Neue Hinweise auf den Nutzen von Folsäure als Biomarker einer späteren Demenz
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Eine Folsäure-Defizienz (< 4,4 pg/mL im Serum) ist bei Menschen zwischen 60 und 75 Jahren mit einem um ca. 70 % erhöhten Risiko für eine Demenzerkrankung und einer annähernd verdreifachten Gesamtmortalität assoziiert. Auch wenn die Beziehung womöglich nicht kausal ist, spricht nach Ansicht der Autoren einiges für den Nutzen der Folsäure als Biomarker.
Hintergrund
Die Frage, ob – insbesondere ältere – Menschen mit einer Folsäuredefizienz ein erhöhtes Demenzrisiko haben, wird schon länger diskutiert. Untersuchungen wurden bisher allerdings meist mit kleinen Personenzahlen durchgeführt und konnten das Problem einer reversen Kausalität und kompetitierender Mortalität nicht eindeutig lösen.
Design
Populationsbasierte Studie anhand der Daten des israelischen Gesundheitsdienstes Meuhedet mit 28.188 Teilnehmern im Alter zwischen 60 und 75 Jahren. Sie hatten mindestens 10 Jahre lang vor Beginn der Untersuchung keine Anzeichen für eine Demenz gezeigt und waren wiederholt auf Serum-Folat-Konzentrationen getestet worden, die bei < 4,4 ng/mL als Defizienz eingeordnet wurden. Anschließend wurden die Assoziationen zwischen Serumfolat-Defizienz, dem Risiko einer Demenz und der Gesamtmortalität mit Cox-Modellen für konkurrierende Risiken modelliert und abgeschätzt.
Ergebnisse
- Im Vergleich zu Teilnehmern mit normalen Folatwerten hatten diejenigen mit einer Folatdefizienz ein statistisch hochsignifikant höheres Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Das Chancenverhältnis HR betrug 1,68; das 95%-Konfidenzintervall 1,32 – 2,13 (p < 0,001).
- Für die Gesamtmortalität war das Risiko bei einer Folatdefizienz annähernd verdreifacht (HR = 2,98; 95%-KI 2,52 – 3,52; p < 0,001).
- Die Hinweise auf eine reverse Kausalität wurden für die Demenz als „moderat“ und für die Gesamtmortalität als gering („mild“) eingestuft.
Klinische Bedeutung
Wie einige ihrer Vorgänger kommt auch die Arbeitsgruppe um Anat Rotstein zu dem Schluss, dass die Folatwerte sich als Biomarker zur Erkennung von Personen mit erhöhtem Demenz- und Sterberisiko eignen könnten. Dies gilt trotz der Hinweise, dass die Folsäuredefizienz womöglich eher die Folge einer präklinischen Demenz ist als deren Ursache. Geschmälert wird die Aussagekraft der Studie jedoch dadurch, dass nur jene Versicherten eingeschlossen werden konnten, bei denen der Hausarzt eine Erhebung des Folatspiegels für angezeigt hielt – eine Selektion, die zur Verzerrung der Ergebnisse geführt haben könnte.
Finanzierung: Zuckerman-CHE Israeli Women Postdoctoral Scholarship für die Erstautorin.
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise