Neue Biomarker könnten die Wahl der Therapie bei Morbus Crohn erleichtern
- Damian McNamara
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Die Verschreibung eines Biologikums für Patienten mit Morbus Crohn ist ein komplizierter Prozess, bei dem die bisherige Therapie, der Schweregrad der Erkrankung, die Kosten und andere Faktoren berücksichtigt werden. Bislang fehlte jedoch die Möglichkeit, das endoskopische Ansprechen auf ein bestimmtes Biologikum genau vorherzusagen, um die Wahl der Therapie zu erleichtern. Neue Biomarker aus dem peripheren Blut, die auf DNA-Methylierung basieren, könnten bald helfen, das endoskopische Ansprechen auf Wirkstoffe wie Adalimumab, Vedolizumab und Ustekinumab bei Crohn-Patienten vorherzusagen.
"In den letzten zehn Jahren hat sich gezeigt, dass sich die DNA-Methylierung von Menschen mit entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und gesunden Kontrollpersonen deutlich unterscheidet. Viele dieser Studien deuten darauf hin, dass die DNA-Methylierung eine Rolle bei der Vorhersage des Ansprechens auf eine Behandlung spielt", sagte Dr. Vincent Joustra bei der Vorstellung der Ergebnisse der EPIC-CD-Studie auf dem Kongress 2023 der European Crohn's and Colitis Organisation (ECCO) in Kopenhagen.
Nach dem Vergleich von endoskopischen Respondern mit Non-Respondern fanden die Wissenschaftler heraus, dass "DNA-Methylierungsprofile tatsächlich mit dem Ansprechen auf Adalimumab, Vedolizumab und Ustekinumab in Verbindung stehen", so Joustra (Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie, Universität Amsterdam).
Methylierung: Methodik
Joustra und Kollegen untersuchten prospektiv die DNA-Methylierung in den peripheren Blutproben von 184 Erwachsenen mit Morbus Crohn. Sie verglichen die Biomarker zu Beginn der Biologika-Therapie und erneut nach einem Median von 28 Wochen nach der Behandlung mit Adalimumab (58 Patienten), Vedolizumab (64 Patienten) und Ustekinumab (62 Patienten).
Die Teilnehmer wurden in eine Entdeckungskohorte zur Identifizierung relevanter Biomarker und in eine Validierungskohorte zur Bestätigung der Ergebnisse unterteilt. Die Ergebnisse wurden anhand einer separaten Patientenkohorte an der Universität Oxford validiert. Das Ansprechen wurde streng definiert als Rückgang eines einfachen endoskopischen Scores für Morbus Crohn um mindestens 50 %, steroidfreies klinisches Ansprechen oder Remission unter Verwendung des Harvey Bradshaw Index und/oder biochemisches Ansprechen oder Remission. Bevor die Patienten behandelt wurden, erstellten die Forscher drei epigenetische Panels. Die CpG-Loci von Interesse wurden mit dem "Infinium MethylationEPIC BeadChip Array" identifiziert, der über 850.000 CpG-Stellen im gesamten Genom misst.
Wichtigste Ergebnisse
Ein epigenetisches Panel enthielt 100 für Adalimumab relevante CpG-Loci, die mit einer "endoskopischen Reaktion mit hoher Genauigkeit" korrelierten, mit einer Fläche unter der Kurve (AUC) von 0,73 bei der Validierung. Ein zweites Panel, das für Vedolizumab erstellt wurde, umfasste 22 CpG-Loci und hatte eine AUC-Genauigkeit von 0,89. Das dritte Panel, spezifisch für Ustekinumab, umfasste 68 CpG-Loci und hatte eine AUC-Genauigkeit von 0,94.
Die Marker sind weitgehend einzigartig für jeden Wirkstoff. Nur zwei CpG-Loci überlappten sich zwischen Adalimumab und Ustekinumab, wie Joustra berichtete. "Wichtig ist, dass unser Modell in der Lage war, das Ansprechen vor der Behandlung bei einer völlig anderen Gruppe von Patienten als der Oxford-Validierungskohorte mit einer AUC von 0,75 vorherzusagen."
Eine sekundäre Analyse ergab keine Unterschiede in der Stabilität und Robustheit der Methylierungsmarker zwischen dem Ausgangswert und dem Wert nach 28 Wochen. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass die Biomarker während der Induktions- und Erhaltungsphase der Behandlung stabil sind.
"Natürlich müssen wir unsere Ergebnisse in einer klinischen Studie klinisch validieren, die derzeit durchgeführt wird", so Joustra. Diese Arbeit wird in der EPIC-CD-Studie sowie in der klinischen OMICROHN-Studie fortgesetzt.
Vielversprechender Start
"Dies sind wirklich interessante Ergebnisse, die einen wichtigen Bereich bei der Behandlung von Morbus-Crohn-Patienten betreffen", sagte der Co-Moderator der ECCO-Sitzung Dr. Tim Raine, der nicht an der Forschung beteiligt war. "Das Team fand eine Signatur, die eine hilfreiche Vorhersage des Ansprechens auf bestimmte Behandlungen zu ermöglichen scheint. Wichtig ist, dass diese Signatur im Laufe der Zeit stabil zu sein scheint, dass sie spezifisch für einzelne Medikamente ist und dass sie in einer externen Patientenkohorte validiert werden konnte", fügte der Gastroenterologe am Cambridge University Hospitals NHS Trust in Großbritannien hinzu.
Obwohl die in EPIC-CD verwendeten Verfahren noch nicht routinemäßig in der klinischen Praxis zur Verfügung stehen, "sind die Methoden gut etabliert und könnten bei entsprechender Entwicklung in einem validierten Labor sowie weiteren Validierungsarbeiten einen nützlichen Test für Gastroenterologen darstellen, die Patienten mit Morbus Crohn behandeln", so Raine.
Dieser Beitrag ist im Original erschienen auf Medscape.com. Übersetzt hat ihn Dr.Petra Kittner.
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