Ob Mittelmeer oder konventionell: Kein Einfluss der Ernährung auf Demenz-Risiko
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Bei einer Nachbeobachtungszeit von 20 Jahren fand man in einer Studie mit mehr als 20000 Teilnehmern keinen signifikanten Unterschied bei Demenz-Erkrankungen insgesamt sowie Alzheimer- und vaskulärer Demenz zwischen Probanden, die sich eng an die Ernährungsempfehlungen gehalten hatten, und jenen, die sie ignoriert hatten.
Hintergrund
Eine Mittelmeerdiät mit viel Gemüse, Obst, Fisch und Olivenöl sowie wenig Milchprodukten, Fleisch und gesättigten Fettsäuren wird von Experten überwiegend als besonders gesunde Art der Ernährung angesehen. Ob sie mit einer Reduktion des Demenz-Risikos einhergeht, ist aber nicht gesichert.
Design
Prospektive Kohortenstudie mit 28025 Teilnehmern der „Malmö Diet and Cancer Study“ im Durchschnittsalter von 58 Jahren (61 % Frauen), die anfänglich keine Anzeichen einer Demenz zeigten. Sie führten eine Woche lang ein Ernährungstagebuch, füllten einen Fragebogen mit 168 Punkten zur Häufigkeit bestimmter Nahrungsmittel aus, und wurden außerdem interviewt. Aus diesen Informationen wurden Punktwerte errechnet, die die Adhärenz an die schwedischen Ernährungsrichtlinien und an eine modifizierte Mittelmeer-Diät spiegelten. Dem gegenübergestellt wurde die Inzidenz von Demenz-Erkrankungen insgesamt sowie von Alzheimer- und vaskulärer Demenz während der median 19,8 Jahre langen Nachbeobachtungszeit. Außerdem wurde bei 738 Personen die Akkumulation von Aß in der Zerebrospinalflüssigkeit bestimmt.
Ergebnisse
- 1943 Teilnehmer (6,9 %) erkrankten an einer Demenz.
- Personen, die den schwedischen Ernährungsrichtlinien am genauesten folgten („konventionelle Ernährung“), hatten kein geringeres Demenz-Risiko als jene, die das am wenigsten taten. Das Chancenverhältnis HR betrug 0,93 bei einem 95%-Konfidenzintervall von 0,81 – 1,08. Auch bei der Alzheimer-Demenz (HR 1,03; 95%-KI 0,85 – 1,23) und der vaskulären Demenz (HR 0,93; 95%-KI 0,69 – 1,26) gab es keine signifikanten Unterschiede.
- Die optimale Adhärenz an eine Mittelmeerdiät brachte im Vergleich zur schlechtesten Befolgung dieser Richtlinie ebenfalls keinen signifikanten Vorteil: HR 0,93; 95%-KI 0,75 – 1,15 für Demenzen insgesamt, HR 0,90; 95%-KI 0,68 – 1,19 für Alzheimer-Demenz, und HR 1,00; 95%-KI 0,65 – 1,55 für vaskuläre Demenzen.
- Bei Ausschluss von Teilnehmern, die in den ersten 5 Jahren an einer Demenz erkrankten, waren die Ergebnisse unverändert.
- Die Assoziationen zwischen Ernährung und Aß-Akkumulation waren OR 1,28 (95%-KI 0,74 – 2,24) für die konventionelle Ernährung und OR 0,85 (95%-KI 0,39 – 1,84) für die Mittelmeerdiät, und somit beide nicht signifikant.
Klinische Bedeutung
In einem Editorial schreibt Nils Peter (Universität Basel), dass die Ernährung alleine womöglich keine starken Auswirkungen auf das Gedächtnis und das Denkvermögen habe, aber ein Faktor sein könne, der den Verlauf der kognitiven Funktionen beeinflusst. Auch die Erstautorin Isabelle Glans will die Hoffnung offenbar nicht aufgeben und schrieb, dass weitere Forschung nötig sei.
Finanzierung: Schwedischer Forschungsrat und weitere öffentliche Einrichtungen sowie private Stiftungen.
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