Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen: Satralizumab verhindert Rezidive
- Nancy A. Melville
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Die Langzeitbehandlung von Anti-Aquaporin-4 (AQP4)-Antikörper-positiven Patienten mit Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (NMOSD) mit dem monoklonalen Antikörper Satralizumab bietet eine anhaltende Freiheit von Krankheitsschüben ohne dass sich über einen Zeitraum von fünf Jahren neue Sicherheitsbedenken ergeben. Dies zeigen neue Forschungsergebnisse, die auf der Jahrestagung 2023 des Consortium of Multiple Sclerosis Centers (CMSC) präsentiert wurden.
"In Langzeitbeobachtungen sehen wir eine gute, anhaltende Rezidivunterdrückung sowohl in der Früh- als auch in der Spätphase der Behandlung", sagte Studienleiter Dr. Anthony Traboulsee (University of British Columbia, Vancouver).
"Die Behandlung ist sehr gut verträglich, kein Teilnehmer hat sie aufgrund von Nebenwirkungen abgebrochen", erklärte er. "Und, was wichtig ist, [es gibt] keine Anzeichen für ein verzögertes Infektionsrisiko, weder für die Monotherapie noch für die Kombinationstherapie."
Satralizumab, ein monoklonaler Recycling-Antikörper, richtet sich gegen den Interleukin (IL)-6-Rezeptor, der im Serum und in der Zerebrospinalflüssigkeit von Patienten mit NMOSD erhöht ist.
Das Medikament wurde 2020 von der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA für die Behandlung von AQP4-Antikörper-positiven NMOSD-Patienten zugelassen, nachdem zwei Schlüsselstudien positive Ergebnisse erbracht hatten: SAkuraSky und SAkuraStar. Die FDA-Zulassung weist Satralizumab als die dritte Therapie für NMOSD aus, nach Eculizumab und Inebilizumab. Satralizumab wird als subkutane Injektion alle vier Wochen verabreicht, nach einer Anlaufphase mit Injektionen in den Wochen 0, 2 und 4.
Bislang längste klinische Studie
Um die langfristige Wirksamkeit des Medikaments bei der Behandlung von AQP4-IgG-positiver NMOSD zu untersuchen, wurden Patienten aus den beiden vorangegangenen Phase-3-Studien in die einarmige, offene SAkuraMoon-Studie aufgenommen und weiter mit Satralizumab (120 mg n einmal monatlich) - mit oder ohne immunsuppressive Therapie - behandelt.
Die Studie schloss 106 Patienten ein (Durchschnittsalter 44 Jahre, 89,6 % Frauen), die alle bis zum Studienende im Januar 2022 eine oder mehrere Dosen von Satralizumab erhalten hatten.
Bei einer medianen Behandlungsdauer von 5 Jahren lag die bereinigte jährliche Rate an Rückfällen (ARR) bei 0,09.
Die Langzeitbewertung zeigte zudem keinen signifikanten Anstieg der Rezidivrate im Studienverlauf, mit einer ARR-Rate von 0,16 im ersten Jahr, 0,10 im zweiten Jahr, 0,05 im dritten Jahr und 0,07 im vierten Jahr.
In Woche 240 (4,6 Jahre) waren 72 % der mit Satralizumab behandelten Patienten schubfrei, wobei 91 % frei von schweren Rückfällen waren.
Darüber hinaus kam es bei 85 % der Patienten während des Studienzeitraums zu keiner anhaltenden Verschlechterung der Behinderung, gemessen anhand des Expanded Disability Status Scale (EDSS).
Auf die Frage nach potenziellen Untergruppen von Patienten, die möglicherweise anfälliger für eine Verschlechterung der Behinderung sind, antwortete Traboulsee: "Das können wir noch nicht sagen. Ich würde dies gerne weiter untersuchen, da dies eine relativ neue Beobachtung, und soweit ich weiß, die längste Nachbeobachtungszeit für eine NMO-Behandlungsstudienkohorte ist", sagte er.
