Neue Idee: Zentren für Primärversorgung

  • Presseagentur Gesundheit (pag)
  • Im Diskurs
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Von 1.000 Gesundheitskiosken träumt Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD). Hausärzte reklamieren für sich, in diese Strukturen eingebunden zu werden und zeigen sich wenig begeistert von diesem neuen Angebot. Jetzt kommt der Bundesverband Managed Care (BMC) mit einer weiterentwickelten Versorgungsidee: den Integrierten Primärversorgungszentren, IPVZ. Was ist das schon wieder?

 

Das Konzept des BMC für eine neue Organisationsform der Primärversorgung sieht vor, nichtärztliche Gesundheitsberufe stärker einzubinden und eine Primärversorgung anzubieten, die sozialraumübergreifend genutzt werden kann. „Dazu gehören Angebote zur Gesunderhaltung sowie die Verbindung von sozialen und medizinisch-pflegerischen Leistungen“, sagt Prof. Lutz Hager, Vorstandsvorsitzender des BMC. Ziel ist es, die unterschiedlichen Komponenten der Gesundheitsversorgung, die auch im Koalitionsvertrag angeschnitten werden, unter ein Dach zu bringen und einen logistisch umsetzbaren Rahmen zu schaffen. Im Fokus stehen Patientenorientierung und flächendeckende, multiprofessionelle Angebote auch für ländliche und sozial benachteiligte Regionen. Damit wird die Idee der Gesundheitskioske aufgegriffen und zusätzlich um entscheidende Aspekte – nämlich die ärztliche Versorgung – erweitert.

Nach Lauterbachs Vorstellungen sollte ein Gesundheitskiosk allgemeine Beratungs- und Unterstützungsleistungen zur medizinischen und sozialen Bedarfsermittlung anbieten, aber auch konkrete gesundheitliche und pflegerische Hilfe leisten. Dazu gehörten medizinische Routineaufgaben wie das Messen von Blutdruck und Blutzucker oder die Wundversorgung und subkutane Injektionen.

 

Primärversorgungszentren kommunal verankern

Weitere Kernaspekte der vom BMC vorgeschlagenen Zentren basieren auf kommunaler Verankerung und einer großen Bandbreite an Entwicklungs- und Handlungsspielraum. Gesundheitsdienstleistungen aus dem Bereich der Prävention, Rehabilitation und Sozialarbeit sollen integriert werden. „Wir stellen uns die Primärversorgungszentren so vor, dass sie wie eine Spinne im Netz hängen und die verschiedenen Akteure miteinander verknüpfen“, sagt Franz Knieps, Vorstand des BKK-Dachverbands, der am Impulspapier des BMC zu den Primärversorgungszentren mitgewirkt hat. IPVZ würden als erste Kontaktstelle für nicht-ärztliche Leistungen der Erst-, Grund- und Routineversorgung fungieren. In Regionen mit einem Versorgungsmangel könnten sie auch ohne einen Arztsitz betrieben werden. Allerdings sollten die Zentren Andockstellen für die ärztliche Versorgung sein und im Rahmen der Befundung und Diagnose mit Kooperationspraxen via Telemedizin zusammenarbeiten. Abhängig von regionalen Bedarfen bestünde somit die Option, die Zentren durch angepasste Angebote und die Zusammenarbeit mit Dritten zu erweitern. Bei erkennbarem Versorgungsmangel sollen Kommunen das Recht erhalten, Primärversorgungszentren selbst zu errichten und auszuschreiben. Ergänzend werden eine verbesserte Kommunikation und Vernetzung landesweit vorgeschlagen, sowie der Zugriff auf die Nutzung digitaler Möglichkeiten.

 

Bevölkerungsbezogene Versorgungsverträge

Die Idee der Primärversorgungszentren kommt dem skizzierten Weg im Koalitionsvertrag sehr nahe. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, spezifische Vergütungsstrukturen zu entwickeln und bevölkerungsbezogene Versorgungsverträge in Gesundheitsregionen attraktiv zu machen. Dazu soll der gesetzliche Spielraum für Verträge zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern ausgeweitet werden. Vorfahrt für innovative Versorgungsstrukturen wünscht sich die Regierung. „Unser Konzept der Integrierten Primärversorgungszentren soll als Diskussionsvorschlag für eine zukunftsfähige und regional gestaltbare Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung verstanden werden“, erläutert Prof. Hager.