Ob USA oder Niederlande: reichere Herzpatienten haben eine niedrigere Mortalität
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
In 5 von 6 relativ reichen Ländern haben Herzpatienten mit einem hohen Einkommen bessere Überlebenschancen als deren Leidensgenossen mit niedrigem Einkommen. Die Unterschiede betragen bei der 30-Tages-Mortalität 1 – 3 %, und bei der 1-Jahres-Mortalität 2 – 9 Prozent. In allen Ländern erhielten die wohlhabenden Patienten durchschnittlich mehr Katheterisierungen und mehr perkutane Koronarinterventionen.
Hintergrund
Reiche Menschen haben im Durchschnitt eine höhere Lebenserwartung. Die Differenzen zu ärmeren Menschen werden aber auch von der Art des jeweiligen Gesundheitssystems beeinflusst, vermuteten die Autoren der aktuellen Studie.
Design
In dieser seriellen Querschnitts-Kohortenstudie wurde danach gefragt, ob die Behandlungsmuster und -Ergebnisse für Patienten mit einem akuten Herzinfarkt und einem mehr oder weniger großen Einkommen sich zwischen 6 verschiedenen Ländern unterscheiden. Dafür wurden repräsentative Daten von Patienten ab 66 Jahren in den Vereinigten Staaten, Kanada, England, den Niederlanden, Taiwan und Israel ausgewertet, die man anhand ihres Einkommens in Quintile aufgeteilt hatte. Dabei wurde zusätzlich unterschieden zwischen 289.376 Patienten mit einem ST-Strecken-Elevationsinfarkt (STEMI) und 843.046 mit einem Nicht-ST-Strecken-Elevationsmyokardinfarkt (NSTEMI).
Ergebnisse
- Die adjustierte 30-Tages-Mortalität war für die Patienten mit hohem Einkommen um 1 – 3 Prozentpunkte geringer. Als Beispiel werden die Niederlande genannt mit Werten von 10,2 versus 13,1 %, wobei die Differenz von - 2,8 Prozentpunkten ein 95%-Konfidenzintervall von – 4,1 bis – 1,5 hatte.
- Über ein ganzes Jahr hinweg waren die Unterschiede bei der Mortalität noch größer. Am größten war die Differenz in Israel mit 16,2 versus 25,3 %. Hier hatte die Differenz von 9,1 Prozentpunkten ein 95%-KI von – 16,7 bis - 1,6. Lediglich in Taiwan gab es keine signifikanten Unterschiede bezüglich des Einkommens – weder bei der 30-Tages-Mortalität, noch nach einem Jahr.
- In allen Ländern erhielten die wohlhabenderen Patienten häufiger eine Herzkatheterisierung und perkutane Koronarinterventionen (PCI) als die ärmeren. Hier reichten absoluten Differenzen von 1 bis zu 6 Prozentpunkten. Beispielhaft werden für Patienten mit STEMI in England 73,6 gegenüber 67,4 % genannt – ein Unterschied von 6,1 Prozentpunkten bei einem 95%-KI von 1,2 bis 11,0.
- Bei der Häufigkeit von Bypässen gab es unter mehr oder weniger wohlhabenden Patienten nach STEMI kaum Unterschiede, nach NSTEMI wurden sie aber 1 bis 2 Prozentpunkte häufiger bei reicheren Patienten gelegt. Zum Beispiel betrugen die Raten in den USA 12,5 versus 11,0 % - ein Unterschied von 1,5 Prozentpunkten bei einem 95%-KI von 1,3 – 1,8.
- Zwei weitere Unterschiede notierten die Forscher: Wohlhabendere Patienten mussten binnen 30 Tagen um 1 bis 3 Prozentpunkte seltener rehospitalisiert werden, und ihr Krankenhausaufenthalt war durchschnittlich um 0,2 bis 0,5 Tage kürzer.
Klinische Bedeutung
Das „substanziell bessere“ Überleben der Patienten mit höherem Einkommen und die höheren Wahrscheinlichkeit, mit der sie lebensrettende Revaskularisierungen erhielten, legt den Autoren zufolge nahe, dass Einkommens-basierte Unterschiede „sogar“ in Ländern vorkommen, die eine allgemeine Krankenversicherung und ein robustes soziales Sicherheitsnetz besitzen. Für die nachgewiesenen Unterschiede zwischen dem Fünftel mit dem höchsten gegenüber dem niedrigsten Einkommen gäbe es jedoch neben einer möglichen Diskriminierung auch andere Erklärungen – beispielsweise einen besseren Gesundheitszustand, ein geringerer Anteil von Rauchern oder eine bessere soziale Unterstützung.
Finanzierung: National Institute on Aging.
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