Neue S3-Leitlinie soll Infektionsrisiko im Schulunterricht minimieren

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

In vielen Bundesländern kehren seit Montag Schulen wieder schrittweise in den Präsenzunterricht zurück. Um das Infektionsrisiko zu vermindern und einen möglichst sicheren und geregelten Schulbetrieb in Pandemiezeiten zu ermöglichen, haben Fachgesellschaften in Zusammenarbeit mit Schüler-, Eltern- und Lehrerverbänden am 8. Februar eine S3-Leitlinie für „Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle einer SARS-CoV-2-Übertragung an Schulen“ vorgelegt. Darin vorgesehen sind vor allem kleinere Klassen, feste Kohorten, Masken im Unterricht, der richtige Umgang mit Verdachtsfällen und regelmäßiges Lüften.

Maßnahmenpaket statt Einzelempfehlungen

Für die S3-Leitlinie wurden 40 aktuell verfügbare Studien zur Wirksamkeit entsprechender Maßnahmen ausgewertet. Die Ergebnisse sind in 9 Kapitel eingeflossen. Wichtig dabei ist laut den Autoren, dass die Leitlinie immer als ein Maßnahmen-Paket verstanden werden soll. Weiterhin gelten grundsätzlich die AHA-L-Regeln. Darüber hinaus wurden Empfehlungen u.a. zu folgenden Fragestellungen gegeben:

  • Reduktion der Schüleranzahl im Präsenzunterricht: Bei mäßigem Infektionsgeschehen ist die Bildung von Kohorten vorgesehen. Schüler sollen in feste Gruppen eingeteilt werden, etwa jahrgangs- oder klassenweise. Damit soll eine Beschränkung auf Kontakte innerhalb einer festgelegten Gruppe erfolgen. Bei hohem Infektionsgeschehen empfiehlt die Leitlinie zusätzlich zur Kohortierung eine gestaffelte Öffnung nach Jahrgängen und/oder eine Halbierung der Klassen mit entsprechendem Wechselunterricht.

  • Maskentragen im Unterricht: Einig sind sich alle Experten darin, dass Masken ein wesentlicher Bestandteil sind, das Infektionsrisiko zu senken. Schülern, Lehrern und weiterem Schulpersonal wird daher das „sachgerechte“ Tragen einer Maske empfohlen. Ab einem hohem Infektionsgeschehen soll außerdem ein medizinischer Mund-Nasen-Schutz zum Einsatz kommen. FFP-2-Masken können indessen bei Schülern und Lehrern mit erhöhtem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe erwogen werden. Diese Regeln gelten generell auch für Grundschüler, betonen die Autoren. Wenn es das Infektionsgeschehen zulässt, gibt es hier laut Leitlinie allerdings die Möglichkeit für zeitlich und örtliche begrenzte Ausnahmen.

  • Schulweg: Auch im öffentlichen Personennahverkehr und in Schulbussen sollte eine OP-Maske getragen werden, meinen die Experten und raten gleichzeitig, das Personenaufkommen in den Verkehrsmitteln zu reduzieren. Dazu sollte der Unterricht zeitversetzt beginnen.

  • Musik- und Sportunterricht: Die Unterrichtsfächer Sport und Musik wurden in der Leitlinie besonders behandelt. Auch wenn Studien ein erhöhtes Übertragungsrisiko für SARS-CoV-2-Infektionen durch Singen und Blasinstrumente zeigen, soll der Musikunterricht an Schulen weiterhin stattfinden. Allerdings wird empfohlen auf das Singen und Spielen von Blasinstrumenten im Klassenverband zu verzichten und diese Aktivitäten ausschließlich im Einzelunterricht oder auch im Freien unter Einhaltung der Abstandsregeln durchzuführen.

    Auch der Sportunterricht sollte laut Leitlinie weiterhin stattfinden. Allerdings, wenn möglich im Freien sowie in kleinen, konstanten Gruppen. Die Maske soll abgesetzt werden können, heißt es außerdem. Sportunterricht in Innenräumen soll dagegen nur bei Einhaltung der allgemeinen Regeln zu Abstand, Hygiene und Lüften möglich sein.

  • Verdachtsfälle: Schüler mit Symptomen, die auf ein erhöhtes Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion hinweisen (Fieber, respiratorische Symptome, Kopfschmerzen, allgemeines Krankheitsempfinden, gastrointestinale Symptome, Störung des Geschmacks- oder Geruchssinns ) sollen erst nach einer symptomfreien Phase von 48 Stunden wieder am Präsenzunterricht teilnehmen dürfen. Kinder mit Rhinorrhoe oder verstopfter Nasenatmung (ohne Fieber), Husten, Halskratzen oder Räuspern können dagegen weiter regulär den Unterricht besuchen, heißt es in den Leitlinien.

  • Lüften in Unterrichtsräumen: Regelmäßiges und ausreichendes Lüften im Klassenraum halten die Autoren für unverzichtbar. Die Leitlinie sieht vor, dass Fenster und Türen alle 20 Minuten jeweils für 3 bis 5 Minuten geöffnet werden sollen, im Sommer alle 10-20 Minuten, außerdem nach jeder Unterrichtsstunde über die gesamte Pausenzeit. Geeignete Lüftungs- oder Raumlufttechnische Anlagen werden von den Experten als gleichwertig angesehen.