Neue Hinweise: Depression könnte Demenzrisiko erhöhen
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Eine Bevölkerungs-basierte Langzeitanalyse mit den Daten von mehr als 1,4 Millionen Einwohnern Dänemarks ergab, dass das Risiko für eine Demenz sowohl bei Männern als auch bei Frauen mehr als doppelt so hoch ist, wenn zuvor eine Depression diagnostiziert wurde, als wenn keine solche Diagnose erfolgte. Da die Assoziation über die verschiedenen Lebensabschnitte persistierte, vermuten die Autoren einen kausalen Zusammenhang
Hintergrund
Eine Assoziation zwischen einer Depression im Alter und einer nachfolgenden Demenz-Diagnose wurde bereits mehrfach festgestellt. Weniger klar ist jedoch, wie die Assoziation über die gesamte Lebenszeitaussieht, und ob es sich bei der Depression um ein frühes Symptom der Demenz handelt, oder um eine Reaktion auf die präklinische Demenzerkrankung.
Design
Fall-Kontroll-Studie auf Bevölkerungsebene zur Assoziation zwischen einer Depression im frühen, mittleren oder späteren Lebensabschnitt und einer beginnenden Demenz-Neuerkrankung. Untersucht wurden 246.499 dänische Staatsbürger (64,7 % Frauen, medianes Alter 50,8 Jahre), die gemäß ICD die Diagnose einer Depression erhalten hatten, und in den nationalen Patientenregistern erfasst waren, sowie weitere 1.119.302 Individuen gleichen Alters und Geschlechts ohne Diagnose einer Depression. Die beiden Gruppen wurden gegenübergestellt und bezüglich der Inzidenz von Demenzerkrankungen gemäß ICD von 1977 bis 2018 nachverfolgt. Die Assoziation zwischen Depression und Demenz wurde mittels Regressionsanalyse untersucht und adjustiert für eine Vielzahl von Parametern einschließlich Ausbildung, Einkommen, Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen sowie psychischen Störungen. Eine Stratifizierung erfolgte gemäß dem Alter bei der Diagnose der Depression, dem Zeitraum bis zum Indexereignis und dem Geschlecht. Die mediane Nachverfolgungszeit in den beiden Gruppen betrug 7,89 bzw. 9,04 Jahre.
Ergebnisse
· Etwa 2/3 der Diagnosen einer Depression waren vor Ende des 60. Lebensjahres erfolgt und betrafen Frauen. Mit 19,8 % waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen die häufigste Komorbidität unter den Patienten mit einer Depression.
· 14.000 Studienteilnehmer mit einer Depression wurden später mit einer Demenz diagnostiziert (5,7 %). In der Kontrollgruppe gab es 38.652 Demenz-Diagnosen (3,2 %). Das Risiko war höher bei Männern und jenen über 60 Jahren.
· Bei Einbeziehung des Todesrisikos betrug das Risiko einer Demenzdiagnose über den Studienzeitraum nach einer Depressions-Diagnose 13,6 % (95%-Konfidenzintervall 13,0 – 14,2) gegenüber 11,5 % (95%-KI 11,3 – 11,8) in der Vergleichsgruppe. Die Differenz von 2,09 Prozentpunkten hatte ein 95%-KI 0,81 – 3,37.
· Das Chancenverhältnis HR, eine Demenz zu entwickeln, betrug 2,41 (95%-KI 2,35 – 2,47) zuungunsten der Teilnehmer mit einer Depression. Diese Assoziation persistierte auch nach einem Abstand von 20 – 39 Jahren zum Indexereignis (HR 1,79; 95%-KI 1,58 – 2,04). Erfolgte die Diagnose der Depression früh (18 – 44 Jahre) betrug die HR 3,08. In mittlerem Alter (45 – 59 Jahre) war HR = 2,95. Und bei ≥ 60 Jahren 2,31.
Klinische Bedeutung
Die Studie bestätigt erneut die Assoziation zwischen Depression und (nachfolgender) Demenz. Zur Frage der Kausalität schreiben die Autoren: „Die persistente Assoziation zwischen Demenz und einer Depression, die im frühen oder mittleren Lebensabschnitt diagnostiziert wurde, legt nahe, die Depression das Demenzrisiko erhöhen kann.“
Finanzierung: Keine Angaben.
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