Offenbar unsterblich: Wein und Herzgesundheit

  • Mauricio Wajngarten
  • Medizinische Nachrichten
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In den letzten Wochen sind wieder mal Schlagzeilen zu Rotwein und kardiovaskulärer Gesundheit erschienen. Warum tauchen diese Geschichten plötzlich wieder auf? Das liegt unter anderem an einem Artikel, der kürzlich im "American Journal of Clinical Nutrition" veröffentlicht wurde.

Die "Weinflora-Studie", die zum Teil von der Forschungsstiftung von São Paulo ("São Paulo Research Foundation", FAPESP) finanziert wurde, wurde von prominenten Wissenschaftlern aus Einrichtungen in Südamerika, Europa und den Vereinigten Staaten durchgeführt. Das Team untersuchte die Auswirkungen von Rotwein auf die Darmflora und den Plasmaspiegel von Trimethylamin-N-oxid (TMAO). 

Die Studie

An der Weinflora-Studie nahmen 42 Männer (Durchschnittsalter 60 Jahre) mit nachgewiesener koronarer Herzkrankheit teil. Die Studie umfasste zwei 3-wöchige Interventionen. Bei der einen konsumierten die Teilnehmer 250 ml Rotwein pro Tag; die Rotweinprobe hatte einen Alkoholgehalt (% v) von 12,75. Das brasilianische Weininstitut produzierte und lieferte den Rotwein: einen 2014er Merlot, der im August 2016 abgefüllt und für die Studie maßgeschneidert wurde. Zur zweiten Intervention gehörte Alkoholabstinenz.

Jeder Intervention ging eine 2-wöchige Washout-Periode voraus. Da bestimmte Lebensmittel und Getränke die Ergebnisse beeinträchtigen könnten, wurden die Teilnehmer angewiesen, keine alkoholischen Getränke, fermentierte Lebensmittel (Joghurt, Kombucha, Sojalecithin, Kefir, Sauerkraut und anderes fermentiertes Gemüse), synthetische Präbiotika (Insulin, Fructooligosaccharide), Ballaststoffe, Milchprodukte, Lebensmittelpolyphenole (Trauben, Traubensaft, Cranberries, Erdbeeren) und Probiotika zu konsumieren.

Bei jedem Eingriff wurde die Darmmikrobiota mittels 16S rRNA-Hochdurchsatzsequenzierung analysiert. Diese Methode ermöglicht die Identifizierung von Bakterienarten. Das Plasmametabolom von 20 zufällig ausgewählten Teilnehmern wurde mittels Ultra-Hochleistungs-LC-MS/MS ausgewertet. Bei dieser Methode werden die Verbindungen durch Flüssigkeitschromatographie getrennt und mit einem Massenspektrometer analysiert.

Einer der interessierenden Metaboliten war TMAO, das aus Trimethylamin gebildet wird, das bei der Verarbeitung proteinreicher Nahrungsmittel durch Darmbakterien freigesetzt wird. TMAO spielt nachweislich eine Rolle bei der Entstehung von Atherosklerose.

Ergebnisse

Nach dem Genuss von Rotwein kam es zu einem signifikanten Remodeling der Darmmikrobiota, mit einem Unterschied in der Beta-Diversität und einer Dominanz von Parasutterella, Ruminococcaceae, mehreren Bacteroides-Arten und Prevotella. Eine Metabolomanalyse des Plasmas ergab signifikante Veränderungen bei den Metaboliten nach dem Rotweinkonsum, was auf eine verbesserte Redox-Homöostase hindeutet, die an dem oxidativen Stress beteiligt ist, der die Atherosklerose fördert. Der TMAO-Gehalt im Plasma unterschied sich jedoch nicht zwischen der Rotweinintervention und der Alkoholabstinenz.

Auswirkungen

Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass die Modulation der Darmmikrobiota zu den vermuteten kardiovaskulären Vorteilen eines moderaten Rotweinkonsums beitragen könnte. Aber, wie sie bereits im Titel der Studie betonen, verändert eine "Rotwein-Intervention" nicht das TMAO im Plasma. Sie wiesen auch darauf hin, dass der Zeitraum von drei Wochen zu kurz gewesen sein könnte, um die Ergebnisse als Grundlage für die Annahme einer bedeutsamen Veränderung zu nutzen. Darüber hinaus betonte das Team, dass diese Daten nur eine Hypothese darstellen und den Weg für zukünftige Forschungen ebnen.

In einem Interview  warnte der korrespondierende Autor der Studie, Dr. Protásio Lemos da Luz, allerdings vor den Risiken, die mit einem zu hohen Alkoholkonsum verbunden sind (mehr als 8,5 Unzen oder 250 ml Wein täglich).

 

Dieser Artikel ist im Original in der portugiesischen Ausgabe von Medscape erschienen.