Günstiges Sicherheitsprofil
Das Sicherheitsprofil war ebenfalls günstig und stimmte mit den Ergebnissen von früheren Studien überein. Die längere Behandlung mit Satralizumab war im Vergleich zu den Doppelblindstudien nicht mit einem höheren Risiko für schwerwiegende Veränderungen der Laborwerte (Grad 3 oder höher) verbunden.
"Die Häufigkeit von unerwünschten Ereignissen und schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen unter der Satralizumab-Behandlung insgesamt war vergleichbar mit der in den Doppelblindstudien", sagte Traboulsee.
"Bei Satralizumab in Kombination mit einer immunsuppressiven Therapie beobachten wir keine erhöhte Infektionsrate, da es sich nicht um ein Immunsuppressivum handelt - es unterdrückt keine Lymphozyten oder senkt den Immunglobulinspiegel", fügte er hinzu.
Während der Einsatz von Kombinationstherapien wichtige klinische Bedenken aufwirft, stellte Traboulsee fest, "dass dies bei Satralizumab in Kombination mit täglichem Prednison oder täglichem Azathioprin nicht der Fall zu sein scheint".
"Es gibt kein erhöhtes Risiko für Infektionen im Vergleich zu Placebo, und interessanterweise scheint es niedriger zu sein als bei Patienten, die nur Prednison oder Azathioprin erhalten", sagte er.
Während die mittlere Nachbeobachtungszeit 5 Jahre betrug, wurden einige Patienten der klinischen Studienpopulation seit bis zu 7,9 Jahren behandelt.
"Auf der Grundlage der aktuellen Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten könnten sie meiner Meinung nach, die Therapie unbegrenzt fortsetzen", so Traboulsee.
Zusätzlich zu seiner langfristigen Sicherheit und Wirksamkeit ist Satralizumab "für die Patienten einfach einzunehmen und erfordert keinen Anschluss an ein Infusionszentrum. Für Ärzte ist die Sicherheitsüberwachung einfach, zumal keine zusätzlichen Impfungen oder Vorsichtsmaßnahmen erforderlich sind, die über das hinausgehen, was im Rahmen der Routineversorgung üblich ist".
"Aus klinischer Sicht schließe ich daraus, dass es sich um eine hochwirksame und sichere Therapie allein oder in Kombination mit einem anderen Wirkstoff handelt", sagte Traboulsee.
Er merkte an, dass das Ausbleiben eines Anstiegs der Infektionen "wirklich ermutigend und sehr wichtig für eine chronische Krankheit ist, die ältere Patienten betrifft".
"Eine gute Erstlinientherapie"
Shailee Shah, Professorin in der Abteilung für Neuroimmunologie am Vanderbilt University Medical Center in Nashville, stimmte zu, dass die Ergebnisse ein gutes Zeichen für den langfristigen Nutzen von Satralizumab sind. "Dies sind vielversprechende Ergebnisse, die darauf hindeuten, dass Satralizumab langfristig sehr wirksam ist. Selbst wenn Patienten ein Rezidiv erleiden, sind diese Rezidive weniger schwerwiegend, als sie es wahrscheinlich wären, wenn die Patienten keine Behandlung erhalten würden", sagte sie.
Sie wies darauf hin, dass die Möglichkeit, sich Satralizumab selbst zu injizieren, zwar bequem ist, aber die Präferenzen der Patienten variieren. "Dies ist patientenabhängig", sagte Shah. "Für manche Patienten ist ein injizierbares Medikament ideal, andere bevorzugen eine Infusion [wie Eculizumab]."
Insgesamt sei Satralizumab "eine gute Erstlinientherapie für Patienten mit NMOSD in Ergänzung zu Eculizumab/Ravulizumab und Inebilizumab".
"Es ist sinnvoll, dieses Medikament als Einzeltherapie oder zusammen mit einer begleitenden immunsuppressiven Therapie in Betracht zu ziehen", sagte sie.
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