Niedriger Sozialstatus beim Schlaganfall mit initial größerem Infarktvolumen assoziiert

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

In einer unizentrischen Studie mit 1098 Schlaganfall-Patienten wurde am Massachusetts General Hospital festgestellt, dass jene mit einem niedrigeren sozialen Status bereits bei der Einlieferung ein durchschnittlich größeres Infarktvolumen hatten. Dies erklärt weitgehend, warum diese Patienten langfristig mehr Behinderungen zurückbehalten.

Hintergrund

Zwar gibt es eine Assoziation zwischen den langfristigen Behinderungen nach einem Schlaganfall, und dem soziökonomischen Status, die Gründe für die Unterschiede sind aber unklar. In der aktuellen Studie wurde deshalb gefragt, ob der soziale Status mit einem größeren Infarktvolumen assoziiert ist, und ob dies die Unterschiede erklären kann.

Design

Kohortenstudie mit 1256 Personen, die nacheinander an einer einzigen Klinik (Massachusetts General Hospital, Boston) mit einem akuten ischämischen Schlaganfall erfasst wurden, und die binnen 24 Stunden eine Bildgebung mittels Magnetresonanz erhalten hatten. Bei ihnen wurde die initiale Schwere des Schlaganfalls anhand klinischer (National Institutes of Health Stroke Scale, NIHSS) und Bildgebungs-Kriterien (Infarktvolumen laut diffusionsgewichteter MRI) bestimmt, und die Langzeit-Behinderungen mittels Rankin-Skala erfasst. Dem gegenübergestellt wurde der sozioökonomische Status anhand des medianen Haushaltseinkommens im Postleitzahlbezirk und einem, aus Daten der US-Volkszählung abgeleiteten Deprivationsindex am Wohnort (ADI).

Ergebnisse

  • Die 1098 Patienten, für die vollständige Informationen verfügbar waren, hatten ein Durchschnittsalter von 68,1 Jahren und waren zu 55,3 % männlich.
  • Die Forscher fanden eine inverse Assoziation zwischen dem Einkommen und
    • dem initialen Infarktvolumen (standardisierter ß-Wert – 0,074; 95%-Konfidenzintervall – 0,127 bis – 0,020; P = 0,007),
    • dem initialen NIHSS: ß = - 0,113; 95%-KI – 0,171 bis – 0,054; P < 0,001, sowie
    • der Langzeitbehinderung: ß = - 0,092; 95%-KI – 0,149 bis – 0,035; P = 0,001.
  • Diese Assoziationen blieben nach multivariabler Adjustierung stabil.
  • Der Großteil der Assoziation zwischen dem sozioökonomischem Status und der Langzeitbehinderung beruhte auf der initialen Schwere des Schlaganfalls (64 %). Dieser Befund war ähnlich, wenn der ADI als Grundlage für des sozioökonomischen Status benutzt wurde.

Klinische Bedeutung

Die Befunde legen nahe, dass Schlaganfallpatienten mit einem niedrigeren sozialen Status initial ein durchschnittlich größeres Infarktvolumen haben, und dass dies den Großteil der Unterschiede bei der langfristigen Erholung erklärt. Die Autoren formulieren dies derart, dass die Schuld an den Ungleichheiten bei Faktoren liegen müsse, die vor der Einweisung in die Klinik zu suchen sind.

Finanzierung: National Institutes of Health, American Heart Association.