Neurowoche 2022 – Hirnveränderungen nach COVID-19-Infektion im Fokus
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Aktuelle bildgebende Studien zu Veränderungen des Gehirns bis zu 9 Monaten nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 belegen negative Veränderungen im Hirnstoffwechsel, aber auch Volumenreduktionen in spezifischen kortikalen Regionen. Gegen Ende der Untersuchungsperiode findet man eine erneute Zunahme des Hirnvolumens, allerdings ist noch unklar, ob es sich dabei um Kompensationsmechanismen handelt, oder beispielsweise Anzeichen eines Hirnödems.
Hintergrund
Veränderungen in der Struktur und im Stoffwechsel des Gehirns nach einer COVID-19-Infektion können durch die Bildgebung mittlerweile nachgewiesen werden. Ob es sich dabei lediglich um Korrelationen handelt, oder ob eine Kausalität vorliegt, ist jedoch weniger leicht zu beantworten, so Dr. Julia Bungenberg von der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums der RWTH Aachen während der Neurowoche 2022 in Berlin.
Ergebnisse
- 5 „Top-Studien“ liefern neue Erkenntnisse zu Veränderungen des Gehirns beim Post-COVID-19-Syndrom: Hosp et al. (Brain) und Blazhenetes et al. (Journal of Nuclear Medicine) präsentierten bereits 2021 PET-Untersuchungen an 15 bzw. 8 neurokognitiv auffälligen Personen. Mittels cMRT nachgewiesene Auffälligkeiten der Hirnstruktur berichteten in diesem Jahr Douaud et al. in Nature von 401 nicht selektierten Patienten (plus 300 Kontrollen) aus der UK Biobank, Josephine Heine et al. (unpubliziert) von 48 Fatigue-Patienten der Charité, sowie Besteher et al. in Psychiatry Research zu 30 Patienten mit neuropsychiatrischen Auffälligkeiten. Die Aufnahmen dokumentieren den Zeitraum von der subakuten Phase nach einem Monat bis zu 9 Monaten.
- Die meisten Veränderungen seien „nichts, was ein Neurologe mit bloßem Auge feststellen kann“, so Bungenberg. Die quantitativen Auswertungen zeigen jedoch:
- Signifikant veränderte Stoffwechselmuster nach einem Monat, die auf eine neokortikale Dysfunktion hinweisen, vor allem frontoparietal und temporal. Dies korreliert mit verminderten Leistungen im MoCA-Test. 8 – 9 Monate nach der Infektion wurde dagegen wieder eine Volumenzunahme in diesen Regionen dokumentiert.
- Frühzeitige signifikante Abnahmen der Dichte der graue Substanz im orbitofrontalen Kortex und parahippocampalen Gyrus und Zunahme von Biomarkern für Gewebeschäden in Regionen mit Verbindung zum primären olfaktorischen Kortex.
- Anhaltender Hypometabolismus im Neokortex nach 6 Monaten, jedoch teilweise Normalisierung der neokortikalen Dysfunktion.
- Sehr starke Korrelation von Volumenabnahme in den Basalganglien, im Pallidum und im linken Hippocampus mit der Fatigue-Symptomatik.
Interessenkonflikte: Keine.
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