Neurowoche 2022 – Lebensqualität von MS-Patienten korreliert mit späterer Behinderung

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Neue Daten belegen den Wert von Patientenberichten zur Abschätzung des Verlaufs der Behinderung bei Menschen, die an der Multiplen Sklerose (MS) erkrankt sind. Hier sei ein Paradigmenwandel nötig, postulierte Dr. Abmed Abdelhak von der University of California, San Francisco, auf der Neurowoche 2022 in Berlin.

Hintergrund

Die Erfassung der Krankheitsprogression bei MS-Patienten ist mit einem hohen Aufwand verbunden, gleichzeitig sind Prognosen zum Fortschreiten der Behinderung mit einer großen Unsicherheit behaftet. Der prädiktive Wert von früh erhobenen, Patienten-berichteten Outcomes ist unklar.

Ergebnisse

  • Die aktuellen klinischen Parameter zur Erfassung der Ergebnisse von MS-Therapien sind von begrenztem Nutzen, denn sie übersehen einige der für Patienten wichtigsten Parameter wie Fatigue, Depressionen und die Verminderung der Lebensqualität.
  • Mit Kollegen am Universitätsklinikum Ulm hat Abdelhak im Rahmen der prospektiven Studie EMBIOPROMS bei 246 Patienten mit progressiver MS zahlreiche Biomarker erfasst, gleichzeitig eine umfassende Bildgebung durchgeführt, aber auch eine Batterie von Patienten-berichteten Outcomes (PROMS) abgefragt.
  • Nach Adjustierung für Alter, Geschlecht, Behandlungseffekt, Krankheitsdauer und EDSS korrelierten die Patientenberichte aus den 2 Jahren vor Erfassung der Krankheitsprogression mit dem späteren Fortschreiten der Behinderung: Dafür wurden Depression nach Beck-Inventory abgefragt (P = 0,010), die körperliche und psychische Lebensqualität mit der MS Impact-Skala-29 (P = 0,006 bzw. 0,003) und Fatigue gemäß der Fatigue Scale for Motor and Cognition (P = 0,065). Anhand dieser Ergebnisse wurden dann Cut-Off-Werte festgelegt, die – so Abdelhak – „bei der Diagnose des Fortschreitens der Behinderung helfen könnten.“
  • Zur Validierung dieser Hypothese nutzten die Neurologen Daten der Placebo-Gruppe aus der ORATORIO-Studie, die ebenfalls eine 2-jährige Laufzeit hatte, und bei der die Lebensqualität mittels dem SF – 36 Health Survey abgefragt worden war. Der Zusammenhang zwischen schlechteren Ergebnissen bei der QoL nach 2 Jahren und fortschreitenden Behinderungen sei ähnlich gewesen wie in der EMBIOPROMS-Studie, so Abdelhak.
  • In der EMBIOPROMS-Studie waren darüber hinaus jedoch die PROM-Werte zu Studienbeginn prädiktiv für die Vorhersage der Behinderungen. Das Chancenverhältnis HR für Patienten in der oberen gegenüber der unteren 30-Percentile für eine bestätigte Krankheitsprogression war 2,0 (P = 0,007); beim Vergleich der obersten mit der untersten 10-Percentile war HR = 2,8 (P = 0,005).  

Interessenkonflikte: Keine.