prozent der Befragten an, dass sie jemals eine Chlamydien-Diagnose erhalten haben, 2,7 Prozent eine Gonorrhoe-Diagnose und 0,7 Prozent eine HIV-Diagnose. Aus der Online-Befragung wird außerdem ersichtlich, dass sich 45 Prozent der Befragten innerhalb der letzten fünf Jahre zu HIV oder zu sexuell übertragbaren Infektionen beraten lassen wollten, aber nur etwas mehr als die Hälfte (27 Prozent) eine Beratung in Anspruch nahmen.
Eine wichtige Barriere für die Inanspruchnahme von Beratung bildete beispielsweise eine erwartete und/oder erfahrene Diskriminierung. 17 Prozent der Befragten, die keine Beratung in den letzten 5 Jahren in Anspruch genommen hatten, gaben dies als einen Grund an. Unter den Befragten, die eine Beratung in Anspruch genommen hatten, waren laut RKI diejenigen mit der Beratung zufriedener, deren Beratungsangebot sich explizit an trans und nicht-binäre Menschen richtete.
Empfehlungen für eine bessere Versorgung
Der Forschungsbericht gibt schließlich Empfehlungen für eine bessere Versorgung für trans und nicht-binäre Menschen. Dzu gehören mehr Test- und Beratungsangebote speziell für trans und nicht-binäre Menschen - communitynah und mit Professionellen, die selbst aus den adressierten Gruppen stammen. Außerdem soll es spezielle Angebote geben, wie etwa Testtage für trans und nicht-binäre Menschen. Das Thema müsse darüber hinaus in der Ausbildung und bei Fortbildungen für medizinisches und beraterisches Personal berücksichtigt werden. Dringend erforderlich seien daher flächendeckende Grundlagenschulungen. Auch medizinische Strukturen und Verfahren müssen laut Aidshilfe die real existierende geschlechtliche Vielfalt akzeptieren und abbilden, etwa bei Anamnese- und Meldebögen sowie in Studien.
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