Neuseeländische Studie liefert weitere Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen psychischen Leiden und Demenz

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Langfristig ist das Risiko, eine Demenz zu entwickeln, für Individuen mit psychischen Erkrankungen mehr als 4-mal höher als für Personen ohne psychische Störungen. Der Diagnosezeitpunkt ist für die erste Gruppe durchschnittlich 5,6 Jahre früher.

Hintergrund

Nach Ansicht der Autoren werden psychische Erkrankungen als modifizierbare Risikofaktoren für eine Demenz unterschätzt. Eine Datenbasis über die Zusammenhänge erfordere jedoch eine große, repräsentative Stichprobe mit einer langen Nachverfolgungszeit.

Design

Bevölkerungsbasierte Registerstudie zu psychischen Störungen, Alzheimer-Erkrankung und anderen Demenz-Formen bei allen 1,7 Millionen Menschen, die zwischen 1928 und 1967 in Neuseeland geboren wurden und dort mehr oder weniger lang im 30-jährigen Beobachtungszeitraum von 1988 bis 2018 lebten.  Dem gegenübergestellt wurden die Diagnosen psychischer Erkrankungen anhand der Aufzeichnungen öffentlicher Kliniken.

Ergebnisse

  • Das relative Risiko (RR), eine Demenz zu entwickeln, war für Personen mit einer psychischen Störung gegenüber Personen ohne solch eine Erkrankung um mehr als das Vierfache erhöht (RR = 4,24; 95%-Konfidenzintervall 4,07 – 4,42).
  • Personen mit einer psychischen Störung wurden durchschnittlich 5,60 Jahre (95%-KI 5,31 – 5,90) früher mit einer Demenz diagnostiziert.
  • Diese Assoziationen hatten unabhängig von Geschlecht und Alter Bestand, ebenso wie bei der Berücksichtigung präexistierender chronischer körperlicher Erkrankungen und sozioökonomischer Benachteiligungen.
  • Die Assoziationen erstreckten sich über verschiedene Arten von mentalen Erkrankungen und selbstschädigendem Verhalten, mit einem RR zwischen 2,93 für neurotische Krankheitsbilder und 6,20 für psychotische Störungen. Dabei war das Risiko für eine Alzheimer-Demenz um den Faktor 2,76 erhöht (95%-KI 2,45 – 3,11), und für alle anderen Demenzen um den Faktor 5,85 (95%-KI 5,58 – 6,13).

Klinische Bedeutung

Die Daten aus Neuseeland belegen und quantifizieren den Zusammenhang zwischen psychischen Störungen und dem Risiko einer Demenz. Ermöglicht wurde diese Einsicht durch die Verlinkung medizinischer Aufzeichnungen mit Verwaltungsdaten auf Ebene der Gesamtbevölkerung. Die Schlussfolgerung der Autoren lautet, dass die Linderung mentaler Erkrankungen in einem frühen Lebensabschnitt auch neurodegenerative Leiden lindern und die Lebensqualität im Alter erhöhen könne.

Finanzierung: National Institute on Aging, UK Medical Research Council, National Institute of Child Health and Development.