Nordrhein-Westfalen: Geringe Antibiotika-Belastung in Badeseen
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaft
Forscher des Universitätsklinikums Bonn geben pünktlich zum Beginn der Badesaison weitgehend Entwarnung: In 16 ausgewiesenen Badeseen in Nordrhein-Westfalen wurden nur sehr geringe Mengen an Antibiotika und antibiotikaresistenten fakultativ-pathogenen Bakterien nachgewiesen, so die Ergebnisse einer Studie, die kürzlich im Journal Exposure and Health publiziert wurde.
Hintergrund
Die Erholungsnutzung von Badegewässern ist in Deutschland sehr beliebt. Allerdings sorgte die Verbreitung von Antibiotika-Rückständen in Badeseen vergangenen Sommer für Schlagzeilen. Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz beauftragte deshalb gemeinsam mit dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW Wissenschaftler vom Universitätsklinikum Bonn mit der Untersuchung von sechzehn Badegewässern in Nordrhein-Westfalen.
Zwei Badeseen sind dauerhaft gering belastet
Ziel war es, das Vorhandensein von antibiotikaresistenten fakultativ-pathogenen Bakterien, Antibiotikarückständen oder Resistenzgenen zu identifizieren. Die Studie umfasste hygienisch-mikrobiologische Analysen gemäß der EU-Badegewässerrichtlinie, Antibiotikarückstandsmessungen, molekulare Analysen zur Identifizierung von antibiotikaresistenten fakultativ-pathogenen Bakterien und Resistenzgenen sowie die Entwicklung eines Risikobewertungsinstruments.
Die Ergebnisse: In drei der 16 Badegewässer wurden niedrige Konzentrationen an Antibiotika-Rückständen gemessen, heißt es in einer Mitteilung des Universitätsklinikums Bonn. Bei zwei Badegewässern gab es Hinweise auf eine geringe Belastung mit antibiotikaresistenten fakultativ-pathogenen Bakterien. Nur eine Probe enthielt ein Resistenzgen. Vier Proben zeigten vereinzelte, geringe Antibiotika-Verunreinigungen. Zehn Badeseen waren völlig unbelastet.
Immungeschwächte Menschen sollten Badegewässer meiden
„Wir können Entwarnung geben: Die Wasserqualität entsprach der EU-Badegewässerrichtlinie, und die enthaltenen Mengen an Antibiotika und -resistenten Keimen war sehr gering“, wird Prof. Martin Exner, Direktor des Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit des Universitätsklinikums Bonn in der Mitteilung zitiert. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese geringen Belastungen mit Antibiotika und -resistenzgenen für gesunde Menschen kein Gesundheitsrisiko darstellen. Allerdings sollten Patienten mit Beeinträchtigungen des Immunsystems generell natürliche Badegewässer meiden. Der Mediziner rät außerdem Menschen mit Risikofaktoren, wie etwa chronischen Wunden, offenen Hauterkrankungen, andauernden Antibiotikabehandlungen oder Urinkatheter davon ab, in belasteten Gewässern zu baden.
Auch seien die Ergebnisse der Studie nicht direkt auf andere Badegewässer übertragbar, heißt es weiter. Allerdings zeigten auch Gewässeruntersuchungen aus Niedersachsen, Bayern und Rheinland-Pfalz ähnlich geringe Werte zu Antibiotika und -resistenzgenen. Die Wissenschaftler wollen ihre Untersuchung der Badegewässer auf Antibiotika und entsprechende Resistenzen künftig ausweiten, um die Risiken für die Badenden noch besser klassifizieren zu können.
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