Nutzen von Immuncheckpoint-Inhibitoren bei PD-L1-negativem Bronchialkarzinom
- Helga Gutz
- Clinical Summary
Erkenntnis
- Fortgeschrittener nicht-kleinzelliger Lungenkrebs (non-small cell lung cancer, NSCLC) mit positiver Expression des programmierten Zelltod-Liganden 1 (PD-L1) spricht bekanntlich auf Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) an, die den programmierten Zelltod-1 (PD-1)/PD-L1 in der Mikroumgebung des Tumors (Tumorzellen plus Immunzellen) hemmen.
- Noch 2018 warnte die Europäische Arzneimittel-Agentur vor dem eingeschränkten Nutzen von ICI bei Patienten mit negativer PD-L1-Expression.
- Entgegen den Erwartungen gibt es neue Hinweise auf einen möglichen Nutzen von PD-1/PD-L1-Inhibitoren bei PD-L1-negativem fortgeschrittenem NSCLC.
- Diese neue Metaanalyse randomisierter klinischer Studien ergab, dass PD-1/PD-L1-Inhibitoren (z. B. Atezolizumab und Tislelizumab) in Kombination mit einer Chemotherapie (z. B. Paclitaxel, Carboplatin) bei Patienten mit PD-L1-negativem fortgeschrittenem NSCLC das progressionsfreie Überleben (PFS) und Gesamtüberleben (OS) im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie verlängern.
Warum das wichtig ist
- Diese Metaanalyse spricht für PD-1/PD-L1-Inhibitoren in Kombination mit einer Chemotherapie als Erstlinienbehandlung von Patienten mit therapienaivem, PD-L1-negativem fortgeschrittenem NSCLC.
- Die beste Kombination von PD-1/PD-L1-Inhibitoren plus Chemotherapie für diese Patientengruppe muss noch in vergleichenden Studien ermittelt werden.
Studiendesign
- Metaanalyse von 12 randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) mit insgesamt 5410 Teilnehmern nach einer Suche in PubMed, Embase und Cochrane Library.
- PD-L1-negativer NSCLC war definiert durch eine PD-L1-Expression von <1%.
- In den RCTs wurden Kombinationen von PD-1/PD-L1-Inhibitoren und Chemotherapie im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie im Hinblick auf zwei primäre Endpunkte (OS und PFS) und einen sekundären Endpunkt (objektive Ansprechrate [ORR]) untersucht.
- Finanzierung: keine.
Wesentliche Ergebnisse
- Die PD-L1-negative Expression war weit verbreitet: 38,9 % der gepoolten Patienten wiesen eine PD-L1-negative Expression auf.
- In den 12 RCTs erhielten 3051 Patienten PD-1/PD-L1-Inhibitoren plus Chemotherapie und 2359 Patienten eine alleinige Chemotherapie.
- PD-1/PD-L1-Inhibitoren plus Chemotherapie verlängerten das OS um 29% im Vergleich zu alleiniger Chemotherapie (HR 0,71; 95% KI 0,63-0,80).
- PD-1/PD-L1-Inhibitoren plus Chemotherapie verlängerten das PFS um 35% gegenüber alleiniger Chemotherapie (HR 0,65; 95% KI 0,58-0,72).
- Mit PD-1/PD-L1-Inhibitoren plus Chemotherapie war die Wahrscheinlichkeit, ein objektives Ansprechen zu erreichen, größer als mit Chemotherapie allein (OR 1,86; 95% KI 1,46-2,38).
Einschränkungen
- In der Metaanalyse wurden zusammenfassende Daten auf Studienebene verwendet, die eine geringere statistische Aussagekraft haben als Daten auf individueller Patientenebene.
- Da die Daten aus Untergruppenanalysen von PD-L1-negativen Patienten gewonnen wurden, reichte die Aussagekraft der RCTs nicht, um Unterschiede in den Behandlungseffekten auf OS und PFS zu erkennen.
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