Omikron gegen Omikron: Infektion schützt vor Reinfektion kurzfristig zu 76 %

  • Dr. Nicola Siegmund-Schultze
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Die weltweit dominierenden SARS-CoV-2-Omikronvarianten BA.4 und BA.5 bilden leichter Immunfluchtmutanten aus als die in der Vergangenheit vorherrschenden Varianten, zum Beispiel BA.1 und BA.2. Ein Omikroninfekt schützt aber immer noch zu 76 % vor einem Reinfekt durch eine Omikronvariante in den darauffolgenden drei Monaten. Die präventive Wirksamkeit geht allerdings schneller verloren als gegen die Varianten BA.1 oder BA.2.

Hintergrund
Weltweit werden wellenförmige Verläufe von COVID-19 beobachtet. In Europa steht die Herbst- und Winterwelle bevor (1). So nimmt in Deutschland die Anzahl SARS-CoV-2-Infizierter mit Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion bereits wieder zu. Das Robert Koch-Institut schätzt die Zahl für die Kalenderwoche 39 auf 800 000 bis 1,7 Millionen (2). Dies liege über den Zahlen der Vorwochen. In Deutschland dominiert seit Mitte Juni die Sublinie BA.5. Deren Gesamtanteil liegt derzeit bei knapp 97 % der Isolate. Auch in Qatar wird seit Ende Mai vorwiegend Omikron isoliert (derzeit zu 94,7 %). In dem Land gibt es eine umfangreiche SARS-CoV-2-Datenbank. Auf ihrer Basis sind die Schutzwirkungen früherer Infektionen durch verschiedene SARS-CoV-2-Varianten vor Reinfektion mit einer Omikronvariante (BA.4 oder BA.5) ermittelt worden (3).

Design

  • Studienform: Test-negative Fallkontrollstudie
  • Studienzeitraum: 7. Mai 2022 bis 28. Juli 2022
  • Studienpopulationen: 14.113 Personen mit einem PCR-positiven Coronatest ab Mai 2022 (Gruppe der Fälle) und 202.439 gematchte Personen mit negativen PCR-Tests; Matching unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Nationalität und Kalenderwoche der Tests (Matchingverhältnis: 1 : 5)
  • Testmethoden: RT-qPCR-Test auf SARS-CoV-2 mit Unterscheidung zwischen Omikron- und Nicht-Omikronvarianten
  • Endpunkt: Effektivität der Prävention einer Infektion vor symptomatischen und asymptomatischen Reinfektionen (≥ 90 Tage vor früherer Infektion)

Hauptergebnisse

  • Der Schutzeffekt von Infektionen mit Nicht-Omikronvarianten vor einer symptomatischen Infektion mit SARS-CoV-2 Omikron (BA.4 oder BA.5) liegt bei lediglich 35,5 % innerhalb von drei Monaten. Diese protektive Wirksamkeit wird von den Autoren als „moderat“ bewertet.
  • Werden symptomatische plus asymptomatische Infektionen als Parameter für einen Schutzeffekt betrachtet, liegt die präventive Wirksamkeit einer früheren Nicht-Omikron-Infektion gegenüber Omikron BA.4 oder -BA.5 sogar nur bei 27,7 %.
  • Liegen Infektion und Reinfektionen in der Omikronära, beträgt der Schutzeffekt vor einer symptomatischen SARS-CoV- BA.4 oder -BA.5-Reinfektion 76,2 %.
  • Werden symptomatische und asymptomatische Reinfektionen gemeinsam als Analyseparameter verwendet, liegt der Schutzeffekt sogar bei 78,0 %.
  • In der Prä-Omikronära waren die Schutzeffekte von Infektionen vor Reinfektionen (mit Nicht-Omikronvarianten) deutlich höher.

Klinische Bedeutung
Die SARS-CoV-2-Omikronvarianten BA.4 und BA.5 sind offenbar „Meister“ in der Ausbildung von Immunfluchtmutanten. Frühere Infektionen schützen zwar vor Reinfektionen durch die Omikronvarianten BA.4 und BA.5, aber über einen kürzeren Zeitraum und weniger effektiv als vor Reinfektionen mit anderen SARS-CoV-2-Varianten.

Finanzierung: öffentliche Mittel